„Was für ein Schmuckstück“: Bei Feiern im Kleinen Großen Haus sind Besucher regelmäßig begeistert, dass man in Blaubeuren in einem so schön hergerichteten historischen Gebäude so günstig feiern kann. Der große Raum im Erdgeschoss schafft durch Holz und alte Wände eine warme Atmosphäre für Gespräche, Film- und Fotovorführungen, Musik oder Lesungen. Im ersten Stock gibt es zwischen bemalter Holzvertäfelung und Butzenscheiben Platz für das Festessen. Kein Wunder, dass der Ort am Wochenende lange im Voraus ausgebucht ist.
Seit rund zehn Jahren hat sich das Kleine Große Haus als beliebter Blaubeurer Veranstaltungsort etabliert. „Ich hätte nie gedacht, dass die Renovierung so schnell geht“, sagt Christian Sigg, einer der beiden Vorstandsmitglieder der Stiftung „Kleines Großes Haus“. Die Stiftung war vor 25 Jahren eigens gegründet worden, um an dem besonderen Ort für alle Blaubeurer ein Bürger- und Kulturhaus zu schaffen. Für einen symbolischen Euro hatte Christian Sigg mit seinem damaligen Vorstandskollegen Hans-Dieter Freytag das Kleine Große Haus für die Stiftung von der Stadt Blaubeuren gekauft.
Bis 1985 lebten noch drei Eigentümer darin, im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sogar insgesamt 15 Menschen zusammen mit Stalltieren und Handwerksbetrieben. Mit entsprechenden Folgen für das Haus. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, berichtet Sigg. Weil eine Sanierung durch die Stadt aufgrund der schlechten Finanzlage Blaubeurens nicht möglich war, entstand auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Georg Hiller dann eine Stiftung. „Wir waren von Anfang an immer auf der Suche nach Geld“, berichtet Freytag. Immer wieder mussten nötige Sanierungsarbeiten verschoben werden, weil die Stiftung keinen Verlust machen durfte und zugesagte Fördergelder nicht eingingen. Mit Hilfe von acht Blaubeurer Stiftern, vielen Spendern und engagierten Helfern auch im Stiftungsvorstand und Beirat sowie durch Denkmal-Fördermittel gelang es aber doch, die nötigen 2,3 Millionen Euro zusammen zu bringen. „Ein großes Gemeinschaftswerk“, resümierte Hiller.
Inzwischen hat das 1483 erbaute „Kleine Große Haus“ dank seiner maßgeblich vom Blaubeurer Architekten Markus Gebhardt betriebenen Renovierung unter anderem den „Deutschen Fachwerkpreis“ erhalten. Nutzer können bei Veranstaltungen nicht nur die moderne Ausstattung nutzen, sie erleben auch historische Charakteristika hautnah. Da gibt es schöne Details wie gemalte Lilien, Schein-Fachwerk oder die ungewöhnliche, nach innen ausgeführte Diamantquader-Malerei zu entdecken. Wenn man eine der Türen mal versehentlich zu stark zuschlägt, schnappt das alte Schloss schon mal zu – und lässt sich ohne Schlüssel oder von innen nicht mehr öffnen. Eine Festgesellschaft, der das passierte, als sie im großen Saal die Getränke herrichtete, ließ sich davon nicht bange machen, berichtet Bernd Schmid, der das Haus für die Stiftung als Hausmeister betreut. Ein junger Mann kletterte durch eine kleine hohe historische Fensteröffnung in die Küche, öffnete die Tür von innen und machte so die Getränke-Vorräte wieder zugänglich.
Klar ist: Das Kleine Große Haus gilt als einer der „bedeutendsten spätmittelalterlichen Profanbauten in Südwestdeutschland. sp
Ansprechpartner für Veranstaltungen: Gerhard Deininger, Tel. 0176/11 13 15-28 oder Bernd Schmid, 0176/11 13 15-29, Email: stiftungsbetreuung@gmail.com