Sonderveröffentlichung

Berufswahl & Zukunft Studieren ohne Abitur: der Weg in den Hörsaal

Auch ohne Abi ist ein Studium möglich, wenn man beispielsweise eine Ausbildung gemacht oder bereits Berufserfahrung gesammelt hat.

Barbara Obermaier ist als beruflich Qualifizierte an die Hochschule gegangen und absolviert dort ein Wirtschaftsingenieursstudium. Fotos: Nadine Lenz/dpa

27.01.2020

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Als Barbara Obermaier ihr Studium begann, hatte sie mit ihren 21 Jahren bereits eine Ausbildung absolviert und Berufserfahrung gesammelt. Bis zum Abitur weiterzumachen, war ihr zu Schulzeiten nicht in den Sinn gekommen. „Damals war ein Studium noch kein Thema für mich“, erzählt die heute 24-Jährige. Sie entschied sich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau in einem Pharma-Unternehmen. „Danach wollte ich erst mal in meinem Beruf arbeiten“, erzählt sie. Später jedoch merkte sie, dass bestimmte Positionen an ein Studium geknüpft waren. Die Aufstiegschancen waren begrenzt. Außerdem bekam sie Lust, sich weiterzubilden. „Etwas Neues zu lernen, hat mir immer schon Spaß gemacht“, erzählt sie.

Mehr als 8000 Studiengänge ohne Abitur

Inzwischen seien bundesweit etwas mehr als 8000 Studiengänge für Studierende ohne Abitur zugänglich, sagt Sigrun Nickel vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Im Jahr 2017 gab es nach Angaben des CHE in Deutschland rund 60 000 Studierende ohne Abitur. Für den sogenannten ,fachgebundenen Hochschulzugang‘ reichen eine abgeschlossene, mindestens zweijährige Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung. Danach ist es möglich, ein Fach zu studieren, das zum erlernten Beruf passt. Barbara Obermaier entschied sich für Wirtschaftsingenieurwesen. Ob man auch etwas ganz anderes studieren kann, hängt vom Bundesland ab. Wer schon einen Meister hat, Fachwirt oder Fachkaufmann ist, kann meist alle Fächer studieren.

Bessere Karrierechancen

„Es ist für Menschen ohne Hochschulzugangsberechtigung immer noch ziemlich schwierig, sich durch die einzelnen Bundesländerregelungen zu arbeiten“, sagt Sigrun Nickel. Deswegen hat das CHE auf der Seite www.studieren-ohne-abitur.de Infos und Links zusammengetragen.

Für die beruflich Qualifizierten stellt sich die Frage, wie sie ihr Voll- oder Teilzeitstudium finanzieren können. „Die Studierenden ohne Abitur sind im Durchschnitt deutlich älter als die ,traditionellen’ Studierenden. Sie haben beispielsweise familiäre Verpflichtungen“, sagt Nickel. Nur ein Teil von ihnen bekomme BAfög, von den meisten Stipendien seien sie ausgeschlossen.

Eine Ausnahme: das Aufstiegsstipendium für Berufserfahrene, ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Barbara Obermaier hat schon vor ihrem Studium das mehrstufige Bewerbungsverfahren durchlaufen. Sie bekommt nun eine Förderung von 815 Euro monatlich. dpa

Bist Du bereit für das erste Semester?

Der unübersichtliche Hochschul-Kosmos, stellt viele Erstsemester erst einmal vor eine Herausforderung.

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Der Start an der Uni stellt die jungen Studierenden vor große Herausforderungen. Foto: lightpoet/shutterstock.com

Die erste eigene Wohnung, viel neuer Stoff – oft ist der Start ins Studium schwieriger als gedacht. Experten geben Ratschläge, wie Studierende mit Startschwierigkeiten am besten umgehen:

„Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was ich machen will“:      

„Tu, wofür du brennst, geh nach deiner Neigung“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. „Selbst wenn es Ägyptologie ist.“ Es bringe nichts, ein Studium aus der Erwartungshaltung anderer anzufangen – seien es die Eltern, Großeltern oder gesellschaftliche Zwänge. „Sonst steckt man in einem BWL-Studium fest, obwohl man eigentlich Slawistik machen wollte.“ Ebenfalls keine gute Idee: sich aus Verlegenheit einfach irgendwo einzuschreiben. „Wenn ich noch gar nicht das gefunden habe, was ich wirklich machen will, ist das nicht sinnvoll“, sagt Dorothee Fricke, Projekt-Referentin bei der Hochschulrektorenkonferenz. Eher sollte man in einem solchen Fall spezielle Orientierungsstudiengänge der Universitäten und Fachhochschulen nutzen.

„Hilfe, ich komme beim Stoff nicht hinterher“:

Wer frisch von der Schule an die Uni oder Hochschule kommt, muss sein Lernen umstellen. Denn das Lernen an der Hochschule sei auf ein ganzes Semester angelegt und von wesentlich mehr Eigenmotivation getragen, erklärt Ronald Hoffmann von der Studienberatung. So gilt es, eine Strategie zu finden, mit der neuen Freiheit an der Hochschule klarzukommen. „Wenn man die ganze Vorlesung über am Handy daddelt, wird kein Professor sagen: Herr Meyer, legen Sie das Ding weg!“ Selbstmanagement ist daher ein erster Schritt zum Erfolg.

„Ich habe keine Ahnung, welche Fächer ich belegen soll“:

Angehende Studierende müssen ihren Alltag ganz neu strukturieren und selbstständig klarkommen. Wer schon in der Schule Probleme beim Thema Selbstorganisation hatte, für den könne die erste Zeit an der Hochschule „ein kleiner Schock“ sein, sagt Catrin Grobbin, Coach und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Universität Hamburg. „Irgendwann merkt man, dass man mit den Nachtschichten nicht mehr hinkommt.“

Am besten kümmern sich Neulinge, die zum Chaos neigen, schon frühzeitig um Hilfe. Um den Stundenplan für das erste Semester zusammenzustellen, lohnt es sich, an fortgeschrittene Studierende zu wenden. Die haben meist einen guten Überblick, wann und in welcher Reihenfolge Seminare und Vorlesungen zu belegen sind. dpa