Ende Januar 2011 fand in Schwäbisch Hall der erste Kongress der Weltmarktführer statt. Gipfeltreffen heißt die Veranstaltung erst seit 2014. Der Haller Walter Döring hatte einst die Idee zu diesem Format.
An der Seite hatte er in den ersten fünf Jahren den Marketingexperten Bernd Venohr. Döring, ehemals Wirtschaftsminister Baden-Württembergs, und Venohr, Unternehmensberater und Wirtschaftsprofessor, überwarfen sich dann aber in der Frage, wie scharf der Begriff Weltmarktführer umrissen sein sollte. Döring war für eine klare Unterscheidung, Venohr sah das anders.
China hat Interesse
Mittlerweile ist die Wirtschaftswoche Hauptveranstalter des Gipfeltreffens. Walter Döring, der eine Akademie Deutscher Weltmarktführer gegründet hat, ist mit dieser Mitveranstalter. Wie lange der 69-Jährige noch dabeibleiben will, lässt er offen. Das Format dieses Kongresses wird im Mai dieses Jahres auf zwei Gipfeltreffen in China übertragen. Döring sieht das als spannende Aufgabe.
Die Wirtschaftswoche ist seit Jahren Hauptveranstalter. Ist es noch das Gipfeltreffen, das Sie sich einst vorgestellt haben?
Walter Döring: Das Gipfeltreffen ist aktueller geworden. Wir sind an einigen Stellen näher dran an wichtigen nationalen und internationalen Themen. Und wir haben eine wesentlich größere Verbreitung. Dass der Kongress wächst, war für mich damals eher Hoffnung als Erwartung. Das Gipfeltreffen hat an Bedeutung gewonnen und es hat sich etabliert. Für mich wurden die Erwartungen übertroffen. Ich erkenne nüchtern in Richtung Wirtschaftswoche: Ohne einen bundesweiten Verbreiter und Verteiler wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.
Herr Döring, wie würden Sie Ihren Part des Gipfeltreffens beschreiben?
Noch immer kommen die meisten Referenten über mich. Das ist ein entscheidender Punkt. Ohne Top-Referenten kann man einen solchen Kongress nicht machen. Bei der Größe von Schwäbisch Hall ist es wichtig, einen Menschen vor Ort zu haben, um das Gipfeltreffen zu etablieren. In Berlin oder München mag das anders sein. Die persönlichen Kontakte zu Würth, zur Bausparkasse, zu anderen Unternehmen und zur Stadt sind einfach wichtig. Deshalb lege ich auch immer großen Wert darauf, dass wir zwei lokale Referenten haben - dieses Mal von Bott und Leonhard Weiß. Und Würth sowieso.
Wen halten Sie für die Zugpferde?
Jonas Andrulis, Gründer und CEO von Aleph Alpha, ist einer, der hohe Erwartungen weckt. Was Künstliche Intelligenz anbetrifft, wird er derzeit als der Superstar gehandelt. Zu Recht, soweit ich das beurteilen kann. Er gilt als die große Hoffnung in Europa im KI-Wettbewerb mit den USA. Aber auch einen Michael Sen vom Medizintechnik-Konzern Fresenius oder einen Gerd Chrzanowski, Chef der Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland, sieht man nicht alle Tage. Nach wie vor wollen unsere Teilnehmer Reinhold Würth hören. Wir wissen das und haben es oft vernommen: Er hat den Zwei-Mann-Betrieb seiner Eltern zu einem Konzern mit 80 000 Mitarbeitern ausgebaut. Jetzt erwirtschaftet Würth Rekordzahlen in schwierigster Zeit.
Worauf freuen Sie sich beim 14. Gipfeltreffen sonst noch?
Ich erwarte, dass die Atmosphäre weiterhin einen familiären Charakter hat. Man hört immer öfter: Wir sehen uns auf dem Gipfeltreffen. Viele Teilnehmer kennen sich. Und so ein Galaabend im Carmen Würth Forum mit den Philharmonikern ist immer eine tolle Sache. Das unterscheidet uns von vielen anderen Kongressen. Das wird oft dankend und mit großer Begeisterung angenommen.
Die deutsche Wirtschaft lahmt. 2023 gab es einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Sorgt Sie das?
Das muss uns insgesamt Sorgen machen. Aber die Sorge sollte nicht übertrieben werden. Wenn ich manchmal die Nachrichten betrachte, könnte man meinen, wir werden demnächst das Armenhaus der Welt sein. Ich bin massiv dagegen, vom „kranken Mann Europas“ zu reden. Ich bin davon überzeugt, dass insbesondere die Familienunternehmen wieder aus diesem Tal herauskommen. Ich bin mal gespannt, ob unser Bundeskanzler in seiner Videobotschaft klare Signale mit Verlässlichkeit aus der Politik sendet. Ich würde mich freuen, wenn er einen Mutmacher mitbringt. Das Schwierigste überhaupt ist, dass sich Unternehmer auf die Politik derzeit nicht mehr verlassen können. Für Unternehmer sind Rahmenbedingungen, die zumindest mittelfristig gelten, das Allerwichtigste. Das ist mein wichtigster Wunsch an die Politik.
Sie importieren den Kongress auch nach China. Er findet im Mai statt. Was versprechen Sie sich davon?
Die Chinesen sind auf mich zugekommen, weil sie das Gipfeltreffen beobachtet haben. Denen hat das gefallen. Das wollen die auch haben. Es wird im Mai zwei klein-internationale Kongresse, überwiegend mit deutschen Weltmarktführern, geben. Die Treffen sollen dann aber ausgebaut werden. Sie finden in Peking und Chengdu statt. Beides sind Städte mit etwa 23 Millionen Einwohnern. Wir werden eine riesige Aufmerksamkeit in China haben. Wenn ich in meinem Alter so was noch mitgestalten kann, ist das natürlich eine Sensation.
Wird das Treffen in China eine einmalige Angelegenheit bleiben?
Nach chinesischen Vorstellungen nicht. Und ich halte auch nichts von Eintagsfliegen. Das bringt nichts. China ist auf die deutsche Wirtschaft nach wie vor sehr positiv gestimmt. Und ich mache die Erfahrung, dass auch die deutsche Wirtschaft geradezu auf China setzt. Das ist einfach ein riesiger Markt. Unglaublich viele deutsche Firmen haben vor, nach China auf die Kongresse zu kommen. Ich werde mich dort auch von ehemaligen Ministern begleiten lassen, Peter Altmaier zum Beispiel.