Mit einem Aktionstag wird am Sonntag, den 10. Dezember, das zehnjährige Jubiläum der erfolgreichen Streckenreaktivierung von Senden nach Weißenhorn gefeiert. Als Höhepunkt verkehrt mit Unterstützung durch die Schwäbische Albbahn (SAB) die Dampflok „Paula“ 97 501 aus dem Jahr 1923, die an diesem Tag zum ersten Mal in „Bayerisch Schwaben“ zum Einsatz kommt. Der Zug mit seinen sieben nostalgischen Waggons, darunter ein Barwagen, startet um 10 Uhr in Ulm, weiter geht’s um 10:40 Uhr in Senden und erreicht Weißenhorn kurz nach 11 Uhr. Danach pendelt der Sonderzug zweimal von Weißenhorn (Abfahrten 11:50 und 14:50 Uhr) nach Senden (Abfahrten 12:45 und 15:45 Uhr). Danach geht es um 16:50 Uhr wieder zurück nach Ulm (Ankunft 17:35 Uhr). Fahrkarten gibt es beim SWU Kundencenter traffiti in der Neuen Straße sowie direkt im Zug. In Weißenhorn wird der Festzug von der Musikkapelle empfangen. Die Stadt lädt zu einem Rundgang über den Nikolausmarkt mit Lebkuchen und Glühwein ein. In Senden informiert ein Mobilitätsmarkt mit streckenbezogenen Schwerpunkten.
Der König und die Bahn
Die Geschichte der Lokalbahn reicht zurück ins Jahr 1875, als sogenannte Vicinalbahn projektiert, genehmigt von König Ludwig, dem II., höchstselbst. Der erste Zug verkehrte am 15. September 1878, bis im Jahr 1966 der Personenverkehr eingestellt wurde. Fortan waren nur noch regelmäßig Güterzüge nach Weißenhorn unterwegs. Zwar gab es bereits in den 1980- und 90er-Jahren Bestrebungen, die Strecke zu reaktivieren, doch bis zur Unterzeichnung des Pachtvertrages zwischen der Deutschen Bahn AG und den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm sollte es bis 2009 dauern. Im Jahr 2000 wurde, durch Beschluss des Weißenhorner Stadtrats, eine Agendagruppe ins Leben gerufen, die durch regelmäßige Aktionstage maßgeblich zur Reaktivierung der Strecke beitrug. Bis 2007 lenkte Reinhold Reibl die Geschicke der Agendagruppe, danach übernahm Bernhard Jüstel diesen Posten bis zur Streckenreaktivierung 2013. Die Stadt Weißenhorn kaufte die Grundstücke und sicherte so den Bestand des Bahnhofsgebäudes, das seitdem in neuem Glanz erstrahlt. Bis zum Fahrplanwechsel 2013/14 wurden rund elf Millionen Euro in neue Signaltechnik, neue Bahnübergänge und in die Rodung von Wildwuchs in die 9,5 Kilometer lange Strecke investiert. Mit dem Haltepunkt Weißenhorn-Eschach (Industriegebiet) wurde ein zusätzlicher Haltepunkt installiert.
Seit 15. Dezember 2013 verkehren im Ein-Stundentakt neuzeitliche Dieseltriebwagen der DB Regio Bayern. Auf der neuen Referenzstrecke kommen Wagen mit S-Bahn-Standard zum Einsatz. Bis zu 2.500 Pendler, Geschäftsreisende, Schüler, Tagesausflügler oder Vereine nutzen täglich die Bahnverbindung. Bequemer und einfacher gelangt man nicht binnen 25 Minuten ohne Stress und Parkplatzsuche in die Donaustädte. Auch Senden profitiert von der Linie RS71, hat man dadurch im Wechsel mit der Illertalbahn einen Halbstundentakt in Richtung Ulm - und Neu-Ulm. Der unerwartet große Erfolg gibt allen Beteiligten rückwirkend recht, so sind aus Skeptikern Befürworter geworden. Neue Betonschwellen und Gleise, im zurückliegenden Herbst eingebaut, zeugen davon, dass E das Projekt über die derzeitig vereinbarte Vertragslaufzeit bis 2036 hinaus weitergeführt werden soll. Vorplanungen für ein länderübergreifendes S-Bahnnetz und für eine Elektrifizierung liegen bereits in der Schublade. · Bleibt zu hoffen, dass das Projekt als Auslöser für weitere Streckenreaktivierungen steht, wie etwa die Staudenbahn zwischen Gessertshausen (bei Augsburg) - Langenneufach und Ettringen - Türkheim. Thomas Löffler