Sonderveröffentlichung

Berufswahl & Zukunft Ratgeber: Was man gegen Aufschieberitis tun kann

Dass man die Erledigung eher unangenehmer Aufgaben gerne mal von einen Tag auf den anderen verschiebt, das kennen ja die meisten von uns.

Wer seine Aufgaben immer weiter aufschiebt, läuft Gefahr, den Überblick zu verlieren. Foto: baranq/Shutterstock.com

27.01.2020

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Stichwort Steuererklärung.

Richtig schwierig wird es erst, wenn die Arbeit sich eigentlich stapelt und trotzdem die Gedanken ständig woanders sind. Das Fachwort dafür heißt Prokrastination. Laut Online-Lexikon Wikipedia ist „extremes Aufschieben eine Arbeitsstörung, die durch ein nicht nötiges Vertagen des Arbeitsbeginns oder auch durch sehr häufiges Unterbrechen des Arbeitens gekennzeichnet ist, so dass ein Fertigstellen der Aufgabe gar nicht oder nur unter enormem Druck zustande kommt.“

Besonders häufig leiden unter der Aufschieberits Menschen, die sich ihre Zeit relativ frei einteilen können, also z.B. Selbstständige oder Studenten.

Störquellen minimieren

Wie bekämpft man das Aufschieben? Wilfried Schumann arbeitet beim psychologischen Beratungsservice der Universität Oldenburg. Er kennt einige Tipps, die nicht nur Studenten weiterhelfen können. Zunächst hilft es, sich etwas Wesentliches klarzumachen: Am Tag können Menschen nur maximal rund sieben Stunden wirklich konzentriert geistig arbeiten.

„Diese Zeit ist kostbar“, so Schumann. Wer sie gut nutzt, hat mehr Zeit für schöne Dinge. Konkret rät er, am PC grundsätzlich offline zu arbeiten und nach nötigen Netz-Recherchen wieder offline zu gehen. Sonst läuft man ständig Gefahr, sich vom Internet ablenken zu lassen. Wer kann, sollte auch andere Störquellen minimieren - etwa das Smartphone lautlos stellen oder die Zimmertür schließen.

Bringen kleine Tricks allein keine nachhaltige Besserung, liegt das Problem tiefer. Aufschieberitis sei bei Menschen, die sehr stark darunter leiden, durchaus mit der Sucht nach Zigaretten zu vergleichen, so Schumann. „Da herauszukommen, braucht eine ernsthafte Änderung der Lebenseinstellung.“

Soziale Kontrollinstanz

Ein Tipp lautet, sich eine soziale Kontrollinstanz mit ins Boot zu holen. Das können Freunde sein, mit denen man über das Problem redet und die einen konfrontieren, wenn man mal wieder etwas auf die lange Bank schieben will. Studenten empfiehlt er, in Arbeitsgruppen zusammenzuarbeiten. „Das ist dann eine Situation wie unter Arbeitskollegen.“ Es wird dann schlicht schwieriger, Aufgaben einfach zu ignorieren oder über den Haufen zu werfen.

Ein anderer Grund fürs permanente Aufschieben ist das sogenannte Self-Handicapping: Dabei dient das Aufschieben als Strategie, um Misserfolge zu vermeiden. Studierende z.B. lassen oft unbewusst Zeit verstreichen, um bestimmte Aufgaben auf den letzten Drücker zu erledigen. Bestehen sie dann die Prüfung oder Hausarbeit, sind sie positiv überrascht. Klappt es nicht, haben sie sogleich eine Entschuldigung parat: Hätte man eher angefangen, dann hätte man diese Aufgabe ja schaffen können. dpa/cw

Pendelnd zur Arbeit: Lust statt Frust

Jeden Tag zwei Stunden und mehr zur Arbeit fahren – dieses Los teilen viele Arbeitnehmer.

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Pendeln kann nerven, es kann aber auch entspannen. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands der Betriebs- und Werksärzte, gibt Tipps, wie man dem Pendeln positive Seiten abgewinnen kann.

Öffentliche Verkehrsmittel vorziehen  

Wer kann, sollte vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Viele empfinden das als entspannter, da sie sich nicht auf den Verkehr konzentrieren müssen. Außerdem bekommen Berufstätige so zumindest etwas Bewegung. Die Zeit lässt sich so auch besser, z.B. zum Lesen nutzen.

Zum Gehen zwingen

Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, bewegt sich an manchen Tagen fast gar nicht. Am besten parkt man das Auto deshalb ein oder zwei Kilometer von der Arbeit entfernt und startet mit einem kleinen Spaziergang in den Tag. Kostet zwar etwas mehr Zeit, aber die Laune steigt. Auch unter Tags sollte man immer mal wieder kleine Lockerungsübungen einbauen.

Snacks mitnehmen

Viele greifen am Bahnhof oder im Auto bei Heißhunger spontan zu Leckereien. Klüger ist es, ein paar Snacks von zu Hause mitzunehmen und bewusst zu planen, was man tagsüber isst. Figur und Gesundheit sagen: „Danke!“ pm/cw