„Bin nicht der Extremläufer"
Sonderveröffentlichung

12. Ermstal-Marathon „Bin nicht der Extremläufer"

Tim Kneule erarbeitet sich beim Ermstal-Marathon die konditionelle Grundlage für eine strapaziöse Saison beim Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen. 

Wenn er am Sonntag das Ziel erreicht hat, wird sich Tim Kneule mächtig freuen. Der Handball-Profi von Frisch Auf Göppingen integriert die zehn Kilometer in seinen Trainingsplan. Für mehr konnte er keinen Platz freischlagen. Foto: Eibner

08.07.2022

Er ist fraglos einer der berühmtesten Teilnehmer beim Ermstal-Marathon. Tim Kneule hat einst beim TV Neuhausen das Handballspielen erlernt, ehe es ihn unter den Hohenstaufen zum Traditionsklub Frisch Auf Göppingen zog. Dort machte der Metzinger eine beispiellose Karriere, die ihn bis ins Nationalteam führte. Auch mit 36 Jahren zählt Kneule noch zu den absoluten Leistungsträgern einer Mannschaft, die im Endspurt der vergangenen Spielzeit Sagenhaftes geleistet hat und in den Europapokal eingezogen ist. Nur einen Makel hatte die tolle Karriere bis jetzt: Kneule konnte aus Termingründen noch nie beim Ermstal-Marathon teilnehmen. Das hat ihn sehr gewurmt. Jetzt ist die Freude groß beim Familenvater, der mittlerweile im wunderschönen Dettingen residiert – unweit der Strecke.

Passt perfekt rein

Schwägerin und Schwager sind ebenfalls mit am Start, wobei sich der Schwager im vergangenen Jahr mit dem halben Marathon auseinandergesetzt hat. „Das hat bei mir jetzt nicht reingepasst“, so der Rückraumcrack augenzwinkernd. Da sie vom Verein aber eh einen Plan zur Hand bekommen haben, um sich vor dem offiziellen Trainingsstart auf einen anständigen konditionellen Level zu bringen, passt es heuer einfach. „Eine halbe bis dreiviertel Stunde müsste ich sowieso raus“, so Tim Kneule, der den verbalen Applaus des Gesprächspartners dann aber entschieden von sich weist. In der Zeit werde er die zehn Kilometer selbstverständlich nicht packen. „Rechne mal mit einer Stunde“, diktiert er in den Block. Der Extremläufer sei er nicht, Spaß mache es aber auf alle Fälle, mit zunehmendem Alter habe er Gefallen daran gefunden. Und dann gibt das Handball-Ass etwas anderes zu bedenken: „Jeder Sportler will immer das Maximum herausholen.“ Das mit der Stunde wird er sich unterwegs durch den Kopf gehen lassen.

"Ich komme direkt aus der Pause, muss zuvor noch einige Einheiten absolvieren.

Der Start des Zehn-Kilometer-Laufs am Sportzentrum Diegele in Bad Urach ist ein richtiges Spektakel. Tim Kneule wird sich da nicht ganz vorne bei den Schnellsten einordnen, die um die Bestzeit streiten. Gut möglich aber, dass er im großen Starterfeld auf die Jungs von seinem Ex-Verein TV Neuhausen trifft, die mit einer großen Abordnung den Zehner bestreitet. Sicher ist es auch dort ein Bestandteil der Vorbereitung. Laufen muss man da zu Beginn sowieso viel. Warum dann nicht im Rahmen dieses Lauf-Events.

Wobei für den Profi der Lauf fast ein bisschen zu früh kommt. Nach einer ellenlangen Saison mussten ein paar Wochen Pause einfach sein. „Praktisch komme ich direkt aus der Pause, muss da im Vorfeld noch einige Einheiten absolvieren, damit ich in Schwung komme“, hat Tim Kneule vergangene Woche gesagt und natürlich umgehend Taten folgen lassen.

Inklusive Europapokal wird es erneut eine strapaziöse Saison mit vielen Spielen. Um da richtig mithalten zu können, muss man jetzt die Grundlagen legen.

Große Herausforderungen

Tim Kneule wird den Zehner beim Ermstal-Marathon in angenehmer Erinnerung behalten, es kommen nämlich sicher noch größere Herausforderungen. Und was ist der größte Ansporn für einen wie Tim Kneule, der im Sport schon so viel erlebt hat? „Ich will mir mein isotonisches Kaltgetränk verdienen.“ Das werde selbstverständlich eines in der alkoholfreien Variante sein, fügte er eilends hinzu. Zumindest zunächst. Wolfgang Seitz


Ein halber muss auch mal reichen

Peter Keinath träumt von einer Triathlon-Langdistanz, beim ErmstalMarathon rennt er halb.

Ermstal. Es ist so, dass Peter Keinath vor nicht allzu langer Zeit verkündet hat, mit dem wettkampfmäßigen Laufen aufhören zu wollen. Das hat rückblickend nicht ganz geklappt. Schuld daran ist unter anderem, dass der Glemser in eine faszinierende Sportart hineinschnuppern wollte den Triathlon. Und, das hätte er natürlich wissen können, dort ist Laufen ein wesentlicher Bestandteil. Deshalb war der Weg nun gar nicht so weit zum Ermstal-Marathon. Ein halber soll es werden. ,,Ich werde nicht mit scharrenden Hufen in der ersten Reihe stehen, sondern einfach mitlaufen", blickt Peter Keinath voraus, ahnt aber, wie es kommen könnte: ,,Schnalle einem Sportler eine Startnummer um- und schon ist der Ehrgeiz geweckt."

Auch in Sachen Triathlon. Dort gibt es eine Radgruppe, die aus ehemaligen Läufern besteht. Mit Markus Ruopp und Michael Leibfarth dreht Keinath seine Runden. ,,Das macht einen Heidenspaß, manchmal eskaliert es aber ein bisschen", verrät der Neu-Triathlet. Mittlerweile macht auch Schwimmen Spaß. Laufen immer noch. Wettkämpfe müssen nicht zwangsweise sein, träumen darf man aber. ,,Irgendwann einen Ironman zu machen, kann ich mir vorstellen. Eine olympische Distanz habe ich schon absolviert, eine Mitteldistanz ist das nächste Ziel."

Der Ermstal-Marathon ist und war Peter Keinath immer wichtig. Nicht von ungefähr kommt es, dass bei der Inventur der Trophäen in den heimischen Kellerräumen just jene vollständig vorhanden waren, die er quasi vor der Haustür eingesammelt hat. In diesem Jahr ist dabeisein nicht alles, aber schon sehr viel. Wolfgang Seitz