Plan B als steter Begleiter bei der Planung der boso Ladies Open 2022 in Hechingen
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23. boso Ladies Open in Hechingen Plan B als steter Begleiter bei der Planung der boso Ladies Open 2022 in Hechingen

Interview: Die beiden Turnierdirektoren Gerhard Frommer und Thomas Bürkle sind voller Vorfreude, müssen aber auch immer wieder improvisieren.

Tägliches Wässern gehört dazu: boso-Ladies-Open-Turnierdirektor Gerhard Frommer bei letzten Vorbereitungen auf dem Center Court. Foto: Hardy Kromer

30.07.2022

Gerhard Frommer und Thomas Bürkle sind von Beginn an bei den boso Ladies Open dabei. Trotz einiger Sorgenfalten auf der Stirn freuen sich die beiden Turnierdirektoren auf die Neuauflage des Sandplatzklassikers.

Herr Bürkle, Herr Frommer, wie groß ist die Vorfreude auf das Turnier?

Thomas Bürkle: Die Vorfreude ist sehr groß, gar keine Frage. Es war eine lange Pause, man sehnt sich jetzt förmlich nach dem Turnier. Es ist eine gespannte Erwartungshaltung, wie wir den Neustart hinbekommen. Aber ich bin guter Dinge. Wir freuen uns alle darauf und hoffen, dass es normal ablaufen kann – auch wenn die Coronafälle gerade wieder mehr werden. Ich denke aber, dass wir im Freien eine normale Veranstaltung haben werden.

Gerhard Frommer: Die Vorfreude ist schon da, aber ebenfalls die Belastung, dass wir nicht komplett mit dem Team fahren können, dass wir hatten. Unsere Wirtin ist leider schwer erkrankt. Da musste ein Ersatzplan her. Wir haben Personalnot hinten und vorne. Und das zu stabilisieren hindert die Vorfreude ein bisschen. Aber wir bekommen das hin. Natürlich hoffe ich, dass sich wir nicht durch Corona-Ausfälle geschwächt werden. Man hat einfach eine gewisse innere Unruhe als Ausrichter.

Wie haben die Ladies Open die zweijährige Pause überstanden?

Frommer: Wir vom TC Hechingen haben die Anlage in Schuss gebracht, haben einiges renoviert. Letztes Jahr gab es zumindest einen kleinen boso Cup. Die Sponsoren haben uns die Stange gehalten. Sie haben in den vergangenen beiden Jahren jeweils die Hälfte des eigentlichen Betrages gezahlt. Dieses Jahr müssen sie dafür nichts zahlen. Allerdings haben wir dennoch von dem einen oder anderen Sponsor einen Zuschuss erhalten. Wir mussten dreimal das Heft herstellen, das hat schon einiges gekostet. Aber Minus haben wir nicht gemacht. Da sind wir den Sponsoren schon dankbar. Aber sie haben mit uns auch eine gute Partie. Wir leisten auch was. Das, was wir bieten, gibt es nicht bei vielen Turnieren. Wir haben europaweit die meisten Zuschauer bei ITF-Turnieren. Dass es an einem Mittwoch mal 1000 Zuschauer auf der Anlage hat, das gibt es nicht mal am Weißenhof.

Wie steht es um die Zukunft der boso Ladies Open?

Frommer: Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht. Wir wollen noch mal zwei Jahre weitermachen – bis zur 25. Auflage. Weil wir einfach sagen, das Turnier hat einen anderen Abschluss verdient. Allerdings sind die Kosten natürlich wie überall gestiegen. Was da auf uns zukommt, weiß ich noch nicht. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Es ist noch nicht gesichert, dass wir weitermachen können.

Auch das Team und die Helfer haben größtenteils zu Stange gehalten. Ist alles vorbereitet?

Frommer: Wir haben täglich 30 Ballkinder und ebenso viele Linienrichter. Auch unsere Stände haben wir besetzt. Da bekommen wir auch externe Hilfe vom Schäferhundverein. Die helfen uns unter der Woche bei Aufräumarbeiten. Das ist eine gute Sache. Das Orga-Team und die Fahrer sind die gleichen wie die Jahre zuvor. Leider wiegt der Ausfall in der Gastronomie schwer. Unsere Wirtin war eine Bank – und so wichtig für das Turnier wie ich. Da müssen wir schauen, wie wir das kompensieren. Und dann darf auch nicht mehr viel passieren. Wenn jetzt noch Coronafälle an gewissen Positionen kommen, dann gute Nacht. Sollte ich ausfallen, kann Thomas Bürkle oder ein Andreas Fechter schon einiges übernehmen. Aber gerade in der EDV, wenn es ums Streaming geht, da braucht es schon Fachleute.

Wie wird die Weiheranlage bei der Neuauflage aussehen?

Die Österreicherin Barbara Haas hat im August 2019 die 22. Auflage der boso Ladies Open gewonnen. Archivfoto

Frommer: Wir haben diesmal eine andere Tribüne. Die hat zwar auch 800 Sitzplätze, aber mit Sitzschalen. Sprich, die Zuschauer können nicht noch näher zusammenrücken – was in Coronazeiten ja sinnvoll ist. Aber das ist immer noch gut. Mit den Stehplätzen könnten wir schon wieder die 1000er-Marke knacken.

Zum Sportlichen: Was für ein Teilnehmerfeld erwarten Sie?

Bürkle: Man kann auf jeden Fall erwarten, dass der deutsche Nachwuchs wieder vertreten sein wird – auch über Wildcards. Mia Mack, Alexandra Vecic, Alessa Maier, um nur einige Namen zu nennen. Darauf freuen wir uns auch. Hier bekommen die deutschen Talente die Chance, in der Heimat um wichtige Punkte und gutes Preisgeld zu spielen.

Mit Tatjana Maria und Jule Niemeier sorgten jüngst zwei deutsche Spielerinnen in Wimbledon für Furore, die bereits in Hechingen im Einsatz waren. Wie beobachten Sie solche Erfolgsgeschichten?

Frommer: Da freut man sich natürlich und gratuliert. Bei Tatjana Maria ist es schon eine Weile her, dass sie hier gespielt hat. Da war der Kontakt früher anders. Jule Niemeier war 2019 noch hier, aber sie ist inzwischen so gut, dass ich nicht glaube, dass sie wieder hier spielen wird. Solche Spielerinnen gehen vor den US-Open gerne früher nach Amerika. Denn sie haben jetzt natürlich alle genug Geld gewonnen. Allerdings gibt es viele gute, aufstrebende deutsche Talente – wie zum Beispiel Eva Lys – die wir hoffentlich wieder bei uns vor Ort haben werden. Auch eine Laura Siegemund oder eine Mona Barthel könnte ich mir vorstellen. Aber wenn die Spielerinnen mal den richtigen Durchbruch geschafft haben, sieht man sie in Hechingen eigentlich nicht mehr. Das ist aber auch verständlich.

Bürkle: Wimbledon war natürlich ein spezielles Highlight für die beiden. Ich finde es persönlich mega. Mit „Tadde“ hatte ich Kontakt, habe sie vor dem Turnier Anfang Juni noch gesehen. Damals hätte ich natürlich nicht gedacht, dass sie vier Wochen später so eine Erfolgsstory hinlegen würde. Höchsten Respekt vor ihr. Ich kenne sie wirklich, seit sie relativ jung ist. Sie hat jetzt noch mal bewiesen, dass man mit harter Arbeit und einem gut sortierten Umfeld auch im hohen Alter noch einiges erreichen kann. Das wird dem deutschen Damen- Tennis auch auf jeden Fall einen Schub geben. Auch der deutsche Nachwuchs sieht, dass vieles möglich ist – und dass man nicht unbedingt mit 18, 19, 20 Jahren schon ganz oben stehen muss. Interview: Daniel Drach