Hohenloher Tagblatt: Druck-Evolution dank Maschinen
Sonderveröffentlichung

75 Jahre Hohenloher Tagblatt Hohenloher Tagblatt: Druck-Evolution dank Maschinen

Vom Bleisatz bis zum Ganzseitenumbruch: Was früher mühsam von Hand gesetzt wurde, kommt heute vom Computer in der Redaktion direkt auf die Druckmaschine.

2011 wurde das DHO in Crailsheim gebaut. Hier liefen pro Nacht rund 90.000 Tageszeitungen vom Band. Das Papier rauschte mit einer Geschwindigkeit von zwölf Metern pro Sekunde durch die Maschine. Fotos: Archiv

19.07.2024

Der Zeitungsdruck hat mehrere Revolutionen erlebt. Die erste war, als Johannes Gutenberg 1450 den Druck mit beweglichen Lettern erfand. Davor mussten Bücher entweder aufwändig per Hand abgeschrieben oder der Text musste in eine Druckplatte aus Holz geschnitzt werden. Es dauerte aber immer noch lange, bis ein Text aus den einzelnen Buchstaben gesetzt wurde. 1886 entwickelte Ottmar Mergenthaler die Linotype-Setzmaschine. Damit konnte der Text wie auf einer Schreibmaschine Zeile für Zeile gesetzt werden. Die Zeilen wurden dann zu ganzen Zeitungsseiten montiert. Damit wurde die Leistung eines Handsetzers um das Vierfache gesteigert. Die Druckform wurde halbrund gefertigt und in die Rotationsmaschine eingespannt. 

So hat der Verlag des Hohenloher Tagblatts seit seiner Gründung 1949 gearbeitet. Die Rotationsdruckmaschine stand im Keller des Druckhauses in der Blaufeldener Straße in Gerabronn. Die Zeitung wurde im Hochdruck hergestellt. Dabei kamen nur die erhabenen Stellen auf der Druckform mit Farbe in Berührung. Die Zeitung wurde dann auf das Papier gedruckt, das von einer Rolle kam. Rotationsmaschinen drucken mehrere Seiten auf einmal. Das Papier wird zu einem Buch gefalzt und geschnitten. Die Maschinen geben dann eine fertige Zeitung aus. 

Auf der Maschine in Gerabronn konnten 35.000 Zeitungen pro Stunde gedruckt werden.
Auf der Maschine in Gerabronn konnten 35.000 Zeitungen pro Stunde gedruckt werden.

Die Schwarzkopf-Rotationsdruckmaschine aus dem Jahr 1935, die seit 1973 beim Hohenloher Druck- und Verlagshaus stand, konnte 16 Seiten in einem Durchgang einfarbig produzieren. Wenn es mehrere Farben sein sollten, musste die Anlage umgestellt werden und sie druckte entsprechend weniger Seiten in einem Durchlauf. 

Zwischenzeitlich wurden die Texte der Journalistinnen und Journalisten von Fotosetzern und Metteuren bearbeitet und für den Druck vorbereitet, der Umfang der Zeitung konnte weiter wachsen. Die Druckplattenherstellung änderte sich ebenfalls: Die Drucker fertigten mit einem fotografischen Verfahren die Druckplatten aus Kunststoff. Der Hochdruck blieb allerdings zunächst erhalten. 

Ab 1998 ging das Hohenloher Tagblatt andere Wege: Im Druckzentrum im Gerabronner Industriegebiet wurde die Zeitung für den Altkreis Crailsheim und die beiden anderen Blätter der SÜDWEST PRESSE Hohenlohe, ab 2003 auch die Tauber-Zeitung aus Bad Mergentheim gedruckt. Die tägliche Auflage betrug insgesamt circa 45.000 Exemplare. Dazu kamen noch die Wochenblätter Wochenpost, Kreiskurier, Wochenblatt der Tauber-Zeitung und Wochenpost Öhringen dazu. Die WIFAG-Rotationsmaschine war 350 Tonnen schwer, 18 Meter lang, elf Meter hoch und sechs Meter breit. Auf ihr konnten maximal 35.000 Zeitungen pro Stunde produziert werden. 

Auch die Technik in der Redaktion hat sich geändert. Mit der neuen Druckmaschine hielt ein Computersystem Einzug, in dem die Redakteurinnen und Redakteure ganze Seiten schreiben und gestalten. Per Knopfdruck werden die Druckplatten für den Offsetdruck bebildert. Dieses bis heute gängige Druckverfahren arbeitet mit dem Prinzip der Fett-Wasser-Abstoßung. Bereiche, die drucken sollen, nehmen Farbe an, andere nicht. Dadurch sind ein präziser Druck und eine hohe Druckqualität möglich. 

Doch auch hier blieb die Zeit nicht stehen: Zusammen mit einem Partnerverlag hat die SÜDWEST PRESSE Hohenlohe 2011 über 22 Millionen Euro investiert und in Crailsheim das Druckzentrum Hohenlohe-Ostalb (DHO) gebaut. Dort wurden die sechs Tageszeitungen aus Crailsheim (Hohenloher Tagblatt), Gaildorf (Rundschau für den Schwäbischen Wald), Bad Mergentheim (Tauber-Zeitung), Schwäbisch Hall (Haller Tagblatt), Aalen (Schwäbische Post) und Schwäbisch Gmünd (Gmünder Tagespost) gedruckt, jede Nacht insgesamt rund 90.000 Exemplare. Außerdem wurden noch andere Produkte und Anzeigenzeitungen mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von rund 320.000 Exemplaren sowie die monatlichen Wirtschaftszeitungen der Verlage hergestellt. 

Die Rotationsmaschine in der Crailsheimer Ludwig-Erhard-Straße hatte drei Drucktürme, war sechseinhalb Meter hoch und wog knapp 300 Tonnen. Das Papierband rauschte durch den Koloss mit einer Geschwindigkeit von zwölf Metern pro Sekunde. In der Stunde konnten bis zu 90.000 Zeitungen in Doppelproduktion gedruckt werden. 

Auch dieses Kapitel ist inzwischen Geschichte: Seit Anfang dieses Jahres wird das Hohenloher Tagblatt im Druckzentrum der SÜDWEST PRESSE in Ulm produziert.


Ausgestorben

Foto: Archiv
Foto: Archiv

Vor dem Start des Hohenloher Tagblatts wurde 1949 eine zusätzliche „Linotype“-Bleisatzmaschine in Berlin besorgt. Die achtseitige Rotationsmaschine warf am 1. Juli die erste Ausgabe aus. Die Belegschaft feierte dies, so wird berichtet, mit einem ordentlichen Vesper. Wie viele andere Berufe ist der des Schriftsetzers längst ausgestorben.