Sonderveröffentlichung

Berufswahl & Zukunft Über den Tellerrand schauen

Trotz schlechter Noten zum Wunschstudium? Wer flexibel ist, hat trotzdem gute Chancen, den Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Um einen Studienplatz zu bekommen, sollten sich Abiturienten mit schlechten Noten bei mehreren Hochschulen bewerben. Foto: Bodo Marks/dpa

27.01.2020

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Von Tobias Hanraths/dpa 

Ein eher schlechter Notenschnitt im Abitur ist noch kein Grund zum Verzweifeln- auch nicht mit Blick aufs Studium. Denn nur zwei von fünf Studiengängen (42 Prozent) haben einen Numerus Clausus (NC). Das geht aus Zahlen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor. „Damit haben mehr als die Hälfte der Studiengänge keine Zulassungsbeschränkung“, erklärt Cort-Denis Hachmeister vom CHE.

42 Prozent mit NC

Wer trotzdem unbedingt einen bestimmten Studiengang mit NC beginnen will, sollte deshalb über den Tellerrand schauen und etwas flexibel sein, empfiehlt Hachmeister. Nur bei vier Fächern gibt es eine zentrale Studienplatzvergabe – Medizin, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie. Bei allen anderen Fächern gibt es zulassungsbeschränkte und zulassungsfreie Angebote.

"Umständen ist die Abiturnote gar nicht so wichtig

Cort-Denis Hachmeister Centrum Hochschulentwicklung

Zum Teil gibt es für das gleiche Fach also unterschiedliche Voraussetzungen – abhängig vom Bundesland und der Hochschule. „Es ist also ratsam, sich bei mehreren Hochschulen auf das Wunschfach zu bewerben“, sagt er. „Unter Umständen ist die Abiturnote beim Bewerbungsverfahren auch gar nicht so wichtig“, gibt Hachmeister zu bedenken. Bewerber sollten prüfen, ob sie durch andere Kriterien bei der Hochschule punkten können Berufserfahrung, bestimmte Fachnoten, zusätzliche Tests oder etwa persönliche Vorgespräche können beim Auswahlverfahren einfließen – und so die Chancen auf einen Studienplatz erhöhen. Auch ein Studium im Ausland kann eine Option sein. „Interessierte sollten sich rechtzeitig erkundigen. Zum Teil darf man nur eine Bewerbung pro Land und Studienfach einreichen“, sagt Hachmeister. Und jedem sollte klar sein: Im Ausland fallen oft Studiengebühren an.

Auch ein Losverfahren kann eine Option sein – oft brauchen Bewerber dann etwas Glück, denn meist gibt es nur noch wenige Restplätze. Die Fristen zur Vergabe legt jede Hochschule selbst fest. Auskunft, wo noch was frei ist, erhalten Interessierte etwa bei der Restplatzbörse der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

Das liebe Geld

Einen Studienkredit sollten Studierende erst aufnehmen, wenn sie andere Optionen geprüft haben.

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FOTO: © LASSEDESIGNE/ SHUTTERSTOCK.COM

Schon mit einem Schuldenberg ins Arbeitsleben starten? Für viele Berufseinsteiger ist das Realität, wenn sie für ihre Ausbildung an der Hochschule einen Studienkredit aufgenommen haben.

Was vor der Entscheidung zu beachten ist: Was unterscheidet Studienkredite von anderen Darlehen? „Ein Studienkredit ist etwas ganz anderes als die Null-Prozent-Finanzierung für den neuen Fernseher“, sagt Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Ein entscheidender Unterschied: Anders als bei Konsumentenkrediten erfolgt die Auszahlung bei Studienkrediten im Normalfall monatsweise und nach dem Abschluss gibt es eine kurze Ruhepause, bevor die Rückzahlung fällig wird.

Was ist bei der Entscheidung wichtig?

Vorab sollten Studierende die Vor und Nachteile gut abwägen. „Ein Studienkredit ist keinesfalls zur alleinigen, dauerhaften Studienfinanzierung geeignet“, sagt Bernhard Börsel vom Deutschen Studentenwerk. „Sonst droht eine Überschuldung.“ Er empfiehlt die Aufnahme eines Kredits nur in geringer Höhe – oder in einer klar definierten Phase. Der Experte rät dazu, einen Kredit nur „als letzte Wahl!“ zu betrachten und zunächst die Alternativen zu prüfen.

Worauf sollten Studierende bei der Auswahl achten?

Michael Herte von der Verbraucherzentrale rät, die eigenen Anforderungen zu Aus- und Rückzahlungsbedingungen klar vor Augen zu haben und auf dieser Grundlage nach dem richtigen Angebot zu suchen. Außerdem wichtig: Die Vertragsbedingungen – auch für den Fall eines Studienabbruchs – sollten von Beginn an feststehen. „Wenn ich die Konditionen erst nach Abschluss des Studiums verhandele, habe ich eine schlechtere Position“, sagt Ulrich Müller vom CHE. dpa