Beruf Wirtschaftsingenieur Facility Management: Viel mehr als ein studierter Hausmeister
Sonderveröffentlichung

17. JOB-BÖRSE DER VR BANK HEILBRONN SCHWÄBISCH HALL EG Beruf Wirtschaftsingenieur Facility Management: Viel mehr als ein studierter Hausmeister

Organisation: Marisa Almeida Veloso und Lukas Thier absolvieren ein duales Studium im Fach „Wirtschaftsingenieurwesen Facility Management“. Die beiden sind sich einig: Monotonie hat in dem facettenreichen Berufsbild keine Chance.

Die Studenten Marisa Almeida Veloso und Lukas Thier an ihren Arbeitsplätzen. Allerdings sitzen sie nicht nur am PC, sondern bekommen auch viele praktische Einblicke in das Gebäudemanagement und den Umgang mit Kunden. Fotos: SHFM

11.05.2022

Facility Manager sind doch studierte Hausmeister“ – mit diesem weit verbreiteten Vorurteil räumen Lukas Thier und Marisa Almeida Veloso auf. Die beiden 23-Jährigen absolvieren seit Oktober 2021 das duale Studium mit dem etwas sperrigen Namen „Wirtschaftsingenieurwesen Facility Management“. Dabei wechseln sich Theoriephasen an der Hochschule mit Praxiseinheiten in Firmen alle drei Monate ab. Ihr Ausbildungsbetrieb ist die Schwäbisch Hall Facility Management GmbH (SHFM).

Lukas Thier betont: „Der Beruf ist viel facettenreicher als man im ersten Moment denkt. Und ganz ehrlich: Wie kompliziert zum Beispiel die Reinigung von Glasfassaden sein kann, erkennt man erst, wenn man sich richtig mit der Materie beschäftigt.“


"Unterhalb der Bausparkasse erstreckt sich ein komplexes Tunnelsystem."

Lukas Thier, Student


Dabei fällt die eigentliche Putzarbeit natürlich nicht in das Aufgabengebiet des Managers. Vielmehr organisiert er die Bereitstellung, Bewirtschaftung und Optimierung von allen erforderlichen Gebäuden, Flächen und Arbeitsplätzen eines Unternehmens unter funktionalen und monetären Gesichtspunkten. Oder anders ausgedrückt: Als Facility Manager hält man Firmen und Organisationen den Rücken frei. Indem man ihnen die Planung, Steuerung sowie Organisation der Prozesse abnimmt, können diese sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Facility Manager kümmern sich unter anderem um den Betrieb, die technische Infrastruktur oder auch die Energieversorgung von Gebäuden. So halten sie ihren Kunden den Rücken frei. Foto: Shutterstock

Das Gebäude im Blick

Sein großes Interesse an der Gebäudetechnik hat Lukas Thier zum Studium bewogen. Der 23-Jährige hat bereits eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert und wollte sich dann in technischer und kaufmännischer Richtung weiterentwickeln. „Dabei kam aber zum Beispiel ein klassisches Maschinenbaustudium nicht in Frage. Denn es sind nicht die Anlagen, sondern vielmehr die Gebäudehüllen und deren Aufgaben, die mich fesseln“, erklärt der Haller.

Und diese Vorliebe kommt gerade voll auf ihre Kosten: Sein zweites Praxissemester bei SHFM absolviert er in der Abteilung „Technisches Gebäudemanagement“ – Inspektion, Instandhaltung und Wartung der Gebäude gehören zu seiner täglichen Arbeit. „Unter der Bausparkasse erstreckt sich ein komplexes Tunnelsystem. Darin könnte man leicht verloren gehen“, erzählt er begeistert.

Facettenreiche Einsatzgebiete

Das Arbeitsgebiet von SHFM umfasst aber noch viele weitere Bereiche – neben Gebäudemanagement und Putz- sowie Hausmeisterdiensten, übernimmt das Unternehmen auch die komplette Objektverwaltung oder das Catering für seine Kunden. Die künftigen Fachleute bewegen sich dabei immer an der Schnittstelle von ökonomischen, technischen, rechtlichen und zwischenmenschlichen Aufgabenbereichen. Das macht die Arbeit ausgesprochen abwechslungsreich. Das gefällt auch Marisa Almeida Veloso. Für das Studium an der DHBW Stuttgart und bei Schwäbisch Hall Facility Management ist die 23-Jährige extra aus Hessen in die Region gezogen.

Praxis im Betrieb

Dank eines rotierenden Systems bekommt sie Einblicke in alle Bereiche des gesamten Unternehmens. Besonderes Interesse hat die gelernte Einzelhandelskauffrau dabei für die Aufgaben von Marketing und Vertrieb entwickelt. „Das ist das Schöne an unserem Ausbildungsbetrieb: Jeder Student lernt alles kennen, aber wir dürfen auch klar unsere Vorlieben einbringen und werden dann in diesen Bereichen gefördert“, freut sie sich. Ihr Arbeitsalltag besteht daher aktuell aus vielen Kontakten zu Bestands- und Neukunden, außerdem macht sie Kalkulationen und Angebote und erhält Einblicke in Marketingstrategien.

Auch die Möglichkeit während des Studiums bei SHFM einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren, hat ihre Entscheidung für das Unternehmen beeinflusst. „Sehr gerne würde ich für drei Monate zum Arbeiten in die USA gehen und dort meinen Horizont erweitern“, erklärt die begeisterte Tänzerin.

Inhalte des Studiums

Die Praxissemester im Betrieb machen nur die Hälfte des Studiums aus. In den Theorie-Einheiten an der Dualen Hochschule bekommen die Neulinge das nötige Wissen vermittelt. Hierzu zählen die klassischen Fächer des Wirtschaftsingenieurwesen wie Mathematik, VWL, BWL und IT. Diese werden ergänzt um spezifische Lerninhalte wie „Einführung in die Methoden des Facility Managements“, „Technisches Gebäudemanagement“, „Entwurf- und Baukonstruktionstechnik“ sowie „Steuerlehre“.


"Es ist enorm wichtig, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu erfassen."

Marisa Almeida Veloso, Studentin


Wer sich für das BA-Studium in der Fachrichtung Facility Management interessiert, sollte auf jeden Fall ein technisches Grundverständnis mitbringen. Marisa ergänzt: „Vor allem ist es enorm wichtig, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erfassen. Zudem braucht es ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit und Offenheit im Umgang mit den Mitmenschen.“

Mehr Infos zum Beruf gibt es hier

Für das duale Studium hat Lukas Thier noch einen allgemeingültigen Tipp: „Man muss sich selbst gut organisieren können. Der straffe Wechsel zwischen Theorie und Praxis kann herausfordernd sein. Da ist es wichtig, sich die Zeit richtig einzuteilen!“

Corona und Ausblick

Pandemiebedingt haben Marisa und Lukas bisher nur eingeschränkte Einblicke in das Studenten-Dasein bekommen: Die meisten Veranstaltungen fanden online statt. „Natürlich ist die Lernatmosphäre im Hörsaal anders als zu Hause, aber die Professoren der DHBW Stuttgart haben das gut gelöst. Wir erledigen viele Aufgaben als Gruppenarbeiten, so können wir die Kommilitonen besser kennenlernen“, erklärt Marisa. Und sie freut sich: „Bald soll der Unterricht auch wieder in Präsenz stattfinden.“

Auf die Frage nach Höhepunkten des bisherigen Studiums antworten beide wie aus einem Mund: „Wir stehen ja ganz am Anfang und freuen uns auf das, was da noch kommt. Allerdings sind wir jetzt schon sicher: Eintönig wird es nicht. Wir wachsen mit unseren Aufgaben.“ Und Lukas fügt noch mit einem Augenzwinkern hinzu: „Einmal im Leben sollte jeder die Kantine in der Bausparkasse besucht haben.“ Adina Bauer