Fanon
Frantz Fanon war Arzt, bevor er einer der wichtigsten Kolonialismuskritiker wurde. Der Spielfilm des karibischen Regisseurs Jean-Claude Barny schildert Fanons Zeit als Direktor der psychiatrischen Klinik in Blida bei Algier, wo seine auf die Patienten abgestimmten Reformen zu Konflikten mit der französischen Kolonialverwaltung führten.

Indomptables
Der Polizeithriller führt in Kameruns Hauptstadt Yaoundé, wo Kommissar Billon (Thomas Ngijol, auch Regie) den Mord an einem Kollegen aufklären soll. Die Härte, mit der er die Ermittlungen vorantreibt, zeigt er auch gegenüber seinem ältesten Sohn, was sich in der Familie jedoch ziemlich dysfunktional auswirkt. Mit Humor und feiner Ironie aufgelockert.
Katanga, la danse des scorpions
Die „Macbeth“-Variante aus Burkino Faso war der Gewinnerfilm beim diesjährigen Filmfestival in der Hauptstadt Ouagadougou. Nachdem König Pazouknaam seinen Cousin Katanga zum Armeechef ernannt hat, um einen drohenden Putsch abzuwehren, konsultiert Katanga einen Wahrsager, der ihm den Thron in Aussicht stellt. Bald bietet sich ihm und seiner Frau die Gelegenheit, beim Aufstieg zur Macht kräftig nachzuhelfen.
L’Arbre de l’authenticité
Dokumentarfilmessay zur Kolonialgeschichte und zur Ökologie des Kongo-Beckens. Der erste in Belgien ausgebildete Kongolese arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg in seinem Land in der Forstwirtschaft, erhob Wetterdaten und starb unter ungeklärten Umständen – genau wie ein belgischer Biologe, der 1941 die Wetterbeobachtungen fortgesetzt hatte.
Orwell: 2+2=5
Der Filmemacher Raoul Peck nimmt die letzten Lebensjahre des Autors von „1984“ zum Anlass, die Welt der neuen Autokraten zu durchleuchten, blendet aber auch zurück in die 1920er-Jahre, als Orwell fünf Jahre als Polizist der britischen Kolonialherren in Burma arbeitete.
Promis le ciel
Spielfilm über drei Frauen, deren Lebenswege sich in Tunis kreuzen: Die Pastorin Marie ist von der Elfenbeinküste und unterstützt Migrantinnen. Naney möchte unbedingt nach Europa. Jolie hatte sich ihr Studium in Tunis ganz anders vorgestellt. Gemeinsam helfen sie dem traumatisierten Waisenmädchen Kenza, was ihre Solidarität unerwartet auf die Probe stellt.
Soudan, souviens-toi
Die Doku-Chronik von Festivalgast Hind Meddeb über den Volksaufstand im Sudan, der 2019 zum Sturz von Alleinherrscher Omar al-Bashir führte, ist auch ein Langzeitporträt der Jugend des Landes und ihren anhaltenden Widerstand, über den Bürgerkrieg hinaus. Den Umbruch 2019 hat die tunesisch-marokkanische Regisseurin im Sudan miterlebt.
The Legend of the Vagabond Queen of Lagos
In dem Politthriller aus Nigeria will die Verwaltung der Millionenstadt Lagos eine informelle Siedlung an der Atlantikküste plattmachen, um Platz für eine Art tropisches Dubai zu schaffen. Als eine junge Frau die mafiösen Verstrickungen von Politik und Geld erkennt, geraten sie und ihr Kind in höchste Gefahr.
Filmtage-Ticker
Gäste
Als Festivalgäste in Tübingen erwartet werden unter anderem die Dokumentarfilmerin Hind Meddeb, die Regisseure Louise Hémon, Hubert Charuel und Achille Ronaimu sowie die Schauspielerin Myriem Akheddiou.
Schulkino
Diesmal laufen sechs nach Altersstufen gestaffelte Filme: „La Petite et le vieux“ (Die Kleine und der Alte) ist eine Zeitreise ins Québec der 1980er-Jahre, wo die 10-jährige Jo ihren Vater aus seinem Unglück herausholen will und im neuen Nachbarn einen Verbündeten findet (ab Klasse 7). „Ma frère“ (Mein Bruder) bringt Shaï und Djeneba, beste Freundinnen seit Kindertagen, nach Südfrankreich, wo sie ein Ferienlager betreuen und plötzlich Verantwortung übernehmen müssen (ab Klasse 7). In „La Danse des renards“ (Der Tanz der Füchse) trainiert Camille auf seinem Sportinternat Boxen auf englische Art, steht unter hartem Leistungsdruck und muss doch die eigene Verletzlichkeit akzeptieren (ab Klasse 8). Aus dem Nachlass von Regisseur Laurent Cantet („Die Klasse“) kommt der Film „Enzo“. Der 16-Jährige will eine Lehre als Maurer machen, zum Entsetzen seiner Familie (ab Klasse 10).
Kurzfilme
Von insgesamt vier Kurzfilmprogrammen kommt eines vom Festival in Dinan, ein weiteres vom Atelier Ludwigsburg-Paris. Zwei hat das Filmtage-Team gemeinsam mit Mitgliedern des Filmtage-Vereins zusammengestellt. 2026 soll es wieder einen internationalen Kurzfilmwettbewerb geben.
Trickfilm-Workshop
Einfach mit Schere und Papier loslegen wie einst die Trickfilmpionierin Lotte Reiniger, das lernen Kinder ab 7 Jahre bei einem Workshop im Stadtmuseum Tübingen am Samstag, 1. November, von 14 bis 17 Uhr, kostenlos. Bitte anmelden unter stadtmuseum-tuebingen.de/veranstaltungen/. Die im Workshop entstandenen Trickfilme werden am Sonntag, 2. November, um 11.30 Uhr im Kino Museum gezeigt. Eintritt frei.
Familienwochenende
Am Samstag, 1. November, und Sonntag, 2. November gibt es Kurzfilme für Kinder ab 5, eine Klangwerkstatt für Kinder ab 8, Licht- und Schattenspiel im halbdunklen Kinosaal, Spiel- und Bastelaktionen und den Animationsfilm „Die Schatzsuche im Blaumeisental“.
Preise
Die Filmtage 2025 vergeben vier Preise. Der Filmtage-Tübingen-Preis in Höhe von 5000 Euro geht an den Gewinnerfilm aus dem Internationalen Wettbewerb. Den Publikumspreis in Höhe von 3000 Euro erhält der Besucherfavorit der „Horizonte“-Produktionen. Der Preis der Jugendjury Tübingen und der Preis der Jugendjury Stuttgart bringen jeweils 1000 Euro, in Tübingen gestiftet vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, in Stuttgart von der Stadt Stuttgart.