Angebot und Nachfrage gilt es zu matchen
Sonderveröffentlichung

Start ins Berufsleben Angebot und Nachfrage gilt es zu matchen

Zahlreiche Lehrstellen in der Region sind noch unbesetzt. Claudia Scheunpflug, Leitung Berufsbildung bei der IHK Heilbronn-Franken, berichtet, in welchen Branchen Bewerber große Chancen haben und wie die Kammer Ausbildungssuchende unterstützt.

Manche Unternehmen verzweifeln angesichts des Bewerbermangels. Doch die IHK Heilbronn-Franken lässt nichts unversucht, um Ausbildungsbetrieb und Bewerber in der Region zusammenzubringen. Foto: Patrick Pleul/dpa

23.09.2022

Hotel- und Gaststättengewerbe, IT, gewerbliche und kaufmännische Berufe - wer derzeit noch nach einem Ausbildungsplatz sucht, sollte es vielleicht mal in einem dieser Bereiche versuchen. Denn gerade in den genannten Branchen seien noch besonders viele Ausbildungsplätze unbesetzt, sagt Claudia Scheunpflug, Leitung Berufsbildung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der IHK Heilbronn-Franken.

Wie viele Frauen und Männer sich in den IHK-Berufen im Kammerbezirk derzeit in Ausbildung befinden, kann die IHK nicht genau sagen. „Als Richtwert gehen wir von über 10 000 Auszubildenden aus”, berichtet Scheunpflug. 

Auch kann die Kammer noch keine verlässlichen Daten liefern, wie viel neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse es in diesem Jahr bisher gibt. In den vergangenen beiden Jahren habe diese Zahl jeweils bei knapp 4000 Neueintragungen gelegen.

Corona hinterlässt Spuren

Demnach ebenfalls unklar ist die Zahl der unbesetzten Stellen in allen IHK-Berufen im Kammerbezirk. „Wir wissen jedoch aus einer Umfrage des DIHK, dass aus unserer Region rund die Hälfte der befragten Unternehmen ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen konnte. In Summe waren demnach in den befragten Unternehmen über 3000 Ausbildungsplätze unbesetzt”, erklärt Scheunpflug. Gegenüber dem Vorjahr habe es hier eine leichte Erholung gegeben, das Vor-Corona-Niveau sei aber nach wie vor noch nicht erreicht: „Das liegt zum Beispiel an den fehlenden Berufsorientierungsmaßnahmen in den Schulen und auch daran, dass es nach wie vor schwierig war, ein Praktikum zu machen und so einen ersten Eindruck vom betrieblichen Alltag zu erhalten.”

Um trotz aller Schwierigkeiten zu gewährleisten, dass möglichst viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze alle besetzen können und möglichst viele Bewerber einen Ausbildungsplatz finden, setzt die IHK mit ihrem umfangbereits reichen Maßnahmenpaket weit vor den unbesetzten Stellen an: „Es beginnt bei der Unterstützung der Berufsorientierung in den Schulen, zum Beispiel über die Ausbildungsbotschafter. Es geht weiter mit Messebeteiligungen und Berufsinformationstagen, um die duale Ausbildung an sich bekannt zu machen”, zählt Scheunpflug auf. Zudem trete die Kammer dafür ein, dass Jugendliche Einblick in betriebliche Abläufe erhalten. Dies sei beispielsweise über Praktika möglich, die über die Lehrstellen- und Praktikumsbörse der Kammer gefunden werden können. An alle, die trotzdem bei der Lehrstellensuche leer ausgehen, richtet sich die Börse für Einstiegsqualifizierungen, welche die IHK jährlich gemeinsam mit der Agentur für Arbeit organisiert. „Und natürlich beraten die Ausbildungsberater die Betriebe jederzeit in allen Fragen rund um die Ausbildung”, fügt Scheunpflug hinzu.

Große Herausforderung

Für die Betriebe ist die derzeitige Situation nicht einfach, weiß die Berufsbildungsexpertin: „Eine große Herausforderung ist unsere aktuelle demografische Situation mit den immer noch niedrigen Zahlen an Schulabgängern.” Diese würden sich erst mittelfristig etwas erholen. Daher hofft Scheunpflug, dass sich mit einem geregelten Schulbetrieb auch die Berufsorientierung in den Schulen wieder bessern wird und damit das Interesse der Schüler wieder steigt. Denn die Betriebe hätten einen großen und steigenden Bedarf an Fachkräften, den viele von ihnen auch künftig über eine eigene Ausbildung decken wollten. Scheunpflug ist überzeugt: „Das Angebot an attraktiven Ausbildungsplätzen in unserer Region wird also auch künftig groß sein. Die Herausforderung daher wird sein, Angebot und Nachfrage zu matchen, sodass aus interessierten Bewerbern fachkundige Auszubildende werden, die dann als kompetente Fachkräfte die regionalen Betriebe unterstützen.”  Frank Lutz