Gleich zwei Gründe gibt’s für Philipp und Christoph Bächle zu feiern: 2015 gründeten die Brüder das Abbundzentrum St. Johann, das im Jubiläumsjahr von gemieteten Betriebsräumen in Würtingen ins eigene Werk im Kreuzbühlweg 14 im selben Ort umgezogen ist. Bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 11. Mai, kann der Neubau von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Unter anderem werden Maschinen vorgeführt und die am Bau beteiligten Firmen sind mit Infoständen vertreten. Der Musikverein Würtingen spielt auf und fürs leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.
Die Dimensionen sind geradezu gigantisch: Die Werkhalle ist 40 auf 50 Meter groß, dazu kommen eine überdachte Lagerfläche von 800 Quadratmetern und eine befestigte Bodenfläche im Freien mit 6000 Quadratmetern sowie 400 Quadratmeter Büro und Sozialräume für die 18 Mitarbeitenden. Der Platz wird auch benötigt, denn das Abbundzentrum St. Johann arbeitet mit großen Holzmengen, es ist sozusagen Zulieferer für Zimmereien und Holzbetriebe: „Wir sind ihre verlängerte Werkbank“, erklärt Philipp Bächle. Durch die Partnerschaft mit dem Abbundzentrum St. Johann können diese größere Projekte realisieren. Durch die enge Zusammenarbeit wird es ihnen möglich, indirekten einen Zugriff auf den modernen Maschinenpark zu haben – dazu gehört auch die CNC-Maschinentechnik.



Das Anreißen und Bearbeiten von Holz werde für die Handwerkbetriebe immer schwieriger, sie hätten oft auch die personellen und technischen Kapazitäten wie CAD-Programme oder auch CNC-Maschinen für die Herstellung von großen Holzbauteilen nicht. Hier springe das Abbundwerk, sozusagen in die Bresche, fertige nach Plänen der Architekten und Statiker unterschiedliche Bauteile von kompletten Wänden über Carports, Dachstühle und vieles mehr. Kein Auftrag gleiche dem anderen und so sei jedes Stück, das die Abbundhalle verlasse, letztlich ein Unikat: „Wir fertigen keine Standardbauteile“, so Christoph Bächle.


Mit Holz zu bauen sei ein absoluter Trend und so seien auch die Projekte in den vergangenen Jahren immer größer geworden – die angemietete Halle habe längst nicht mehr ausgereicht. Doch mit dem Neubau ging’s für die Bächle-Brüder nicht so schnell voran wie erhofft, fast fünf Jahre gingen wegen vieler bürokratischer Hürden allein für die Planung drauf. Als das mal durch war, ging’s Schlag auf Schlag: Im Mai des vergangenen Jahres wurde mit dem Hochbau gestartet, im September wurde Richtfest gefeiert und seit 7. Januar wird bereits in der neuen Halle produziert. Bevor jedoch gebaut werden konnte, musste das Gelände mit 20.000 Kubikmeter Erdmaterial aufgefüllt werden.
Klar, dass ein Betrieb wie das Abbundzentrum auch mit Holz baut: Es wurden 450 Kubikmeter Holz verbaut, lediglich die Bodenplatte ist aus Beton. Das gesamte Gebäude – Produktion und Büro – ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet und wird über eine Holzhackschnitzelanlage beheizt – die wird mit eigenem Restholz bestückt. Auf dem Dach wurde eine 264 Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert. 64 Kilowatt sind für den Eigenbedarf, davon werden 42 Kilowatt als Reserve gespeichert – das Unternehmen sei in Bezug auf Strom quasi autark. Die restlichen 200 Kilowatt werden eingespeist.
Das Abbundzentrum St. Johann hat sich nicht nur räumlich deutlich vergrößert, auch der Maschinenpark wurde aufgerüstet: „Wir sind in Bezug auf die Leistung und auf die Technik eine Stufe nach vorne gerückt“, macht Christoph Bächle deutlich. Das ermögliche ein schnelleres, effizienteres und flexibleres Arbeiten und damit sei auch mehr Durchsatz möglich. Kirsten Oechsner