„Die Brauerei war immer Thema in der Familie. Aber als ich selbst Gesellschafter wurde, wollte ich mehr wissen“, sagt einer der 25 Gesellschafter der Löwenbrauerei Hall, Dr. Axel Röhm. Er ist Physiker, Bier-Sommelier und lebt bereits mehr als die Hälfte seines Lebens mit seiner Familie in den Niederlanden. Ende Juni 2024 ist er, wie alle anderen Familienmitglieder auch, zum traditionellen Gesellschaftertreffen und zum 300jährigen Jubiläum der Brauerei nach Schwäbisch Hall gekommen.
Dieser regelmäßige Austausch sichert den Zusammenhalt der Eigentümerfamilie - immer wieder und ganz besonders zum Wohle der Firma, wie sie selbst sagen. Daran halten sie fest, wie an den Werten als regionale Brauer - Fairness, Qualität und Verantwortung auch. Der Geschäftsführer in fünfter Generation, Peter Theilacker, versichert eindrucksvoll, dass das Interesse am Bier, an der Brauerei, an der Stadt und der Region bei allen 25 Gesellschaftern und bei ihren Familien ganz oben stehen. Er betont, dass sie sich darauf eingeschworen haben und dies auch regelmäßig erneuern. Ende Juni waren rund 60 direkte Nachkommen der Gründer Pauline und Friedrich Erhard vor Ort, um das Firmenjubiläum gebührend zu feiern. Sie kommen zum Beispiel aus Stuttgart, Konstanz, Kiel, Frankfurt und Berlin und entstammen alle den noch verbliebenen fünf Stämmen der zehn Kinder des Haller Paares. Dieses hatte 1876 geheiratet und im Gebäude des heutigen ,Gasthaus zum Löwen' in der Mauerstraße in Schwäbisch Hall gelebt und gebraut. Die anderen fünf Familienzweige hatten keine Kinder oder sind verstorben.



Die Firma kommt vor den Interessen der Eigentümerfamilien
Die Familie der Gründer spricht heute von einem ,emotionalen Kitt und von formalen Regeln'. Beides schafft Vertrauen und verbindet sie miteinander. „Unter den 25 Gesellschaftern haben wir ein starkes WIR-Gefühl. Wir haben einen relativ strengen und präventiven Gesellschaftervertrag zugunsten des Unternehmens“, sagt Peter Theilacker.
Es ist eben Familie, die sucht man sich nicht aus, die hat man
„Hier sind heute drei Generationen zusammen. Das ist schon ein enger Zusammenhalt“, sagt Geschäftsführer Hans Firnkorn auf dem Familientreffen stolz. „Als ich hier aktiv wurde, war ich der Jüngste. Heute bin ich der Drittälteste“, ergänzt er rückblickend. Sind die jungen Familienmitglieder älter, werden sie relativ früh eingebunden und Stück für Stück an die Brauerei herangeführt, über solche Treffen und oder auch über Praktika. Peter Theilacker empfindet es als Vorteil, das Unternehmen bereits in der fünften Generation zu führen: „Wir bauen auf dem auf, was mehrere Generationen vor uns geschaffen haben. Das macht es vermutlich leichter, als wenn man ein Unternehmen erst in zweiter Generation führt.“ Danach gefragt, wo seiner Meinung nach der Unterschied zwischen der Führung eines Familienunternehmens und einem angestellten Manager ist, wird es emotional: „Meiner Ansicht nach menschelt es in einem Familienunternehmen sehr. Das hat Vor- und Nachteile. Wenn es nicht passt, ist es ein Alptraum. Wenn es passt, gehört es zum Zuhause. Es geht in erster Linie nicht darum, meine Karriere zu planen und zu verfolgen. Es geht darum, die Haller Löwenbrauerei erfolgreich zu führen und zu erhalten.“

Was macht ein Bier-Sommelier?
Ein Bier-Sommelier berät die Kunden einer Brauerei, Einkäufer, Gäste und Gastronomen. Zu seinen Kompetenzen zählen Aussagen zum Herstellungsprozess eines Bieres sowie Empfehlungen der passenden Biersorten zu Speisen. Der Gesellschafter der Haller Löwenbrauerei und Bier-Sommelier Dr. Axel Röhm hat als promovierter Physiker in zwei Jahren und in Abendkursen in Salzburg und München seinen Abschluss zum Bier-Sommelier gemacht. Er sagt: „Ich finde es als Techniker faszinierend, dass man aus Malz, Hopfen und Wasser so viele verschiedene Biere brauen kann.“ Für ihn ist es ein Hobby, er hält Vorträge und bietet Bierproben, zum Beispiel dazu an, welche Geschmäcker besonders gut zusammenpassen und welche eher kontrastieren. Er findet, dass es ganz besonders in Deutschland eine große Biervielfalt gibt. Die Familie sagt über ihn: Er ist ein bisschen ,bierverrückt'.