Aktiv zu sein, zu musizieren und auch Feste zu organisieren, das zieht sich durch die 100 Jahre des Bestehens des Musikvereins Seißen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass der Musikverein aus einer Gruppe von 20 begeisterten Radfahrern entstanden ist, die sich 1923 in dem Albdorf zusammenschlossen.
In einer legendären Generalversammlung der Radfahrer am 16. November 1924 wollten die meisten Vereinsmitglieder nicht für viel Geld ein „Banner“, sondern lieber eine „Blech-Musikkapelle anschaffen“ - der Gründungsmoment des Musikvereins. Schnell wurden Instrumente angeschafft, der Blaubeurer Emil Wörz als Dirigent auserkoren und dann neben vielen Radtouren auch erste Konzertauftritte veranstaltet. Die erste Beurteilung bei einem Wertungsspiel 1927 in Laichingen wurde mit „sehr lobenswert“ protokolliert.
Schon 1933 veranstaltete der junge Verein zum ersten Mal ein Bezirksmusikfest. „Lobenswerte“ Dekoration, ein Festumzug mit 15 Gruppen, ein Massenchor- und Wertungsspiele gehörten schon damals mit zum Programm. Nach dem Krieg, in dem elf Mitglieder starben, organisierten sich die Musiker 1948 neu - mit 13 jungen „Zöglingen“. Angegliedert war damals auch eine „Spiel- und Trachtengruppe“, mit der zusammen 1949 ein großes Trachtenfest ausgerichtet wurde. Im Mai 1954 feierte der Verein das 30-jährige Bestehen im Rahmen eines Bezirksmusikfests, dazwischen lagen viele andere Feste und Ausfahrten - sogar zum Münchner Oktoberfest.
Auch 1964 fand in Seißen das Bezirksmusikfest statt, und der Bürgermeister stellte fest, dass sich „aus dem Lausbubenverein vom Jahre 1924 ein Verein entwickelt habe, der aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken sei“. Es folgte ein weiteres fünftägiges Bezirksmusikfest 1974so groß, wie es die Seißener wohl noch nicht gesehen hatten“, dann Kirchen- und Jahreskonzerte. Intensiv brachten sich die Mitglieder später beim jährlichen Backhausfest ein, die Jugendarbeit wurde immer wichtiger. Auch diesmal zeigt der Musikverein Seißen, wie gut er sein großes viertägiges Fest vorbereitet und wie viel Unterstützung er dabei von vielen befreundeten Vereinen erhält.