Mit Löwenzahnschirmchen ins Weltall abheben
Sonderveröffentlichung

42. Französische Filmtage Mit Löwenzahnschirmchen ins Weltall abheben

Programmtipps: Die 42. Französischen Filmtage spielen mit Kontrasten und verbinden Leichtigkeit und Lebenskrisen, Poesie und existenzielle Grenzerfahrungen zu einem schillernden Panorama zwischen Kanada, Tschad, Belgien und Frankreich.

In dieser Szene von „Diya - Blutgeld“ realisiert Dane (Ferdinand Mbaïssané) womöglich gerade, dass er jemanden überfahren hat. Foto: Sic Productions

01.01.1970

Allein in Kanada
Amour Apocalypse:
Der 45-jährige Adam (Patrick Hivon) trainiert, wenn er traurig ist, und das sieht man ihm auch an. Trotz seiner Muskelpakete fühlt er sich ohnmächtig gegenüber den globalen Entwicklungen, und einsam ist er auch. Ob ihn die verständnisvolle Stimme einer Hotline aus der Isolation führt? Romantische Komödie. 

Coming-of-Age mit Pferden
Cassandre:
In den Ferien auf dem Land spürt die 14-jährige Cassandre (Billie Blain), wie sich ihr Körper verändert, was die ganze Familie genau beobachtet. In einer Reithalle gewinnt sie Selbstsicherheit und Freiräume abseits der Grenzverletzungen ihres Bruders und der Kontrolle durch die Eltern. Es ist der Sommer 1998.

Drama aus dem Tschad
Diya – Blutgeld:
Als Fahrer einer NGO hat Dane (Ferdinand Mbaïssané) einen neunjährigen Jungen überfahren, der wenig später stirbt, worauf dessen Eltern ein Blutgeld in Millionenhöhe fordern. Wie nur soll er das Geld auftreiben? Und wie soll er damit zurechtkommen, den Tod eines anderen verschuldet zu haben? 

Minderjährige Mütter
Jeunes mères:
Teenie-Schwangerschaften beschäftigen die Filmtage-Filme immer wieder. Doch wie das belgische Regie-Duo Luc und Jean-Pierre Dardenne den Stoff angeht, lohnt definitiv das Hinsehen. Hut ab vor den fünf Nachwuchsdarstellerinnen! Drehbuchpreis in Cannes.

Vater-Sohn-Konflikte
Jouer avec le feu:
In Lothringen lebt der Eisenbahner Pierre (Vincent Lindon) nach dem Tod seiner Frau allein mit seinen beiden Söhnen. Der jüngere Louis träumt von einem Studium in Paris. Der ältere Fus verliert sich immer mehr in der rechtsextremen Szene der Gegend. 

Charakterkomödie
Laurent dans le vent:
Der 29-jährige Laurent (Baptiste Perusat) ist arbeitslos und findet eine provisorische Unterkunft in einem Skigebiet außerhalb der Saison. Auf den ersten Blick gibt es um ihn herum nichts als Landschaft. Dann beginnt der 29-Jährige sich für die Menschen zu interessieren, die verstreut dort leben, und merkt ganz allmählich, was ihm selbst wirklich wichtig ist.

Historienfilm
L’Engloutie:
Im Jahr 1899 kommt eine republikanisch gesinnte Lehrerin mitten in einer stürmischen Nacht in ein tief verschneites Alpendorf. Den misstrauischen Bewohnern will sie das Licht der Aufklärung nahebringen. Kaum hat sie sich etwas eingelebt, bekräftigt ein Lawinenabgang die Macht der Elementargewalten in der kargen Bergwelt. 

Kumpel auf dem Land
Météors:
Zwei Freunde in der Pampa, die drauf und dran sind, alles zu verlieren, sind die Protagonisten des aktuellen Films des französischen Independent-Regisseurs Hubert Charuel. Sie klauen eine Katze und fahren bekifft und betrunken Auto. Im abgehängten französischen Hinterland, wo sie zuhause sind, wird so etwas natürlich nicht geduldet: Sie müssen sich bewähren.

Gerichtsdrama
On vous croit:
In dem erbitterten Sorgerechtsstreit kämpft Alice (Festivalgast Myriem Akheddiou) verzweifelt um ihre beiden Kinder. Wenn das Gericht ihr nicht glaubt, kann sie ihre Kinder nicht mehr schützen. Eine Geschichte von der Berlinale zum Mitfiebern. 

Trickfilm-Poesie
Planètes:
Animationsfilm über vier winzige Löwenzahnsamen, die nach einer Atomexplosion durch den Weltraum schweben, einem Seestern begegnen und einen Ort suchen, an dem sie Wurzeln schlagen können. Lässt staunen, wie poetisch technische Finesse werden kann.