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Jubiläum: Seit neun Jahrzehnten werden an der Junginger Hauptstraße mechanische Messgeräte von Hand gefertigt.
18.10.2021
Wenn bei passionierten Segelfliegern – weltweit – von Winter die Rede ist, dann muss nicht unbedingt die Jahreszeit gemeint sein. Mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit ist von einer kleinen Firma im schwäbischen Jungingen die Rede. Es gibt auf der Welt so gut wie kein Segelflugzeug, in dem kein Winter-Bordgerät verbaut ist. Gerd Winter leitet aktuell die Firma, die in diesem Monat 90 Jahre wird, in der dritten Generation.„Bei Sportfliegern sind wir so bekannt wie Coca-Cola im Getränkemarkt“, sagte im Gespräch mit der HZ einmal Achim Winter. Er schied im April 2020 als Geschäftsführer aus und übergab seinem Cousin den Geschäftsführerposten.Die drei Brüder Eugen, Heinrich und Willi Winter gründeten am 1. Oktober 1931 die Firma Gebrüder Winter OHG. Ziel der Gesellschaft war die Produktion und der Vertrieb von diversen meteorologischen Instrumenten. 1935 hat die Firma das jetzige Fabrikgebäude an der Hauptstraße gekauft und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach erweitert. Als Nebenprodukt zu den damaligen Hauptprodukten (meteorologischen Instrumenten) hat die junge Firma schon bald das richtige Gespür bewiesen und mit der Entwicklung und dem Bau von Flugzeug-Bordgeräten begonnen. Zu einer Zeit, als die Sportfliegerei noch in ihrer Wiege lag.
Martin Schempp und Wolf Hirth, die in Kirchheim/Teck Flugzeuge produzierten, traten an die Firma im Killertal heran und sagten: „Wer Barometer herstellen kann, kann auch Höhenmesser bauen.“ Sie rannten bei der noch jungen Firma Winter offene Türen ein. Eine Geschäftsidee war geboren, eine Marktlücke gefunden. Gemeinsam mit dem Flugsport entwickelte sich auch die Firma Winter rasch und wurde zum Spezialisten für mechanische Bordgeräte.
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In der Nachkriegszeit stellte Gebr. Winter GmbH & Co. KG ihre Produktion dann ganz auf Instrumente für die Fliegerei um. Ausschließlich mechanische Höhenmesser, Fahrtmesser und Variometer werden seither in der Werkstätte in Jungingen an der Hauptstraße montiert. 13 Beschäftigte bauen Jahr für Jahr etwa 1800 Neugeräte und warten oder reparieren weitere 1500 Stück. Jedes Exemplar wird einzeln in der Montage gefertigt, Fließbandarbeit gibt es bei Winter nicht. Die komplette Produktion findet im Killertal statt, alles ist strikt mechanisch und analog. Der Einkauf der Materialien findet nur in Deutschland oder der Schweiz statt. Die Herstellung elektronischer Geräte überlässt die Firma Winter anderen.
Die Firma hofft, dass ihre mechanischen Instrumente auch in einer sich ständig verändernden und weiterentwickelnden Welt noch lange benötigt und gewollt werden. Auch wenn die Elektronik immer näher rückt, so ist ein Zeigerausschlag doch noch etwas Schönes, und ein mechanisches Gerät bietet immer noch eine sehr hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit, allein mit Stau- und Luftdruck. Die Kinder Lisa-Maria und Florian sind ebenfalls seit vielen Jahren im Familienunternehmen mit Herz und Leidenschaft tätig. Auch sie wünschen sich, dass die Firma noch viele weitere Jahre Bestand und in Fliegerkreisen einen hervorragenden Ruf hat.