Sonderveröffentlichung

84. Gaildorfer Pferdemarkt Boogie zum Frühstück

Konzert „Tribute to Fats Domino“ in großer Besetzung: Die Kulturschmiede lädt zum Jazzfrühschoppen mit dem Blues- und Boogiepianisten Eric-Jan Overbeek und Band.

Eric-Jan Overbeek in Aktion. Der Pianist wird in Gaildorf die Musik des legendären Fats Domino spielen. Foto: takeApicture

07.02.2020

##mainParagraph##

Stampfen muss es und hämmern, wenn’s beim Boogie Woogie zum Äußersten kommt, und beim Jazzfrühschoppen der Kulturschmiede am Pferdemarktsonntag sowieso. Dass das Publikum im Kernersaal behutsam in den Wachzustand gesäuselt wird, war bisher eher nicht die Regel und ist auch heuer nicht zu erwarten.

Denn „Mister Boogie Woogie“ ist angesagt: Eric-Jan Overbeek, mit allerlei Meriten behangener Bluespianist aus Holland, wird den Blues- und Boogie-Meister Fats Domino (1928–2017) feiern. Und schon die Besetzung spricht für sich: Sechs Bläser, darunter drei Tenorsaxofonisten, ein Baritonsaxofonist und zwei Trompeter, sind für „Fats – Tribute to Fats Domino“ angekündigt, insgesamt werden sich zehn Musiker auf der Bühne drängen.

Antoine Dominique „Fats“ Domino jr. zählt zu den Ikonen des Rock ’n’ Roll, Blues, Boogie und Rhythm and Blues. Drei Dollar die Woche verdiente er als Clubpianist, als er 1949 von dem ehemaligen Ellington-Trompeter Dave Bartholomew in New Orleans entdeckt wurde.

Kneipenpianist wird Weltstar

Dominos Erstlingsplatte „The Fat Man“ stürmte die Charts und läutete eine Weltkarriere ein. In der Zusammenarbeit mit Bartholomew entstanden in den 1950er-Jahren zahlreiche Hits wie Ain’t That a Shame“, „Blue Monday“ oder „Whole Lotta’ Loving“. Dominos Version von „Blueberry Hill“ wurde ein Millionenseller, die Uptempo-Nummer des Stücks, die er im November 1956 in der Ed-Sullivan-Show spielte, ging durch die Decke.

Eric-Jan Overbeek, geboren 1967 in Nieuw Vennep in Holland, hat klassisch begonnen: als Achtjähriger, daheim am Wohnzimmerklavier. Mit zwölf Jahren begleitete er bereits Tanzschüler auf dem Klavier, und dann war’s eigentlich nicht mehr weit zum Blues und zum Boogie. Heute gilt er als der schnellste, grellste, enthusiastischste Pianist der Niederlande, ein Bluesmusiker alter Schule mit einem Hang zu Killer-Läufen und -Stakkati, der keine Gefangenen nimmt. Er spielte unter anderem mit der Blues Brothers Band, mit Matt „Guitar“ Murphy, Johnny Copeland, Van Morrison, Koko Taylor und Magic Slim und natürlich hat man das Tastentalent auch in Gaildorf früh bemerkt: 1993 debütierten „Mr. Boogie Woogie & The Firesweep Bluesband“ beim Bluesfest.

Beim Jazzfrühschoppen erscheint der Pianist und Sänger zusammen mit den Tenorsaxofonisten Bart von Ballegooijen, Frits Kaatee und Joran van Liempt,dem Baritsonsaxofonisten Matijn van Toor und den Trompetern Pascal Haverkate und Matthijs Sepers. Der Gitarrist Chris Clemens, der Bassist Ab Hansen und der Schlagzeuger Frank Duindam vervollständigen die Band.

Info: Das Konzert im Kernersaal der Limpurghalle beginnt um 11 Uhr. Tickets können vorab bei Anne Kauer reserviert werden. Telefon: 0 79 44 / 5 31 98 96, E-Mail: annekauer@gmx.net

Groovende Geschichten beim sonntäglichen Jazzfrühschoppen im Kernersaal     

Boogie zum Frühstück-2
Fotos: Archiv/Ralf Snurawa, Richard Färber

Einen echten Aufwecker hatten die Kulturschmiede-Bluesexperten für den Jazzfrühschoppen beim Gaildorfer Pferdemarkt im Kernersaal im vergangenen Jahr ausgesucht. John Németh heißt der in Boise, Idaho, geborene Sänger und Mundharmonikaspieler, der 2014 und 2015 bei den Blues Music Awards für seinen Gesang und eines seiner Alben ausgezeichnet wurde, lebt mittlerweile in Memphis. Von Tennessee sang er zu Beginn seines Auftritts im Kernersaal, begleitet von drei weiteren Musikern, die allesamt den Groove hatten. Wer am Ende dieses Frühschoppens also immer noch – oder schon wieder – müde war, hatte sich entweder von der Musik mitreißen lassen oder einfach keinen Sinn für den Blues. Die Barrelhouse Jazzband spielte 2018 zum dritten Mal in Gaildorf. Beim Jazzfrühschoppen der Kulturschmiede wurden Klassiker neu interpretiert. Weil auch dieser Auftritt wieder so gut wie ausverkauft war, konnte man daraus schließen, dass die dienstälteste Jazzband Deutschlands mit ihrem Multi-Saxofonist und Conferencier Frank Selten, bei ihren vorherigen Auftrittenin Gaildorf nicht viel falsch gemacht hat. Im rechten Bild (von links): Christof Sänger (Klavier), Lindy Huppertsberg (Bass), Frank Selten (Saxofone), Michael Ehret (Schlagzeug), Horst Schwarz (Trompete, Posaune, Gesang), Sven Hack (Altsaxofon, Klarinette).