Sonderveröffentlichung

Jeder so, wie er will

Wohnen: Analog zum Slow Food nennt sich ein Trend im Wohnbereich Slow Living – mit eigenen Ideen. Aber Vorsicht: „Freistil“ ist gar nicht so einfach.

Mit Bergseetapete wohlfühlen: Einfach authentisch zu leben und eigene Ideen einzubringen, liegt im Trend. Foto: dpa

28.10.2019

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Slow Food ist eine Bewegung für genussvolles, bewusstes und authentisches Essen – ganz fernab von Fast Food. Das gibt es auch im Wohnbereich, wenn es nach dem Einrichtungsexperten Markus Majerus geht. Slow Living heißt: Jeder einzelne Mensch richtet sich bewusst und authentisch in einer individuellen Mischung ein. Das Motto: „Jeder soll sich so einrichten, wie er will.“

Denn die Zeiten haben sich geändert: „Früher haben die meisten Menschen nun mal so gewohnt, wie es die Zeitschriften vorgemacht haben“, erläutert Majerus. Es gab eindeutige Strömungen für Formen und Farben, denen mehr oder weniger alle folgten. Und heute? „Heute definiere ich mich über mich selbst.“

Neues neben Erbstück

Der Fortschritt von Produktionstechniken hat eine Vielzahl an Möglichkeiten hervorgebracht – zum Beispiel ist sogar ein normales Sofa aus einer Serie heute längst ein einzigartiges, auf individuelle Bedürfnisse abgestimmtes Produkt mit einer Vielzahl von Optionen zu Sitztiefen und -anzahl, Rückenhöhe und Stoffen, Reihung und Accessoires. Kein Stück ist wie das andere.

Ergänzt wird das von einem Trend zur Einzigartigkeit, den viele zu Hause ausleben. Dazu gehört, dass man selbst Möbel baut oder neben neue Möbel auch Erbstücke stellt. Das kann ein Sessel sein, in dem der Vater immer saß. Oder Omas Schaukelstuhl. „Diese alten Möbel sind wie alte Bekannte, auf die man sich immerzu verlassen kann“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Das Rezept der perfekten Einrichtung scheint also zu lauten: Tradition, viel Wärme und eine große Portion Ich.

Das richtige Händchen

Und was ist mit den Komplettangeboten – etwa einer ganzen Schlafzimmerausstattung? Geht das verloren? „Nein, auf gar keinen Fall“, lautet die Prognose von Gabriela Kaiser. „Die Individualität hat uns vor ein Problem gestellt“, sagt die Trendanalystin. „Es gibt Menschen, die können viele verschiedene Einzelstücke ganz toll und stilvoll zusammenstellen.

Aber viele haben auch kein Händchen dafür. Sie sind überfordert damit, dass im Grunde zwar dank der Individualität alles möglich ist, aber das dann bitte auch gekonnt aussehen muss.“ Dafür haben die Einrichter eine Lösung: Sie bieten Einrichtungen für ganze Zimmer an. Scheinbare Einzelstücke sind dabei von Profis perfekt kombiniert worden.

Verbraucher haben heute so viele Entscheidungen zu treffen. „Schauen Sie doch mal, wie viele Wahlmöglichkeiten es beim Kaffee gibt“, nennt Kaiser ein Beispiel. „Dazu fehlt den meisten Menschen die Vorstellungskraft, wie ein Möbelstück zum anderen passt.“ Aber einfach mal zu machen, trauen sich die wenigsten. „Es will ja auch kaum einer als ein Paradiesvogel gelten.“ dpa

Sanierung absprechen

Renovieren: Alte Häuser haben Charme. Aber in Sachen Denkmalschutz dürfen die Behörden mitreden.

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Baudenkmäler sind nicht nur schöne, alte Häuser, sondern gesetzlich geschütztes Kulturgut. Das bedeutet: Wer ein Baudenkmal kauft oder besitzt, kann es nicht nach eigenen Vorstellungen renovieren, erklärt der Verband Privater Bauherren.

Wie Eigentümer umbauen oder sanieren, entscheidet die Denkmalschutzbehörde. Dafür genießen Eigentümer Steuervorteile. Private Bauherren sollten sich deshalb so früh wie möglich – am besten noch vor dem Kauf – mit der Behörde in Verbindung setzen und ihre Wünsche abklären.

Wer ein saniertes Baudenkmal vom Bauträger kauft, sollte prüfen, ob die Sanierung den Auflagen entspricht. Tut sie das nicht, ist die Steuererleichterung verloren. Außerdem muss meist nachgearbeitet werden. dpa