Seniorchef Hans Pfisterer empfindet Dank und Demut anlässlich des runden Firmenjubiläums, das wohl nur wenigen Familienunternehmen vergönnt ist und letzte Woche im kleinen Kreis gefeiert werden konnte: Vor 100 Jahren hatte sein Vater, Elektromeister Johann Pfisterer, die Firma in Gründelhardt gegründet.
„Es waren damals schwierige Zeiten“, erinnert sich der Seniorchef. Zeiten, die von seinem Vater Mut, Zuversicht und ein gutes Gespür fürs Geschäftliche abverlangten. Denn Johann Pfisterer machte sich in einer Zeit selbständig, als nur wenige Haushalte einen Elektroanschluss besaßen, und er baute ein großes Geschäftshaus und eine Tankstelle in Bühlertann, als es hier im Ort erst eine Handvoll Autos gab.
Anforderungen ändern sich
Und dennoch hat sein Geschäftsmodell über drei Generationen hinweg getragen. Der Gründer konnte seine Firma in die Hände seines Sohnes legen. Hans Pfisterer Senior, der ab 1971 bis 2006 die Geschäfte gemeinsam mit seiner Frau Mathilde führte, hat zwei Söhne, die ebenfalls dem Elektrohandwerk eng verbunden sind: Hans, der ältere, übernahm im Jahre 2006, nach seiner Lehre bei der Firma Elektrotechnik Grund, den elterlichen Betrieb zusammen mit seiner Frau Claudia. Werner, der jüngere Bruder, absolvierte ein Elektrotechnikstudium in Aalen und ist der einzige Vollzeitangestellte.
Das Familienmodell funktioniert aber nur, weil sich jede Generation den Herausforderungen ihrer jeweiligen Zeit gestellt hat. War der Gründer noch hauptsächlich mit dem Verlegen von Freileitungen, dem Ortsnetzausbau, mit dem Wickeln von Motoren und dem Schalttafelbau beschäftigt, verlagerte sich das Geschäftsfeld beim Seniorchef auf Elektroinstallationen in landwirtschaftlichen Betrieben und privaten Häusern, auf die Installation von Heizungen und Telekommunikations- und Satellitenanlagen und auf den Anschluss von Haushaltsgeräten. Zu den Herausforderungen des heutigen Firmenchefs gehören in erster Linie die digitale Transformation, Installationsarbeiten in Firmen, Dienstleistungen für die Gemeinde und nicht zuletzt auch die Energiewende, die das ganze Feld der Fotovoltaik und der Wärmepumpen auf den Plan rief.
Viele Aufträge, kein Personal
Einher gingen diese technischen Veränderungen immer mit einem Wust an bürokratischen Vorschriften und einem Problem, das selbst ein 100-jähriges Firmenunternehmen bedroht: dem Fachkräftemangel. Denn die Arbeit geht dem heute 60-jährigen Firmeninhaber nicht aus. Im Gegenteil. Anrufe und Anfragen erreichen ihn täglich. Allein, es gibt niemanden, den er damit beauftragen könnte. Und auch wenn er seine Arbeit aus Leidenschaft macht und sein Arbeitstag nicht nach acht, sondern oft erst nach zwölf Stunden endet, kann er nicht alles schaffen. 25 Lehrlinge hat Hans Pfisterer Senior ausgebildet. Sieben sind es bisher beim Juniorchef gewesen. Der würde seine Erfahrungen auch heute gern an die jüngere Generation weitergeben, weil er weiß, dass Handwerk noch immer goldenen Boden hat. Aber derzeit hat er niemandem, dem er sein Wissen vermitteln kann.
Dennoch überwiegen in diesen Tagen der Stolz und die Zuversicht: Schließlich ist Pfisterer der älteste Fachbetrieb in Familienbesitz der Elektroinnung Schwäbisch Hall - und das soll er auch bleiben.
kere