Sich frühzeitig mit dem eigenen Tod zu befassen, entlastet die ganze Familie
Sonderveröffentlichung

Alles geregelt Sich frühzeitig mit dem eigenen Tod zu befassen, entlastet die ganze Familie

Sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen: Dazu gehört auch, Vorsorge zu betreiben und beispielsweise ein Testament aufzusetzen.  Foto: dpa/Silvia Marks

11.03.2023

In Vergleich zu anderen Ländern sei der Tod in Deutschland noch ein Tabuthema. Diese Erfahrung hat Barbara Till gemacht, Bestatterin in Berlin. Zwar habe sich zuletzt bereits einiges getan und eine gewisse Offenheit etabliert, gleichwohl sei der Tod für viele Menschen ein Tabu. „Man schiebt dieses Theme gerne von sich weg“. 

Pfarrerin Stefanie Schardien aus Fürth hat ganz Ähnliches beobachtet: „Es gibt Menschen, die wollen nicht darüber reden.“ Das könne ganz unterschiedliche Gründe haben. Manchmal stecke die irrationale Furcht dahinter, dass man den Tod herbeirede, wenn man sich mit dem Sterben beschäftigt. Andere machen sich im Vorfeld Gedanken, schreiben auf, was ihnen wichtig ist und wollen ihre Angehörigen dadurch entlasten. 

Schon Gedankenspiele könnten ausreichen, sagt Schardien. Zum Beispiel bei einem Spaziergang über den Friedhof zu schauen, was einem gefällt. „Es geht darum, den Gedanken an sich heranzulassen“, erklärt die Pfarrerin. Es sei noch nicht angekommen, dass man locker mit Freunden über sein eigenes Ende sprechen könne, unabhängig vom Alter, sagt Anne Kriesel. Sie hat die Online-Plattform Bohana gegründet und informiert dort über Trauer, alternative Bestattungen und Vorsorgemöglichkeiten. Bestatterin Till wiederum hat Vorsorge-Partys ins Leben gerufen. In lockerer Atmosphäre kann jeder mit Freunden oder der Familie über den Tod sprechen. Till kommt als fachliche Unterstützung dazu. Die Themen sind verschieden: Welche Vollmachten sind sinnvoll, wie kann eine Beerdigung aussehen?

Aus Erfahrung weiß Barbara Till: „Die wirklichen Dramen entstehen zum Großteil, weil nichts geregelt und vorbereitet ist.“ Etwa weil bei unverheirateten Paaren dann auf einmal die Eltern zuständig sind und essenzielle Dinge entscheiden sollen, obwohl sie vielleicht seit Jahren gar kein enges Verhältnis mehr zu ihrem Kind hatten. Die meisten kümmerten sich vorab um nichts, stellt auch Anne Kriesel fest. Dann säßen die Liebsten bei einem Bestatter oder einer Bestatterin und wüssten nicht, ob der oder die Angehörige eine Erd- oder Feuerbestattung wollte. Eine Bestattungsverfügung kann hier helfen. Sie regelt, wie man konkret beerdigt werden möchte. Feuer-, See- oder Erdbestattung? Wie sähe die ideale Trauerfeier aus? 

Es muss natürlich nicht alles perfekt geplant sein. Pfarrerin Schardien will dabei den Druck rausnehmen. „Es kann auch eine schöne Beerdigung sein, wenn niemand schon lange zuvor etwas vorbereitet hat.“ Die Beschäftigung mit dem Tod bereichere aber auch das eigene Leben, darin sind sich die Frauen einig. „Weil man es ganz anders genießt und weiß, wie kostbar es ist“, sagt Barbara Till.
dpa

Notfall-Ordner anlegen

Um Angehörigen im Fall der Fälle langes Suchen zu ersparen, empfiehlt sich das Anlegen eines Notfall-Ordners, der die wichtigsten Papiere enthält: Darunter etwa das Testament, die Vorsorgerechtsverfügung, eine Betreuungsvollmacht, eine Patientenverfügung, einen Bestattungsvorsorgeplan und eine Bankenvollmacht sowie diverse Kopien.