Camp der Western-Fans
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Camp der Western-Fans

Historie: Beim Internationalen Vorderladerschießen der Haller Schützengilde auf dem Hasenbühl lebt der Wilde Westen auf. Das Treffen ist am bevorstehenden Wochenende. 

Tipis auf dem Hasenbühl. Das Internationale Vorderladerschießen findet am Wochenende zum 55. Mal in Hessental statt. Archivfoto: Ufuk Arslan

30.08.2024

Der Bericht auf der vergilbten Seite aus dem Haller Tagblatt vom 21. September 1970 schwelgt in poetischen Bildern. „Das erste Treffen der historischen Bürgerwehren aus Württemberg und Bayern, das am gestrigen Sonntag Schwäbisch Hall mit herrlichem bunten Leben erfüllte, das die Mauern erzittern ließ vom Dröhnen der Salutschüsse und dem Donnern der Kanonenschläge, das die Luft dieses strahlenden Spätsommertages mit weißen Pulverschwaden erfüllte, wurde in jeder Beziehung ein voller Erfolg“, schwärmt der Autor vom ersten Treffen der Bürgerwehren in Verbindung mit dem zweiten Internationalen Vorderladerschießen der Schützengilde Schwäbisch Hall.

Zunächst Bürgerwehren

Schon damals luden die Hessentaler Schützen zum Wettbewerb auf den Hasenbühl ein, das zweite Jahr in Folge. „Die Idee hatte Richard Horlacher, der Chefredakteur des Deutschen Waffen-Journals, der auch Mitglied bei uns war“, berichtet Oberschützenmeister Hermann Kurz. In den ersten Jahren seien vor allem die historischen Bürgerwehren zu Gast gewesen, erzählt der 63-jährige Vereinsvorstand, zudem Schützenkommandant beim Großen Siedershof Schwäbisch Hall. Heute sind es Westernfreunde, Fans der amerikanischen Ureinwohner und Mittelaltervereine, die das große Vereinsgelände auf dem Hasenbühl mit nicht minder herrlichem bunten Leben erfüllen als vor 55 Jahren.

Waffen für Westernfans

In den 60er-Jahren hätten einige deutsche Firmen begonnen, Vorderlader zu bauen, ursprünglich für den amerikanischen Markt, beschreibt Kurz die Entwicklung. Doch auch in Deutschland und Europa hätten Westernclubs die nach historischem Vorbild gestalteten Waffen gekauft und sie natürlich ausprobieren wollen: „Das war der Anfang des IVS und das hat sich im Lauf der Jahre dann verselbstständigt.“

Längst ist die Veranstaltung europaweit eine der größten ihrer Art. Drei Tage lang präsentieren sich rund 200 Cowboys, Indianer und Landsknechte in üppiger Kostümierung den Besuchern. Hobbyisten aus dem deutschsprachigen Raum, aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden campieren auf dem Gelände. „Manche verbringen hier ihren Jahresurlaub“, weiß Schriftführer Dominik von Kopp-Ostrowski.

Wohnen in Tipis

Besonderes Highlight seien die detailverliebt nachgebauten Tipis. Die dafür notwendigen, bis zu sieben Meter langen Holzstangen lagern die Besitzer auf dem Gelände der Schützengilde, weil der Transport schlicht zu aufwändig wäre.

Mehr als 3000 Gäste pro Tag kamen in den vergangenen Jahren. Und auch am kommenden Wochenende rechnet das Veranstaltungsteam wieder mit dem großen Ansturm.

Gefragter Bohneneintopf

Für die Bewirtung sorgt die Schützengilde in Eigenregie. Aufgetischt werden Präriekartoffeln, Pommes, Pulled Pork, Flammkuchen und ein deftiger Bohneneintopf, wie ihn Bud Spencer und Terence Hill liebten: „Es soll Leute geben, die extra deswegen kommen“, schmunzelt Frank Greiner, Erster Schützenmeister der Gilde und Marktmeister.

Wie schafft es der Verein, die riesige Veranstaltung zu managen? „Mit geballter Teampower“, sagt Pressereferentin Winona Winkler. An die 80 Helferinnen und Helfer seien eingeplant: „Damit jeder auch mal eine Ruhepause einlegen kann.“ Beatrice Schnelle

Böllern, aber ohne Kugeln

Die Flat Iron Band ist Stammgast beim IVS auf dem Hasenbühl. Am Samstagabend spielen die sechs Männer mit Hut Westernmusik aus den 50er-Jahren bis zu den Hits der heutigen Zeit. Country, Hilly Billy, Blues und Rock‘n‘Roll hat die Band Highwaystation No.1 beim Konzert am Freitagabend dabei.

Beim Jedermannschießen am Sonntag können die Besucher ihre Treffsicherheit testen. Zur Verfügung stehen unter anderem diverse Vorderlader. An allen Schießständen achten Mitglieder der Schützengilde auf die Sicherheit und helfen mit Rat und Tat. Kinder sind zum Schießen mit Pfeil und Bogen auf der großen Bogenwiese eingeladen.

Scharfe Munition ist nur auf den Schießständen erlaubt. Waffen, die auf dem Festgelände getragen werden, dürfen nicht geladen sein. Auch die Kanonen, die auf dem Gelände zum Einsatz kommen, böllern ohne Kugeln.

Der Weltrekordhalter im Vorderladerschießen heißt Michael Sturm, ist Mitglied bei der Schützengilde Schwäbisch Hall und wohnt in Tüngental. cito