Von Jörg Wahl
Der FV Bisingen feiert seinen 100. Geburtstag. Dazu findet an diesem Freitag, 25. Oktober, ein großer Festakt in der Hohenzollernhalle statt – mit Grußworten und Ehrungen. Zusätzlich wird es eine Fotoausstellung und eine Festschrift geben. Tags darauf, am Samstag, 26. Oktober, findet in der Halle eine große Malle-Party statt. Dafür verpflichtet wurden Stefan Stürmer und Ina Collada, beide bekannt durch ihre Auftritte am Ballermann.
Ein Blick in die lange und wechselvolle Vereinsgeschichte des FV Bisingen 1919 e.V. lässt manche Erinnerungen wach werden. Auf dem Lande den Fußballsport einzuführen, war alles andere als einfach, obwohl in größeren Städten schon um die Jahrhundertwende Fußball gespielt wurde. Eine gehörige Portion Mut und Idealismus waren notwendig, um König Fußball in Bisingen zu etablieren.
In Bisingen bestand seit 1904 der Turn- und Sportverein. Vor allem in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde beim TSV Faustball gespielt. Mehrere Felder auf dem großen Turnplatz auf dem „Heidelberg“ (einst Gemeindehaus) standen zur Verfügung. Parallel dazu probierten sich einige im Kicken. Aus Stoffresten bestand der Ball, die einfach zusammengestopft und -genäht wurden.
Durch den Ausbruch des Kriegs wurden die ersten Bemühungen im Keim erstickt. Begeistert von einem Fußballspiel des FC Tailfingen gegen den FC Hechingen 1919 sprang der Funke aber erneut über: Die Faustballer kauften einen Fußball. Der Anfang war gemacht.
Die 1919 gegründete Fußballabteilung machte sich im friedlichen Einvernehmen mit dem TSV 1924 als Fußballverein selbstständig. Anfangs mussten die jungen Sportler, vom Idealismus beseelt, zu Fuß zu Auswärtsspielen unter anderem nach Pfeffingen und Zillhausen laufen. Hin und wieder wurde auch schon mal ein Pferdegespann vor einen Leiterwagen gespannt, um ans Ziel zu kommen. Oft kehrten die Kicker erst in den Abendstunden zurück. Fahrten mit der Eisenbahn fanden nur statt, wenn es Förderer gab, ansonsten waren die Fahrtkosten zu teuer. Von ihrem Taschengeld mussten sich die Kicker selbst einkleiden. Schreinermeister Anton Hodler fertigte und sponserte jedem Spieler einen Holzkoffer für sein Dress.
Weil auf dem Turnplatz „Heidelberg“ nur trainiert werden durfte, fanden die Spiele meist auswärts statt. Später dienten frisch abgemähte Wiesen zur Ausübung des Fußballsports. Stets mussten die Tore mitgeschleppt und aufgestellt werden. Häufig gab es Schwierigkeiten mit den Anliegern.
Am 7. Juli 1921 unterzeichnete der TSV dann einen Vertrag mit der Gemeinde über den Platz „Reute“. Die Sportler mussten sich allerdings verpflichten, die Besitzer, die damit Futter und Getreide verloren, materiell zu entschädigen.
Im Gasthaus „Hohenzoller“ fand schließlich am 9. November 1924 die Gründungsversammlung des „neuen“ FV Bisingen statt. Überraschend viele Bürger waren gekommen. In den Folgejahren etablierte sich der Verein. Sieben Jahre später holten die Bisinger die Meisterschaft in der A-Klasse und stiegen in die Bezirksliga auf. Das Meisterschaftsspiel gegen Frommern/Dürrwangen endete mit 0:10 für Bisingen.
1933 nahm der TSV den FVB wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Sommer 1946, fand das erste Spiel gegen die erste Mannschaft aus Owingen statt. Mit dem Fahrrad gelangten die Spieler dorthin und kehrten mit einem Sieg in der Tasche freudestrahlend heim. Man spielte in den TSV-Farben. Rot und Weiß; später dann unter den neuen Vereinsfarben Blau und Weiß. Weil das Spielfeld „Reute“ durch Bombenangriffe restlos zerstört war, geriet das ehemalige Flugplatzgelände zum Ausweichplatz – bis „Reute“ wieder bespielbar war.
Aus dem Jahr 1953 datiert der Beschluss, dass sich die Fußballabteilung selbstständig macht. Der Verein zählte drei Mannschaften und 120 Mitglieder. Die nächsten Jahre standen maßgeblich unter der Federführung von Dr. Wolfgang Hacker.
1955 wurden die „Bisinger Hexen“ gegründet, die bis zum heutigen Tag eine wichtige Rolle in der Fünften Jahreszeit spielen. Seit über zehn Jahren steht Christoph Mayer an der Zunft spitze.
1966 wurde mit der Errichtung des Sportheims Kuhloch eine bleibende Heimstätte für die Fußballer geschaffen. 1969 wurde das 50-jährige Jubiläum mit einer ganzen Sportwoche gefeiert, auch die Festivitäten zum 85-Jährigen 2004 dauerten vier Tage.
Das große Ziel, den Aufstieg in die Bezirksliga, haben die Kuhlochkicker geschafft und kämpfen derzeit um Tore und Punkte, um ihren Mittelplatz zu verteidigen.