Ein Blick in die detaillierte und umfangreiche Chronik des Turn- und Sportverein Dietenheim offenbart eineinhalb Jahrhunderte voller Begeisterung, die immer schon die gesamte Stadt erfasst hat. Chronist und Ehrenvorsitzende Peter Klemm erinnert daran, dass „trotz schwerster innenpolitischer Auseinandersetzungen und Kriegswirren - 1864 deutsch-dänischer, 1866 deutsch-österreichischer, 1870-71 deutsch-französischer Krieg - die Turner unbeirrt ihrer Wege gingen. Voller Euphorie ging man in Dietenheim an die Gründung des Turnvereins ,Champigny'" - wobei nie genau ergründet werden konnte, wie dieser Beiname zustande kam.
Der sogenannte Verwaltungs-Candidat Christian Friedrich Fischer hatte zusammen mit „Zum Grünen Baum"-Gastgeber Ferdinand Eh und Ludwig Rittler „zu einer Besprechung hiewegen auf den 10. Juni 1872, abends acht Uhr, in das Gasthaus ,Grüner Baum' erlassen".
Dieser Einladung folgten weitere zwölf Männer. „Nachdem vom noch nicht ganz 22-jährigen Fischer der Wert des Turnens, überhaupt der Zweck, welcher ein Turn-Verein zu verfolgen hat, aufeinandergelegt wurde, hat man einstimmig die Gründung eines Turn-Vereins in der hiesigen Gemeinde beschlossen und zugleich bestimmt, auch der Schuljugend Gelegenheit zur Anwohnung und Beteiligung bei den Turnübungen zu bieten."
Damit gehörte Dietenheim zwar nicht zu den Pionieren des Turnens in Württemberg, doch in der Region war man schon Wegbereiter für eine gezielte Schulung der Leibesertüchtigung - erstaunlicherweise von der ersten Zusammenkunft an mit Einbeziehung von Schülern.
Erster Turnplatz im Garten der Baum-Wirtschaft
Baum-Wirt Ferdinand Eh hatte sich bei der ersten Versammlung spontan bereiterklärt, einen Teil seines Wirtschaftsgartens unentgeldlich als Turnplatz zur Verfügung zu stellen. Versammlungsort war ebenfalls die Lokalität Ecke Irmensteige/Poststraße (heute Wainer Straße).
Schreinermeister Josef Anton Höß fertigte, die benötigten Turngeräte an. Das waren zunächst ein Doppelreck, ein Barren und eine Hochsprunganlage. Später kamen noch Klettergerüste hinzu.
Auch wenn es ein finanzielles Opfer in Höhe des Stundenlohns eines Maurers darstellte, traten dem Verein in Folge ständig neue Mitglieder bei: Knapp 14 Tage nach der Gründung waren es schon 20, bei der zweiten Versammlung am 7. Juli schon 30 und am 28. Juli 1872 konnte Schriftführer Christian Friedrich Fischer voller Stolz die unglaubliche Zahl von 53 Neueintritten vermelden. Die erste Hauptversammlung datiert auf den 17. August 1872, bei der „einstimmig und beifällig" der weitum bekannte Kirchen- und Glasmaler Josef Zeller jr. zum ersten Vereinsvorsitzenden gewählt wurde. Bereits im Februar 1873 musste der seitherige Schriftführer und Vereinsinitiator Fischer Dietenheim verlassen, was als herber Verlust beschrieben wurde.
Bereits am 28. Juni 1874 lud der Turnverein Dietenheim zum Gauturnfest und vor allem zur Fahnen-Weihe. Erster Programmpunkt morgens früh 5 Uhr: Tagwache, Böllersalven. 8 bis 10 Uhr: Empfang der Gäste, Begrüßung und gesellige Unterhaltung. Nach Gautag, gemeinschaftlichem Mittagessen im „Local zur Rose" folgte nachmittags die Sammlung der Vereine beim Rathaus und Zug auf den Festplatz. Nach Ankunft auf demselben Festgesang, Festrede, Enthüllung und Übergabe der Fahne. Es ging weiter mit Weihe-Lied, Massenübung unter Leitung des Hrn. Turnlehrers Beilhard aus Ulm sowie Preisturnen der Turner und Zöglinge mit anschließender Preisverleihung. Der Abend endete mit Turnspielen, Unterhaltung durch heitere Vorträge, Musik und Gesang, Rückzug ins Local und alsdann Festball. Laut Bericht von Schriftwart Johann Uhlmann machten sich die auswärtigen Turner spät in der Nacht auf den Nachhauseweg. „Nur die Turner aus Blaubeuren und Langenau blieben hier. Bei geselliger Unterhaltung fanden sich die hiesigen Turner frühmorgens wieder ein und verbrachten mit den hiergebliebenen Turngästen fröhliche Stunden“, heißt es.
Eine ähnlich legendäre Feier gibt's am Wochenende: Am Samstag, 17. September, steht ab 10.30 Uhr ein „Familienspaßtag" in der Park-Anlage „Unter den Linden" auf dem Programm. Für den „Fun-Lauf" ab 15 Uhr kann sich noch angemeldet werden. Ab 19.30 Uhr legt DJ Lollo auf. Der Sonntag, 18. September, beginnt um 10.30 Uhr mit einem Frühschoppen. Lars-Eric Herfurth