Im Januar 1900 beschlossen 25 junge Männer in Gerhausen, einen Wunsch der jugendlichen Bevölkerung zu verwirklichen und einen eigenen Turnverein zu gründen. So steht es in der Vereinschronik. Um das erste Turngerät, ein Pferd, zu kaufen, wurden gleich die ersten 100 Mark Schulden gemacht. Noch im selben Jahr starteten drei Turner beim Gauturnfest in Dietenheim. Außerdem wurde ein Vereinsausflug organisiert und ein „Abturnen“, bei dem die Besten Preise erhielten.


Gesellige Veranstaltungen wie eine „Christbaumfeier“, Wanderungen und Ausflüge sowie Turnfahrten prägten die ersten Vereinsjahre. Auch die Statuten des Vereins mit strengen Regeln in Bezug auf Turnbesuch und Benehmen wurden ausgearbeitet, weitere Turngeräte angeschafft. 1906 fanden die Turner eine erste vorläufige Bleibe in der einstigen Zementmühle. 1907 kam die Frauenabteilung dazu – witzig im Protokoll festgehalten: „Im Jahr des Heils, am 23. Oktober 1907, wurde dem Verein ein holdes Kind, in Gestalt einer Frauenabteilung, geboren.“ 1925 konnte das erste Vereinsjubiläum in der neuen Turnhalle gefeiert werden, die dank vieler Helfer in knapp 15 Monaten Bauzeit aufgebaut worden war – mit nur 27 Mark in der Vereinskasse.

Grundsätzlich war das Vereinsleben eng mit der Weltgeschichte verbunden, stellen Dieter Eckhardt und Claus Roth im Rückblick auf die Vereinschronik fest. Große und tiefgreifende Einschnitte brachten der Erste und der Zweite Weltkrieg, in denen das Vereinsleben völlig zum Erliegen kam und viele Mitglieder ihr Leben lassen mussten. Die „Gleichschaltung“ des Vereins während der Nazi-Diktatur musste ebenso überwunden werden wie die Auflösung verschiedener Abteilungen.
Nach dem Krieg baute sich das Vereinsleben nur langsam wieder auf. Die ersten Jahre danach wurden geprägt durch das Turnen und die Leichtathletik, berichten die Chronisten. Mitte der sechziger Jahre musste die Turnhalle aus Kostengründen verkauft werden. 1967 begann eine neue Ära mit der Gründung der Handballabteilung, die einen rasanten Anstieg der Mitgliederzahlen brachte.
Angebote eingeschränkt
In den 1980er Jahren kam dann Volleyball als zweite Ballsportart im Turnverein dazu. Neue Abteilungen, wie etwa Step-Aerobic und Fitness-Mix für Frauen kamen ab 2000 hinzu. „Leider ist die zur Verfügung stehende Zahl an Übungsstunden sehr begrenzt“, so dass ein vielfältiges und intensives Sportangebot des Vereins nicht möglich ist, bedauern Dieter Eckhardt und Claus Roth. Aber: Der Kindersport und das Gerätturnen waren in den letzten 20 Jahren weiterhin sehr beliebt.
Im Vereinsmittelpunkt stehen trotzdem die Handballmannschaften. Und es hat sich dabei eine starke „Gemeinschaft für den Verein, für den Sport und für Gerhausen“ herausgebildet, wie Bürgermeister Jörg Seibold zum Jubiläum betont: „Diese Gemeinschaft trägt bis heute.“ sp