Wenn es früh am Morgen in Gassen und auf Plätzen geheimnisvoll klappert und raschelt, sind es ausnahmsweise weder die hilfreichen Menschen der Stadtreinigung noch die heimlich wirkenden Heinzelmännchen: Es sind die emsigen Beschickerinnen und Beschicker der Advents- und Weihnachtsmärkte. Zu nachtschlafender Zeit bei Dunkelheit und Kälte bauen sie ihre Stände auf und bestücken sie mit all dem Schönen, Nützlichen und Guten bestücken, das sie in den vergangenen Wochen und Monaten zu Hause selbst gebastelt, geschreinert, geschnitzt, getöpfert, gestrickt, gewebt, eingekocht, gebacken und anderweitig vorbereitet haben. Diese Morgenstunden mit den leisen und doch eindeutigen Geräuschen haben etwas Magisches.
Plötzlich hat sich die Stadt, haben sich Dorf und Ort verwandelt und selbst die Großen freuen sich wie die Kinder darauf, über den Markt zu bummeln.
Wer Zeit dazu hat, genießt bei der erste Runde das Märchenhafte, die Düfte, die winterlich-feierliche oder fröhliche Dekoration. Vielleicht sieht das Auge dabei schon manches, das sich bei der zweiten Runde als das passende Geschenk für einen der Lieben herausstellt, die man in diesem Jahr bedenken möchte.

Was vor wenigen Wochen noch nicht vorstellbar war, gehört plötzlich zum Schönsten, was man sich vorstellen kann: beim Marktbummel die Vorfreude auf Weihnachten wachsen zu lassen.
Da stürzt man sich doch, selbst wenn es voll ist, gerne ins Getümmel und wartet geduldig, bis man genauer in Augenschein nehmen kann, was an den einzelnen Ständen geboten wird. Allein die Mühe, die sich die unzähligen Vereinsmitglieder, Familien und Freunde gemacht haben, ist es Wert, betrachtet zu werden. Der Duft von Tannenzweigen tut sein Bestes dazu und wird höchstens getoppt von Schupfnudeldampf und dem verführerischen Duft von roten Würsten, Langosch, Gulaschsuppe und Glühwein.
An manchen Ecken findet man, immer der Nase nach, frisch gebackene Waffeln und heiße Schokolade. Möglicherweise lassen sich dabei vielleicht am Nachbarstand echte Bienenwachskerzen entdecken – ein wertvolles Geschenk für besondere Menschen – sich selbst zum Beispiel? Man muss schließlich gerade in der Vorweihnachtszeit nicht alles Schöne weiterschenken!
Was wäre ein Advents- oder Weihnachtsmarkt ohne Musik? Besonders anrührend sind kleine Ensembles, die die Schritte der Passanten wie von selbst ausbremsen, die innerlich mitsingen lassen und mit weihnachtlichen Weisen verzaubern. Was auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen darf, sind die Kinder, die sich trauen, mit ihren Flöten, Geigen, Celli, Saxophonen oder Trompeten zum ersten Mal vor Publikum zu spielen. Dabei dürfen auch ein paar Töne daneben gehen.
Wie schön ist es, in jedem Jahr vier so unterschiedliche Jahreszeiten erleben zu dürfen. Jede mit ihren Festen und Feiertagen, mit unvergleichlichen Momenten. Kehrte nicht alles in ähnlicher und doch veränderter Form wieder, gäbe es ja gar keinen Grund für Vorfreude! Ghita Kramer-Höfer