Kirchengemeinde Sankt Cyriak in Eggingen: Liebevoll gehegtes Brauchtum
Sonderveröffentlichung

Mein Eggingen, Ermingen, Einsingen Kirchengemeinde Sankt Cyriak in Eggingen: Liebevoll gehegtes Brauchtum

Ein Bildstock am Waldrand oberhalb von Eggingen ist durchs Jahr Ziel einiger Prozessionen. Das Ehepaar Stumvoll pflegt die Stätte seit vielen Jahren ehrenamtlich.

Mathilde und Hubert Stumvoll vor dem Bildstock. Foto: Petra Starzmann

17.10.2021

Maria beweint den toten Jesus – diese Darstellung wird Pietà genannt, und sie findet sich im Bildstock bei Eggingen. „Seit 1920 gibt es das Bildstöckle laut Überlieferung. Wer es errichtet hat, ist nicht bekannt“, erzählt Hubert Stumvoll. Woher die Holzskulptur stammt und wie alt sie ist, ist ebenfalls unbekannt. Nichtsdestotrotz ist der Bildstock ein Platz, der durchs Jahr in der katholischen Kirchengemeinde Sankt Cyriak immer wieder eine Rolle spielt und auch sonst gerne aufgesucht wird: „Es ist ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit. Manche Leute kommen her, um zu beten und die Aussicht zu genießen“, weiß HubertStumvoll, der zusammen mit Frau Mathilde dafür sorgt, dass der Bildstock gepflegt erscheint.

Immergrüne Bäumchen und saisonaleBlumen

Als Mathilde Stumvoll mit ihrem Frauenkreis Ende der 1990er-Jahre die Maiandacht ins Leben rief, bei der es von der Egginger Kirche zum Bildstock geht, entstand der Beschluss, dass das Denkmal gepflegt werden sollte: „Es war eine Wildnis, alles war eingewachsen“, erinnert sich Mathilde Stumvoll. Das Ehrenamt übernahmen schließlich sie und ihr Mann. Sie pflegen die immergrünen Bäumchen im Pflanzbeet vor dem Bildstock. Einige Male im Jahr werden saisonale Blumen gepflanzt: „Die spendiert unsere Egginger Baumschule Braun“, betont Mathilde Stumvoll.

Kirchengemeinde Sankt Cyriak in Eggingen: Liebevoll gehegtes Brauchtum-2
Vom Bildstock aus: Weitsicht auf Eggingen oft bis zu den Alpen. Foto: Petra Starzmann
Kirchengemeinde Sankt Cyriak in Eggingen: Liebevoll gehegtes Brauchtum-3

Eine Quelle in der Nähe erleichtert das Gießen

Einst war das Gießen mühselig. Das Ehepaar musste stets Wasser in Kanistern heranschleppen. „Dann habe ich bemerkt, dass die Wiese hier immer so nass ist. Ich dachte, irgendwo muss eine Quelle sein. Die habe ich dann gefunden“, deutet Hubert Stumvoll auf eine Stelle am Wiesenrand im Wald, wo er ein 200-Liter-Fass eingegraben hat, das von der Quelle gespeist wird. Überhaupt liegt der Bildstock äußerst malerisch am Wald, der Blick geht vom Hang über Wiesen und Felder bis in die fernen Alpen. Besucher des Bildstöckle nehmen daher gerne auf den Bänken Platz. Zwei Holzbänke sind schon länger da, zwei Metallbänke hat die Gemeinde gestiftet, eine andere, zentral vor dem Denkmal, der Frauenkreis bei seiner Auflösung 2011. „Es war noch Geld von Veranstaltungen da, das sich angesammelt hatte“, blickt Mathilde Stumvoll zurück.

Die Bänke sind nicht nur für Ausflügler. Bei verschiedenen Bittgängen dienen sie zum Ausruhen nach dem Gang von der Kirche hierher. „Am Schmerzfreitag – immer am Freitag vor Palmsonntag – kommen Frauen hierher und machen eine Andacht. Dann gibt es wie gesagt die Maiandacht, eine lange Tradition hatwohl auch die Hagelprozession, die jedes Jahr am Pfingstmontag durchgeführt wird“, zählt Mathilde Stumvoll auf. Ihr Mann ergänzt: „Der Bildstock wurde laut Überlieferung auch infolge eines Hagels, der die Ernte vernichtet hat, errichtet.“

Außer dem Weg der Prozessionen, einem Fußweg von Eggingen her, führt auch ein Pfad vom Waldweg Richtung Erstetten zur Pietà. Viele würden den Weg schon kennen, schließt das Ehepaar. Doch ausgeschildert ist er nicht. Der Platz soll schließlich weiterhin ein ruhiger Ort bleiben.