Mit Autos und Motoren hatte es Rainer Klink schon immer, sagt er. Und als Jugendlicher sogar mit der Leichtathletik. „Ich war gleichzeitig im ADAC und bei der TSG Tübingen“, berichtet er, „als 100-Meter-Läufer war ich richtig talentiert.“ Und mit der ADAC-Jugendgruppe trafen sie sich jeden Donnerstag im Eiskeller der alten Marquardtei in Tübingen.
Leidenschaft für PS
Am Ende landete Rainer Klink beim Motocross. „Von 1968 bis 1971 bin ich etliche Rennen gefahren – und bei einem Cross in Obernheim holte ich sogar mal den 1. Platz.“ Dann kamen die Motoren, die vier Reifen antrieben. Sein erstes Auto war ein Käfer 1300, den er aber da schon von 34 PS auf über 80 hochpimpte. Problem: Die Vorschriften erlaubten damals nicht, dass er und seine Ehefrau einen Wohnwagen anhängten für den Urlaub in Schweden. Also musste ein Buckel-Volvo her für den Campingurlaub in Lindau.
Dann ein erster Hinweis auf Zukünftiges: 1975 besuchten sie die Oldtimer-Show am Nürburgring. Vielleicht kam da die Sammelleidenschaft über den späteren Boxenstop-Chef. Denn 1978 kaufte er einen Austin Healey 100/6, ein echter Hingucker. Und da damals im heutigen Boxenstop noch die Werkstatt des Busunternehmens Schnaith, seiner Großeltern, war, wurde er dort aufgepäppelt. Dasselbe ein Jahr später mit einem MG TD, den er in Pfullingen entdeckte.



Die erste Oldtimer-Ausstellung
Und dann die erste Ausstellung, eine „Oldtimer Ausstellung“ im Betriebshof von Schnaith. Danach ging es Schlag auf Schlag – am Ende stand dann der 10. Mai 1985. An dem Tag räumten Klink und Freunde die Werkstatt im heutigen Boxenstop aus, am 11. Mai schlugen sie die Wände ein und am 20. September 1985 war das Museum Boxenstop fertig. Der damalige Tübinger OB Eugen Schmid kam zur Eröffnung, außerdem der spätere Landrat Kroymann. „Die waren eher überrascht, dass ich von der Stadt keine Förderung wollte, wie die anderen Institutionen.“ Und das blieb übrigens bis heute so.
Dann traf Rainer Klink auch eine persönliche, weitreichende Entscheidung: Er verzichtete auf seinen Beamtenstatus, gab seine Position beim Landkreis als Finanzdezernent auf und kaufte das Busunternehmen Schnaith von seinem Onkel. Und hatte Riesenerfolg. Damals seien es 25 Busse gewesen, verriet er, heute hat das Unternehmen über 150 Busse und um die 250 Mitarbeiter. Aber auch sein Herzensprojekt Museum wuchs stetig und schnell. Die jüngsten Umbauten waren 2017 der Ausbau des Dachgeschosses und 2021 die Einrichtung einer Gastronomie in der Büssinghalle im ersten Stock. Vor allem der Charakter der Ausstellung veränderte sich. „Zu Beginn hieß es noch Motormuseum“, erinnerte sich der Chef, „aber das war zu einschränkend.“ Ein Museum, das habe er festgestellt, müsse die Menschen an ihre Jugend erinnern, an die schönen Zeiten. So kam zu den Autos, Motorrädern oder Rennwagen die Spielzeugausstellung dazu. Es gebe nur ein Kriterium dafür, was ins Museum komme, sagt Klink: „Das was mir persönlich gefällt.“ Habe man früher noch auf Märkte gehen und Ausstellungsstücke suchen müssen, kämen heute die Menschen zu ihm und würden ihre Objekte anbieten. Was ihm gefällt, kauft er dann auch. „Die Sammler freuen sich am Ende, dass ihre Exponate in der Öffentlichkeit gezeigt werden.“ Übrigens verkauft das Museum keines seiner Sammlerstücke.
Mit viel Liebe und Enthusiasmus
Rainer Klink hat, sagt er nach langem Nachdenken, „eigentlich keine Lieblingsabteilung.“ Das kann man sich bei ihm gut vorstellen, denn er spricht über alle Objekte mit dem gleichen Enthusiasmus und gleicher Hingabe. Er kann zu jedem Ausstellungsstück, und mag es noch so klein sein oder eines von vielen in einer Vitrine, die Geschichte seiner Herkunft nennen.
Sein weißes Lloyd „Flaggschiff“, dieser edle, beeindruckende, weiß glänzende Flitzer ist zum Beispiel ein ganz besonderes Stück. „Der Besitzer hat es in Wiesbaden selbst gebaut, es ist ein völliges Unikat.“ Gekauft hat er es dann aus dem Automuseum Hiller in Hamburg. Eines Tages rief der Besitzer ihn an und sagte, er müsse das Museum räumen, die Stadt übernehme das Gelände – Klink könne sich eines der Autos aussuchen. „Ich kaufte dann den Lloyd.“ Es gibt Formel 1-Wagen, Maseratis, Mercedes, Morgan, VW Käfer, Motorräder, eines sogar von 1914, und ganz viele Modelleisenbahnen. Außerdem Tour-de-France-Fahrräder, Puppenstuben, Modellflugzeuge und sogar ein schnittiges Ruderboot unter der Decke der Gastronomie. Alleine seine Sammlung des „Krokodil“ von Märklin ist einzigartig: Mehr als 70 hat er davon. Die Ausstellungsfläche beträgt 1.500 qm. „Eines Tages kam ein Mann zu mir, der sagte, dies sei ein Museum, das eine Seele habe“, erzählt Rainer Klink. Es werden aber auch Rallyes veranstaltet oder einen Dampftag mit urigen, häufig selbstgemachten Dampfanlagen; es gibt groß angelegte Modelleisenbahnausstellungen und sogar Oldtimer-Busse kann man für Ausfahrten mieten. Er habe „stabil 30.000 Besucher im Jahr.“



Ein großer Wunsch erfüllt sich
Und auch einer seiner größten Wünsche wird bald in Erfüllung gehen: die überdachte Museumsbrücke. Sie wird vom Museum aus die Straße überqueren und in ihr werden aller Voraussicht nach Modelleisenbahnen in luftiger Höhe gezeigt. Eines aber ist ihm noch ganz wichtig: „Wenn meine Ehefrau Ute nicht derart hinter all dem stehen würde, wäre das alles nicht möglich.“ Werner Bauknecht