Früher oder später sind alle auf Pflege angewiesen
Knapp 10 Millionen Bundesbürger werden im Jahr 2050 über 80 Jahre alt sein, prognostiziert das Statistische Bundesamt. Und obwohl ältere Menschen dank guter Gesundheitsversorgung immer länger fit und selbstständig sind, sind die meisten früher oder später auf Pflege angewiesen. Die wachsende Zahl an ambulanten Pflegediensten, Pflege-WGs und Seniorenresidenzen spricht eine deutliche Sprache. „Pflegekräfte haben heute schon die Wahl zwischen vielen offenen Stellen“, erklärt Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad Deutschland. „Und das wird auch so bleiben: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln schätzt, dass in Deutschland bis zum Jahr 2035 bis zu 150 000 Fachkräfte in der Pflege fehlen werden.“
Bis 2035 fehlen bis zu 150 000 Fachkräfte
Der Internationale Tag der Pflege wirbt deshalb jährlich am 12. Mai um Anerkennung für die Berufsgruppe. Egal ob in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder in der häuslichen Pflege: Pflegefachkräfte üben verantwortungsvolle Tätigkeiten aus, die menschliches Einfühlungsvermögen ebenso erfordern wie fachliches Know-how. Dass sie in besonderem Maße systemrelevant sind, hat nicht erst die Corona-Pandemie gezeigt. txn/ka
Wer war Florence Nightingale?
Florence Nightingale (12. Mai 1820 – 13. August 1910) gilt als Pionierin der modernen Krankenpflege. Mit der Versorgung verwundeter Soldaten im Krimkrieg (1853–1856) trug sie zum Ausbau eines Sanitätswesens bei. An ihrem Geburtstag wird der Tag der Krankenpflege begangen.
Florence verlebte eine unbeschwerte Kindheit auf dem Landsitz ihrer Familie. Sie wurde von ihrem Vater unterrichtet, die Mutter legte jedoch Wert darauf, dass Florence eine möglichst gute Partie machte. Florence selbst wollte nicht heiraten. Mit 17 Jahren hatte sie eine „göttliche Eingebung“, die sie auf den Weg der Krankenpflege wies. „Absurd“ fanden das ihre Angehörigen. Viele Jahre kämpfte Florence für ihren Weg. 1851 absolvierte sie ein Praktikum in den Diakonischen Anstalten Kaiserswerth bei Düsseldorf. Die Praxis der Wundversorgung lernte sie bei den Barmherzigen Schwestern in Paris.
1853 gab ihr Vater nach und setzte ihr eine jährliche Leibrente aus, die sie finanziell unabhängig machte. Für mehrere Monate übernahm sie die Leitung eines Hospitals für kranke Damen. Dann brach der Krimkrieg aus, und in der Presse erschienen Berichte über die katastrophalen Bedingungen in Lazaretten. Kriegsminister Sidney Herbert bat Nightingale um Unterstützung. Im Oktober 1854 reiste sie ins heutige Istanbul, begleitet von 38 Pflegerinnen. Als sie 1857 nach England zurückkehrte, wurde sie als Nationalheldin gefeiert.
Doch der Preis war hoch: Nach der Rückkehr von der Krim brach sie zusammen. Über Jahrzehnte hindurch war sie überwiegend bettlägerig. Ihr letztes großes Projekt war die Gründung einer Krankenpflegeschule. Allmählich erblindete sie und wurde dement. Am 13. August 1910 starb Nightingale 90-jährig in London. kna
Fünf Gründe für den Pflegeberuf
1. Sinnhaftigkeit Jeden Tag im Büro sitzen, ständig die gleichen Handgriffe am Band in der Fabrik – und am Ende des Tages weiß man gar nicht, was man eigentlich geschafft hat. Das wäre nichts für Pflegekräfte. Sie brauchen den Kontakt zu Menschen und das Gefühl, etwas Gutes zu tun, etwas Sinnvolles, Menschen zu helfen. Vielen gibt das Gefühl, gebraucht zu werden, Kraft.
2. Krisensicherheit Oft genug wird betont, wie wichtig Pflege in einer alternden Gesellschaft ist. Von der Wiege bis zur Bahre hat jeder Mensch in seinem Leben mit Dutzenden Pflegekräften zu tun. Diese Fachleute sind gesucht.
3. Teamwork Zusammen mit den Patienten bzw. Schützlingen, zusammen mit anderen Pflegefachkräften oder den Mitarbeitern in Verwaltung und Hauswirtschaft – in der Pflege arbeitet niemand allein.
4. Vielseitigkeit In der Pflege gleicht kaum ein Tag dem anderen. Krankheitsbilder, Charakter der Patienten bzw. Schützlinge Dank der neuen generalistischen Ausbildung ist auch ein Wechsel des Schwerpunkts noch einfacher möglich.
5. Entwicklungsmöglichkeiten Für viele Pflegende ist ihr Job äußerst erfüllend. Doch wer nach mehr strebt – mehr Verantwortung, mehr Gehalt, mehr Wissen und Können oder neuen Herausforderungen – dem stehen in der Pflege alle Türen offen. Ob Stationsleitung, eine Spezialisierung oder gar ein Studium, die Pflege bietet eine Menge Karrierechancen.