Regionaltag Heilbronn-Franken: ,,Bei vielen Themen gut vorangekommen", so Crailsheimer Oberbürgermeister Dr. Grimmer
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REGIONALTAG CRAILSHEIM Regionaltag Heilbronn-Franken: ,,Bei vielen Themen gut vorangekommen", so Crailsheimer Oberbürgermeister Dr. Grimmer

Am Sonntag ist Regionaltag. Ein Gespräch mit Oberbürgermeister Christoph Grimmer über das Selbstverständnis der Horaffenstadt als Mittelzentrum in der Region Heilbronn-Franken.

Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer. Foto: Stadt Crailsheim

30.06.2022

Zum zweiten Mal findet ein Regionaltag nun in Crailsheim statt. Sind solche Veranstaltungen für die Stadt ein Gewinn?

Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer: 
Gerade nach den zwei Corona-Jahren, in denen wir alle feststellen konnten, wie wichtig gemeinsame große Feste und Veranstaltungen für den Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft sind, ist der Regionaltag natürlich ein besonderer Gewinn für Crailsheim. Zugleich ist der Regionaltag die erste große Veranstaltung, die ohne Einschränkungen in der Stadt durchgeführt werden kann.

Wenn Sie als Oberbürgermeister als Einwohner der Region Heilbronn-Franken verortet werden, fühlen Sie sich dann angesprochen? 

Dr. Christoph Grimmer: Natürlich. Aber ein Zusammengehörigkeitsgefühl für einen solch großen Raum zu erzeugen, ist nicht einfach. Daher sind Veranstaltungen wie der Regionaltag, der Menschen aus der gesamten Region zusammenbringt, ein wichtiger Baustein.

Wenn Sie die Stellung von Crailsheim in der Region Heilbronn-Franken beschreiben müssten, wie würden Sie die Stadt einordnen?

Dr. Christoph Grimmer: Wir sind als Mittelzentrum und drittgrößte Stadt mit mehr als 35000 Einwohnern ein bedeutender Teil der Region. Crailsheim verfügt über den einzigen Fernverkehrshalt und ist zudem ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Darauf dürfen wir auch ein wenig stolz sein. Mit dem Kulturwochenende und dem Volksfest bieten wir zudem regionale Höhepunkte.

Crailsheims Lage direkt an der Landesgrenze zu Bayern hat ein wenig etwas von Randlage. Macht es das für Sie als obersten Repräsentanten schwerer, für die Stadt das notwendige Gehör zu finden?

Dr. Christoph Grimmer: Das ist eine Frage der Perspektive: Crailsheim liegt in der Mitte Süddeutschlands. Bei uns kreuzen mit den Autobahnen A6 und A7 zwei der bedeutendsten Fernverkehrsverbindungen. Dass die länderübergreifende Zusammenarbeit gut funktionieren kann, zeigt etwa die Anbindung Crailsheims an das Nürnberger S-Bahn-Netz, die von Dezember 2024 an erfolgen soll. Auch im Bündnis ,,Magisches Dreieck" arbeiten wir länderübergreifend als Kommunen zusammen. Was das politische Gehör angeht, sehe ich nicht die Lage als maßgeblich an. So hat etwa der konstruktive Austausch mit dem Verkehrsministerium hinsichtlich der notwendigen Barrierefreiheit unseres Bahnhofs gezeigt, dass wir in Stuttgart Gehör finden. Auch das Landesamt für Vermögen und Bau versucht, mit dem Neubau des Finanzamts in Crailsheim unseren städtischen Interessen Rechnung zu tragen. Und natürlich setze ich darauf, dass wir bei unserer nächsten Bewerbung für eine Landesgartenschau auch den Zuschlag erhalten.

Der frühere Haller Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim hatte auf einer Veranstaltung des Vereins Pro Region bemängelt, dass dem hohenlohisch-fränkischem Raum bei der regionalen Betrachtung nicht die Bedeutung beigemessen wird, die er mittlerweile verdient. Gilt das für Crailsheim im Besonderen?

Dr. Christoph Grimmer: Ich kann dem Argument in Teilen durchaus folgen. In der Folge wurde danach auch der Verein Hohenlohe Plus gegründet. Gerade in der Vermarktung ist ein gewachsener Regionsbegriff wie Hohenlohe natürlich etwas einfacher zu vermitteln, zumal wenn er von der Bevölkerung selbst so verstanden und kommuniziert wird. Trotzdem halte ich die Region und die enge Zusammenarbeit hier im Nordosten für sehr wichtig.

Hochschule, Kammereinrichtungen, kleinere Forschungseinrichtungen oder Verwaltungseinheiten: Die Stadt ist bei regional bedeutsamen Institutionen ja weitgehend außen vor. Hat es Crailsheim in der Vergangenheit an regionaler Ausrichtung etwas fehlen lassen?

Dr. Christoph Grimmer: Als Stadt haben wir letztlich nur einen begrenzten Einfluss darauf, wo sich eigenständige Einrichtungen und Institutionen in der Region niederlassen. Crailsheim ist Standort des Amtsgerichts, ein Ausbildungszentrum für Anwärterinnen und Anwärter des Justizvollzugsdienstes ist im ehemaligen Gefängnis untergebracht und auch das Klinikum Crailsheim ist sicher eine Einrichtung mit regionaler Bedeutsamkeit. Ferner führen wir aktuell eine umfassende Bedarfs- und Machbarkeitsstudie zur Einrichtung einer Hochschule in Crailsheim durch.

Die Stadt ist der drittgrößte Wirtschaftsstandort der Region. Mit Blick auf das produzierende Gewerbe kommt Crailsheim auf Platz Zwei und wird dabei nur von Heilbronn übertroffen. Verkauft sich Crailsheim auf anderen Feldern etwas unter Wert?

Dr. Christoph Grimmer: Ich denke nicht. Unter meinen Kollegen nehme ich sehr wohl wahr, dass die Stadt gerade wegen ihrer Stärke als Standort von Industrie und Wirtschaft eine große Anerkennung genießt. Weitere Aushängeschilder sind die HAKRO Merlins Crailsheim, die unsere Region mittlerweile europaweit repräsentieren. Nicht zu vergessen das bereits angesprochene Kulturwochenende und unser Fränkisches Volksfest, mit bis zu 400 000 Besuchern.

Sie selbst sind ja nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch gebürtiger Crailsheimer. Wenn Sie bei einem Besucher des Regionaltages für Ihre Heimatstadt werben sollten, welche Punkte würden Sie ins Feld führen?

Dr. Christoph Grimmer: Crailsheim hat,,Tradition im Blut", das zeigt sich jedes Jahr bei vielfältigen Veranstaltungen, die mit großer Leidenschaft von den Menschen in den verschiedenen Stadtteilen organisiert werden. Gleichzeitig hat die Stadt ,,Hohenlohe im Herzen", das erleben nicht nur Touristen auf dem Kocher-Jagst-Radweg, sondern auch die Einwohner, die bereits mit wenigen Schritten in einer herrlichen Naturlandschaft ihre Freizeit verbringen können. Und nicht zuletzt lebt Crailsheim von der ,,Innovation im Kopf": Kreativität und Erfindergeist prägen nicht nur unsere Wirtschaft, sondern finden sich auch schon in unserer Horaffen-Sage.

Crailsheim hat derzeit unheimlich viel auf der Agenda: Sanierung östliche Innenstadt, zusätzliche Bahnunterführung, weitere Öffnung der Jagstauen, Neubaugebiete, verändertes Verkehrskonzept, vielleicht eine erweiterte Fußgängerzone, Schulneubauten. Erfindet sich die Stadt gerade neu?

Dr. Christoph Grimmer: Wir haben in den vergangenen Jahren viele Projekte angestoßen und sind dabei auch deutliche Schritte weitergekommen. Ich möchte der Aufzählung noch das Thema Stadthalle hinzufügen, das wir mit dem Erwerb des Hangars beenden konnten. Die Projekte sind für die künftige Entwicklung der Stadt von großer Bedeutung, denn mit der Neustrukturierung der Schullandschaft, der Innenstadtentwicklung, dem Sanierungsgebiet Östliche Innenstadt und auch der Entwicklung des ZOB-Areals werden wichtige Weichen für die langfristige Entwicklung der Stadt gestellt. Fragen von Heribert Lohr