Eineinhalb Meter Blautuch für 315 Mark: Mit diesem ersten Verkauf, verzeichnet im Kassenbuch von 1922, beginnt die 100-jährige Geschichte der Firma Junginger. Hans Junginger gründete sie im September 1922 in Niederstotzingen. Dort befindet sich seither das Hauptgeschäft, im Jahr 1986 wurde die Filiale in Langenau eröffnet.
Hans Junginger handelte mit Stoffen aller Art: Neben dem Material für die Bauernhemden war unter anderem auch Barchent im Sortiment, der in den damaligen Inflationszeiten noch teurer war als das Blautuch. Konfektionskleidung gab es - zumindest auf dem Land - kaum zu kaufen. Allerdings habe sein Opa auch Anzüge ins Sortiment aufgenommen, erzählt Frank Junginger.
Betrieb ist breit aufgestellt
Der 47-Jährige übernahm das Geschäft 2002 von seinem Vater Walter Junginger, der von 1969 an das Sagen gehabt hatte. Alle drei Generationen haben Anteil daran, dass der Betrieb heute breit aufgestellt und gleichzeitig auf Betten und Matratzen spezialisiert ist. Mit dem Kauf einer Maschine für die Reinigung von Bettfedern führte die Firma einen bis heute sehr gefragten Service ein.
Der Kundendienst hat von jeher einen hohen Stellenwert: Waren werden auch heute noch ausgeliefert, allerdings nicht mehr mit dem Fahrrad wie einst. 1973 wurde eine Schneiderin eingestellt, und bis heute näht Frank Jungingers Mutter Ingeborg passgenaue Gardinen aus den Vorhang-Stoffen vom Niederstotzinger Geschäft. Selbst kleine Wäsche-Reparaturen können im Sinne des Kunden-Service und der Nachhaltigkeit erledigt werden.
Gerade wenn es um Matratzen, Bettdecken und damit um guten Schlaf geht, sind persönliche Beratung und Qualität das A und O. Deshalb legt Junginger sowohl Wert darauf, alle Mitarbeitenden regelmäßig zu schulen als auch auf hochwertige Marken wie Schlaraffia-Matratzen und Paradies- oder Garanta-Betten. Die Firmen und ihre Produkte überzeugen Junginger durch innovative Konzepte.
Qualität bedeute für ihn, so sagt Junginger, „Langlebigkeit der Waren, die ich ruhigen Gewissens verkaufen kann". Das gelte für Bettwäsche ebenso wie für Unter- oder Nachtwäsche zum Beispiel von Schiesser, Mey und Triumph, für Heimtextilien und Frottierwaren beispielsweise von Vossen genauso wie für Herrenhemden von Marvelis oder Baby- und Kinderkleidung von Obermeyer. Das Sortiment umfasst Nachthemden und Schlafanzüge von Hajo, die Tischdecken werden von Pichler in Laichingen hergestellt.
Vom Online-Geschäft hält Junginger nichts: Stoffe müsse man anfassen können. Außerdem gehört für ihn das persönliche Gespräch mit den Kundinnen und Kunden zum Einkaufserlebnis. Das habe er vom Vater gelernt: Zeit für ein Schwätzchen müsse immer sein - auch beim größten Terminstress.
Dank der Vergrößerung des Sortiments wurde das Geschäft in Niederstotzingen mehrfach an- und umgebaut. In Langenau erfolgte der Umzug in der Hindenburgstraße 2015, um mehr Platz zu bekommen fürs Matratzenstudio. Junginger führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Zum „Stammpersonal" zählen nach wie vor seine Mutter, seine Ehefrau Heike Junginger sowie seine Schwestern Ilse Kräutle und Birgit Hornung. hib