Ankommen in der neuen Heimat
Sonderveröffentlichung

100 Jahre AWO Schwäbisch Hall Ankommen in der neuen Heimat

Mit Projekten wie „Stark machen“ oder „ImPuls“ leistet die AWO Schwäbisch Hall einen wichtigen Beitrag zur Migrations- und Flüchtlingssozialarbeit.

Das Team vom Projekt „Stark machen“ hilft traumatisierten Geflüchteten aus der Ukraine dabei, mit der eigenen Trauer besser umzugehen. Foto: Ufuk Arslan

14.10.2024

I n der Flüchtlingssozialarbeit sind Bildung und Sprache, Netzwerke und ein Miteinander entscheidende Faktoren, um schnell anzukommen. Früher wie heute. Aktuell hat die AWO Schwäbisch Hall die Aufgabe der Flüchtlingssozialarbeit für Schwäbisch Hall, Mainhardt und Michelfeld übernommen. Ein Rück- und ein Ausblick.

Die AWO war schon Mitte der 1960er-Jahre Hauptansprechpartner für Gastarbeiter. Und bis heute ist die Migrations- und Flüchtlingssozialarbeit ein wichtiges Anliegen der Arbeiterwohlfahrt. Dafür setzt sie unter anderem auf das Projekt „ImPuls – Zusammenwachsen in Schwäbisch Hall“. Und das hat seit seinem Start wichtige Meilensteine erreicht sowie verschiedene Formate etabliert

Die Projektverantwortlichen Karin Kücük und Adina Vaitus sind überzeugt, dass echte Begegnungen und Gespräche der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander und einem starken Gemeinschaftsgefühl sind. Damit fördert die AWO als Sozialträger ein Klima, in dem das Interesse am anderen geweckt, Vorurteile abgebaut und das Miteinander gestärkt werden.

Zu den Formaten gehören der „ImPuls Podcast“ – bisher wurden über 60 Folgen veröffentlicht; jede Episode bietet die Möglichkeit, Einblicke in andere Lebenswelten und Denkräume zu erhalten –, die „ImPuls Talks“ – Vorträge zu Herzensthemen und guten Ideen –, das „ImPuls Erzähl-Ma(h)l“ – ein einzigartiges Dinner-Event und der „ImPuls Walk & Talk“.

Ein sicherer Rahmen

Seit Mai 2023 bietet die Haller AWO ein Projekt für traumatisierte Geflüchtete aus der Ukraine an. Norbert Acker schrieb hierüber in einem Beitrag für die Südwest Presse (Auszüge):

Kurz nach dem Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sind die ersten Geflüchteten aus dem Land auch im Landkreis Schwäbisch Hall angekommen. Nach dem anfänglichen Chaos haben sich schnell Strukturen entwickelt, um den Menschen, die vor Krieg und Terror in Deutschland Schutz suchen, zu helfen.

Mehr zu Inklusion und Integration
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Doch anfangs hat sich kaum jemand Gedanken um die seelische Gesundheit der Menschen – vorwiegend Frauen und Kinder – gemacht. Auf Initiative von Ukrainerinnen und Ukrainer mit einem beruflichen Hintergrund im psychosozialen Bereich hat die AWO Schwäbisch Hall daher im Mai 2023 das spendenfinanzierte Projekt „Stark machen“ für traumatisierte Geflüchtete aus der Ukraine ins Leben gerufen.

Es handele sich dabei nicht um ein therapeutisches Angebot. Vielmehr geht es darum, einen sicheren Rahmen etwa für den Austausch und Kreativangebote zu schaffen. Um die Hilfsbedürftigen kümmert sich ein Team von Psychologen, Pädagogen und eine Polizistin. Zudem ist eine Medizinerin an Bord und die Künstlerin Lillia Postil.

Bitte um Unterstützung

Erfolg Im Nachgang des Artikels von Norbert Acker sind bisher knapp 10.000 Euro als Spende bei der AWO eingegangen. Damit kann das Projekt nicht nur weitergeführt, sondern auch auf Jugendliche und Kinder ausgeweitet werden.

Mitgliedschaft Die AWO bittet um weitere Unterstützung. Diese ist zum einen über eine Mitgliedschaft (Beitrag ab 2,50 Euro pro Monat) möglich. Die Beitrittsformulare gibt es auf der AWO-Webseite. Hier finden sich auch Kontaktformulare bei Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Spenden Zudem können Interessierte für die Projekte spenden. Die AWO garantiert, dass das Geld für den vorgesehenen Zweck verwendet wird. 2023 kamen 19.000 Euro für die AWO Schwäbisch Hall zusammen. Hierüber zeigt sich der Wohlfahrtsverband überaus dankbar. Spenden gehen an: Arbeiterwohlfahrt Schwäbisch Hall e.V.: VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall eG IBAN: DE70 6229 0110 00098540 02, Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim IBAN: DE46 6225 0030 0001 519961

Von Berlin nach Hall

Frühe AWO-Gründung in der Siederstadt ist bemerkenswert.

Geschichte. Ein Blick in das Haller Gemeinderatsprotokoll von 1924 – mit dem Gründungsbeschluss der AWO vom 30. April des Jahres – fasziniert noch immer. Mit Blick auf die AWO-Gründung in Schwäbisch Hall 1924 sagt der langjährige Stadtarchivar, Dr. Andreas Maisch, nicht ohne Stolz: „Diese frühe Gründung einer AWO vor Ort war innerhalb des damals Deutschen Reiches nicht selbstverständlich und basierte auf vielfältigen Eigeninitiativen. Allen voran Pauline Graf, der Gründerin der AWO in Schwäbisch Hall.“ Mit dem Ersten Weltkrieg fing alles an. Die Gesellschaft des Kaiserreichs zerbrach und führte einerseits zu Notlagen, zum anderen wurde es akzeptabler, Hilfe und Fürsorge von außen anzunehmen – angefangen von Kriegswitwen bis hin zu Waisenkindern. 1919 regte Marie Juchaz die SPD in Berlin an, die Arbeiterwohlfahrt zu gründen. Die neue Organisation war allerdings eher eine Lobby als ein Fürsorgeverband. Davon wich die Arbeit der AWO recht schnell ab. Sie wurde zur Selbsthilfeorganisation, organisierte und betrieb Beratungsstellen, Kinderferienlager, Nähstuben und vieles mehr und sie etablierte Spendenaktionen.