KFV Alb-Donau: Ein wichtiges Amt bei der Feuerwehr
Sonderveröffentlichung

50-jähriges Bestehen KFV Alb-Donau: Ein wichtiges Amt bei der Feuerwehr

Bei Armin Eberhardt, dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Alb-Donau, laufen alle Fäden zusammen / Feuerwehr Ulm: Rettungsspreizer - eine Ulmer Erfindung

Vorsitzender Armin Eberhardt.

10.09.2023

„Als Besonderheit bündelt der KFV Alb-Donau als einziger Verband in Baden-Württemberg die Städte und Gemeinden im Landkreis Alb-Donau wie auch die kreisfreie Stadt Ulm mit Kreisbrandmeister und dem Kommandanten der Stadt Ulm. Das lässt unseren Verband als Schwergewicht erscheinen“, sagt der KFV-Vorsitzende Armin Eberhardt. 

Denn der KFV Alb-Donau belegt den dritten Platz (von neun Verbänden) im Ländle, nur Ortenau und Heilbronn haben geringfügig mehr Mitglieder. Hauptberuflich arbeitet der 56-jährige als Elektromeister am Universitätsklinikum Ulm. Schon seit jungen Jahren fühlte er sich dem Feuerwehrwesen verbunden. Mit 16 Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr Beimerstetten ein, wechselte mit der Volljährigkeit in die aktive Einsatzabteilung und war von 1996 bis 2014 der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Beimerstetten. Neben Kreisausbilder Sprechfunk und Vorsitzender der Raumschaft Amstetten/Dornstadt war er bereits fünf Jahre lang stellvertretender Vorsitzender im KFV, bevor er sich 2018 als Vorsitzender zur Wahl stellte. Warum? „Da waren vor allem die gelebte Kameradschaft, das Miteinander und die Hilfe am Nächsten ausschlaggebend für ein weiteres Ehrenamt. Und dieses Miteinander ist in unserem Verbandsgebiet einmalig. So ist der Alb-Donau-Kreis mit dem Kreisbrandmeister Ralf Ziegler und die kreisfreie Stadt Ulm mit dem Kommandant Adrian Röhrle im KFV vereint. Mit diesen beiden dürfen ich und meine Stellvertreter Christian Egger (Langenau) und Ralf Strof (Griesingen) die Mitglieder entsprechend vertreten und repräsentieren.“ Das Interessante an der Verbandsarbeit: Die unterschiedlichen Feuerwehren mit ihren spezifischen Herausforderungen, Eigenschaften und Ideen für eine attraktive Feuerwehrarbeit. Zum Beispiel die der Stadt Ulm mit 128.000 Einwohnern, Ehingen mit 27.000 sowie den kleinsten Gemeinden Börslingen, 166, bzw. Emeringen mit 155 Einwohnern. Seit Jugendtagen sind auch die beiden Stellvertreter in der Feuerwehr verwurzelt. Christian Egger kommt aus Langenau. Nach stellvertretenden Ämtern als Abteilungs- und später Gesamtkommandant fungiert er als Ausbilder von Maschinisten für Lösch- und Hubrettungsfahrzeuge der Feuerwehr im Alb-Donau-Kreis. Zudem ist er ständiges Mitglied des Führungsstabes Katastrophenschutz. Auch ist er Schiedsrichterobmann für Leistungsabzeichen und Geschicklichkeitsfahren. Seine Beweggründe: „Weil ich es gern mache, gern Erfahrung und Wissen weitergebe und es großartig ist, verdiente Kameraden mit einer Ehrung auszeichnen zu dürfen. Im Rahmen einer Laudatio zu einer Ehrung kann man auch mal erläutern, was Feuerwehr außer Löschen, Retten, Bergen und Schützen noch so alles ausmacht.“

In den 1960er-Jahren nahm die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen deutlich zu. Dadurch stieg auch die Zahl, Art und Schwere von Unfällen im Straßenverkehr. Die Zahl der Verkehrstoten erreicht heute unvorstellbare Größen. Bereits damals waren die Feuerwehren ein wichtiges Glied in der Rettungskette, deren Aufgabe es war, Menschen aus einer Notlage zu befreien. Dabei kamen technische Hilfsmittel zum Einsatz. Um eingeklemmten Unfallopfern zu helfen, wurden bis 1973 motorisch betriebene Trennschleifer und Metallsägen eingesetzt. Diese hatten den Nachteil, dass sie laut waren und damit zusätzlichen Stress für Unfallopfer und Retter bedeuteten. Außerdem bestand die Gefahr von Funkenflug, der einen Brand hätte auslösen können. Auch war das für den Eingeklemmten keineswegs ungefährlich.

Der Rettungsspreizer ist eine Ulmer Erfindung. In der Ausstellung im m25 am östlichen Münsterplatz in Ulm kann man ihn betrachten. Foto: Lars Schwerdtfeger
Der Rettungsspreizer ist eine Ulmer Erfindung. In der Ausstellung im m25 am östlichen Münsterplatz in Ulm kann man ihn betrachten. Foto: Lars Schwerdtfeger

Der Rettungsspreizer - eine Ulmer Erfindung

Die Feuerwehr Ulm läutete Anfang der 1970er-Jahre mit der Einführung ihrer „Rettungsschere“ europaweit einen entscheidenden Durchbruch und Wendepunkt in der technischen Unfallrettung ein. Ausgangspunkt war eine „Kabelschere“, wie sie damals bei der Deutschen Post verwendet wurde. Damit war es möglich, die Dachholme eines Fahrzeugs zu durchtrennen und das Dach des Unfallfahrzeugs abzunehmen. Dies schaffte einen Zugang für die medizinische Erstversorgung des Patienten. Zunächst wurde nur eine „kleine Rettungsschere“ eingesetzt, wie aus internen Unterlagen der Feuerwehr Ulm hervorgeht. Diese wurde mit Muskelkraft geöffnet oder geschlossen. Etwas später kamen Elektroantriebe zum Einsatz. Mit der späteren „großen Rettungsschere“ dauerte es nur noch drei bis zehn Minuten, um Insassen aus einem Fahrzeug befreien zu können. Die neue Methode war schonender und schneller, was sich im Notfall als lebensrettend erweisen sollte. Anfangs waren die kleine und große Rettungsschere auf einem LKW-großen Rüstwagen unterwegs. Doch die Fahrstrecke benötigte eben ihre Zeit. Bereits seit 1971 war am Bundeswehrkrankenhaus Ulm ein Rettungshubschrauber stationiert. Die bis heute gute und enge Zusammenarbeit mit der Luftrettung führte zur Entwicklung eines Rettungsspreizers, der im Rettungshubschrauber zum Einsatzort transportiert werden konnte und somit noch schneller am Unfallort eintraf. Zwei Feuerwehrmänner wurden mitsamt dem transportablen Gerät zur Einsatzstelle geflogen. Dadurch war es möglich, den Einsatzradius bei der Befreiung eingeklemmter Personen weit über die Stadtgrenzen hinaus auszudehnen. Heute sind Rettungsspreizer in Deutschland normierte Standardbeladung. Auf sogenannten Hilfeleistungs-Löschgruppen-Fahrzeugen und Rüstwagen gehören sie sogar zur Pflichtbeladung. Eine wegweisende Idee, die in Ulm ihren Anfang nahm und die - auch von der Ulmer Feuerwehr - im Alltag stetig angepasst und für neue Aufgabenstellungen (Seitenaufprallschutz, Airbags, Elektromobilität) fortentwickelt wurde.

50 Jahre nach seiner Einführung präsentiert die Feuerwehr Ulm anlässlich des Aktionstages am Samstag den heutigen Stand der technischen Entwicklung: Weit leistungsfähiger als sein „Urahn“ von 1973, als die Feuerwehr Ulm die erste in Europa war, die einen Rettungsspreizer einsetzte.