Berufserfahrene haben zumeist schon mehrere hinter sich, doch für angehende Azubis und Berufseinsteiger sind sie oft mehr oder weniger Neuland: Vorstellungsgespräche. Klar, dass man da nervös werden kann. Aber keine Sorge: „Dass Azubis natürlich keine große Übung bei Vorstellungsgesprächen haben, ist den Interviewenden auf der anderen Seite bekannt“, sagt Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Madeleine B Leitner. Personalverantwortliche machen bei deren Performance deshalb auch gewisse Abstriche. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, sich vorab gut vorzubereiten und zu wissen, worauf man schon vor den ersten Gesprächen achten kann. Diese Tipps helfen - auch bei Nervosität:
Erfahrungsberichte sammeln
Das allererste Vorstellungsgespräch steht an und man hat keinen Plan, was einen da so erwartet? Dann kann es sinnvoll sein, im Umfeld einmal Erfahrungsberichte einzuholen. Einfach mal bei Freunden fragen, wie diese mit der Situation umgehen und welche Erfahrungen sie in Vorstellungsgesprächen gemacht haben. Auch Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer können hierzu oft einiges erzählen. „Azubis stellen also fest: So schlimm wie man es sich im Kopfkino ausmalt, ist ein Vorstellungsgespräch in aller Regel nicht“, so Jürgen Hesse, Bewerbungsund Karrierecoach. Er rät, sich klarzumachen, dass es in erster Linie um ein gegenseitiges Kennenlernen geht, nicht um eine Wissensprüfung. Und auch wer nicht die allerbesten Noten mitbringt, muss nicht unbedingt zittern. Aus Sicht von Firmen geht es Leitner zufolge heutzutage darum, aus den Bewerberinnen und Bewerbern diejenigen zu identifizieren, die überhaupt das ausreichende Potenzial haben für eine Ausbildung. „Da zählt die Persönlichkeit - Anstrengungsbereitschaft, Motivation, Auffassungsgabe, Zuverlässigkeit - sicher mehr als die Noten.“
Antworten vorab vorbereiten
„Von Vorteil ist, sich vorab mit ein paar klassischen Fragen aus Vorstellungsgesprächen zu beschäftigen“, sagt Leitner. Eine davon ist etwa: Was können Sie uns über sich erzählen? Darauf kann man eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Werdegangs liefern - Schulabschlüsse, Praktika, ehrenamtliches Engagement zum Beispiel und von seinen Interessen berichten. Eine nicht selten gestellte Frage: Warum wollen Sie ausgerechnet bei uns arbeiten? Auch auf diese Frage kann man sich vorbereiten. Denn bei der Frage geht es vor allem um eines: Die Motivation und wie glaubwürdig man diese vermittelt.
Nicht auf den letzten Drücker losfahIren
Findet das Vorstellungsgespräch vor Ort statt, sollte man für die Anreise großzügig Zeit einplanen. Und das selbst dann, wenn der Weg eigentlich nicht wahnsinnig weit ist: Ein baustellen- oder unfallbedingter Stau oder ein Zugausfall können den Zeitplan gehörig durcheinanderwirbeln. „Lieber eine Stunde vorher da sein und vor dem Gespräch noch ein bisschen spazieren gehen“, rät Jürgen Hesse. Ein Zuspätkommen lässt sich in aller Regel nur schwer entschuldigen - und wenn man im Zug bangt, ob man es noch rechtzeitig schafft und womöglich dann den Weg zum Unternehmen nicht gleich findet, steigt die Nervosität.
Bei Videointerviews sollte man sich übrigens vorab mit der Technik vertraut machen, heißt es auf dem Portal „Abi. de“ der Bundesagentur für Arbeit. Also: Welche Software wird verwendet? Muss vorher etwas installiert werden? Und: Hat man Kamera und Mikrofon? Außerdem sollte man einen neutralen Raum oder einen aufgeräumten, ordentlichen Hintergrund für das Gespräch wählen.
Nervosität ansprechen
Ist man wahnsinnig aufgeregt? Dann darf man das auch sagen. „Das wird dazu führen, dass das Gegenüber noch freundlicher und aufmerksamer ist als zumeist ohnehin schon“, erklärt Hesse. Und generell: In Bewerbungsgesprächen nervös zu sein, ist überhaupt nicht schlimm, so Leitner: „Immerhin ist Aufregung ja eine positive Motivation, die für Sie spricht.“
Auf die Körperhaltung achten
Beine Arme verschränkt, übereinandergeschlagen - wer sich so in einem Vorstellungsgespräch präsentiert, signalisiert eine gewisse Verschlossenheit - oft ganz ohne Absicht. „Hinzu kommt, dass womöglich die Sauerstoffzufuhr für den Körper eingeschränkt ist“, erklärt Hesse. Das kann Unwohlsein befördern. Besser ist es, sich aufrecht hinzusetzen, beide Beine gerade nebeneinander zu positionieren und die Hände auf den Tisch oder auf den Schoß zu legen.
Und zu guter Letzt: Lampenfieber in Form von Nervosität ist zutiefst menschlich. Dabei kommt es auf die Dosis an. „Ein kleiner Schuss Lampenfieber ist gut, weil wir dadurch viel präsenter, aufmerksamer, letztlich also besser sind als in einer entspannten Feierabendstimmung“, sagt Hesse. In der richtigen Dosis wirkt Lampenfieber wie ein „Doping“ und macht uns hellwach, konzentriert und präsent - das kann hilfreich sein. dpa