Beim Rückblick auf die Firmengeschichte der Metzgerei Reichart zeigen Eugen Reichart III. (Inhaber in vierter Generation) und sein Vater Eugen Reichart II. (dritte Generation) alte Fotos einer Metzgerfamilie: Im Jahr 1897 hat Christoph Reichart (erste Generation) das Haus in der Stuttgarter Straße 36 erworben, in dem sich heute noch das Geschäft befindet: natürlich modernisiert und den Wünschen der Kundschaft schon lange immer wieder angepasst.
Im Oktober 1897 eröffnete der ledige Metzgermeister Christoph Reichart dort nach einem Umbau zusammen mit seiner Schwester die Metzgerei. Ein Jahr später heiratete Christoph Reichart seine Frau Rosina Gehrer, die aus Jebenhausen stammte. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne und zwei Töchter hervor. Alle Söhne erlernten das Metzgerhandwerk.
Großer Zusammenhalt
Nach dem frühen Tod von Christoph Reichart übernahm Eugen Reichart im Jahr 1923 das Geschäft und heiratete 1932 Luise Braunmiller, die - wie könnte es auch anders sein ebenfalls einer Metzgerfamilie entstammte. Auch hier blieben die Kinder, zwei Töchter und Eugen Reichart II., der Metzgerei treu.
Ein Schicksalsschlag hatte die Familie im Jahr 1953 durch den plötzlichen Tod des Vaters getroffen. ,,Meine Mutter war damals 42 Jahre, meine Schwestern 20 und acht Jahre. Ich selbst gerade einmal 18 Jahre", erzählt Eugen Reichart II. und erinnert sich zurück an den großen Zusammenhalt innerhalb der Familie, die viele Entbehrungen auf sich nehmen musste, um den Metzgereibetrieb aufrechtzuerhalten.
Mit seiner Frau Rosemarie hat Eugen Reichart II zwei e Kinder, die inzwischen eben- falls die Familientradition 1 fortgesetzt haben: Barbara heiratete einen Metzgermeister in Oberbayern und Eugen - III. führt heute das Geschäft in der Stuttgarter Straße.
,,28 Metzgereien gab es beim Oberamt Geislingen um 1945. Heute sind es nur noch zwei", erläutert Eugen Reichart II., der sich der Einfachheit halber „Senior" nennt. Er spricht über das Kaufverhalten und die Ansprüche der Kunden, die sich über viele Jahrzehnte hinweg verändert haben. Früher sei in den Haushalten für drei Familien gekocht worden. Heute seien die Portionen eher kleiner. Auch Mittagstisch wird jetzt in der Metzgerei angeboten, wozu Eugen Reichart III. spontan einfällt:
„Wäre ich jünger, würde ich noch eine Kochlehre machen." Beiden Reicharts ist wichtig, dass sie ein gutes Verhältnis zu den Landwirten haben, die ihnen ihr Fleisch liefern. Zu den Bauern geben es langjährige persönliche Kontakte, die auf einer großer Vertrauensbasis beruhen.
Alte Erinnerungen leben bei Eugen Reichart senior auf, wenn er vom früheren Schlachthof spricht, den der Großvater 1903 in Geislingen mitfinanziert habe. Mit dem Privatvermögen habe er sogar gehaftet, bis der Schlachthof an die Kommune überging. So sei schließlich aus einer Genossenschaft im Jahr 1954 ein städtischer Schlachthof entstanden.
Mit seinen 87 Jahren hat Eugen Reichart nach wie vor einen klaren Blick und ein gutes Gedächtnis. Und er freut sich, dass Sohn Eugen mit seiner Ehefrau Tanja den Laden in der Stuttgarter Straße am Laufen hält. Der 14-jährige Janne Eugen ist der Sprössling der Familie. Und der darf noch drei Tage überlegen", sagt sein Vater Eugen der III., ob er die Tradition der Metzgerfamilie fortführen wird. Brigitte Scheiffele