Die letzte Party
Sonderveröffentlichung

Alles geregelt Die letzte Party

Sterben wird jeder, das ist sicher. Doch mit dem Tod, gar mit der eigenen Beerdigung, mag sich kaum einer wirklich befassen. Dabei kann genau das sehr entlastend sein für alle Beteiligten

Für viele ist der Tod und alles, was damit zu tun hat, ein Tabuthema. Oft steckt eine irrationale Furcht dahinter, den Tod herbeizureden. © Kzenon, © LightField Studios/Shutterstock.com

11.03.2022

Im Vergleich zu anderen Ländern ist der Tod in Deutschland oft noch ein Tabuthema. Diese Erfahrung hat Barbara Till gemacht. Sie ist Bestatterin in Berlin. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren bereits einiges getan und eine gewisse Offenheit etabliert, gleichwohl sei der Tod negativ behaftet. „Man schiebt ihn gerne von sich weg.“ Pfarrerin Stefanie Schardien aus Fürth hat ganz Ähnliches beobachtet: „Es gibt Menschen, die wollen nicht darüber reden.“ Das könne ganz unterschiedliche Gründe haben. Manchmal stecke die irrationale Furcht dahinter, dass man den Tod herbeirede, wenn man sich mit dem Sterben beschäftige.

Online-Vorsorge-Kurse und Partys

Andere machen sich im Vorfeld Gedanken, schreiben auf, was ihnen wichtig ist und wollen ihre Angehörigen dadurch entlasten. Schon Gedankenspiele könnten ausreichen, sagt Schardien. Zum Beispiel bei einem Spaziergang über den Friedhof zu schauen, was einem gefällt. „Es geht darum, den Gedanken an sich ranzulassen“, erklärt die Pfarrerin. Es sei noch nicht angekommen, dass man locker mit Freunden über sein eigenes Ende sprechen könne, unabhängig vom Alter, sagt Anne Kriesel. Sie hat die Online-Plattform Bohana gegründet und informiert dort über Trauer, alternative Bestattungen und Vorsorgemöglichkeiten. Bestatterin Till wiederum hat Vorsorge-Partys ins Leben gerufen. In lockerer Atmosphäre kann jeder mit Freunden oder der Familie über den Tod sprechen. Till kommt als fachliche Unterstützung dazu. Die Themen sind verschieden: Welche Vollmachten sind sinnvoll, wie kann eine Beerdigung aussehen?

Die letzte Party-2

Unumkehrbare Entscheidungen

Aus Erfahrung weiß Till: „Die wirklichen Dramen entstehen zum Großteil, weil nichts geregelt und vorbereitet ist.“ Etwa weil bei unverheirateten Paaren dann auf einmal die Eltern zuständig sind und essenzielle Dinge entscheiden sollen, obwohl sie vielleicht seit Jahren gar kein enges Verhältnis mehr zu ihrem Kind hatten. Die meisten kümmerten sich vorab um nichts, stellt auch Anne Kriesel fest. Dann säßen die Liebsten bei einem Bestatter oder einer Bestatterin, und wüssten nicht, ob der oder die Angehörige eine Erd- oder Feuerbestattung wollte. Eine Bestattungsverfügung kann hier helfen. Sie regelt, wie man konkret beerdigt werden möchte. Feuer-, See, oder Erdbestattung? Wie sähe die ideale Trauerfeier aus?

Erinnerungen gestalten

Auch Erinnerungen an seine Liebsten lassen sich vor dem Ableben gestalten. Ob als Schatzkiste oder mit Briefen, den Lieblingsrezepten der Familie, den wichtigsten Büchern oder Stofftieren, am besten versehen mit einer kleinen, persönlichen Notiz an den Empfänger. Es muss natürlich nicht alles perfekt geplant sein. Schardien will dabei den Druck rausnehmen. Immerhin hat die Erfahrung gezeigt: „Es kann auch eine schöne Beerdigung sein, wenn niemand etwas vorbereitet hat.“ Allerdings habe man auch beobachtet, dass die Beschäftigung mit dem Tod auch das eigene Leben bereichern könne, darin sind sich die Frauen einig. „Weil man es anders genießt und weiß, wie kostbar es ist“, sagt Till. dpa/tmn

Notfall-Ordner anlegen

Um Angehörigen im Fall der Fälle langes Suchen zu ersparen, empfiehlt sich das Anlegen eines Notfall-Ordners, der den wichtigsten Papierkram enthält: Darunter etwa das Testament, die Vorsorgerechtsverfügung, eine Betreuungsvollmacht, eine Patientenverfügung, einen Bestattungsvorsorgeplan und eine Bankenvollmacht sowie diverse Kopien.

Checklisten und Vorlagen für diese wichtigen Dokumente finden Interessierte zum Beispiel bei der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas, dem Verbraucherschutzministerium oder bei den Verbraucherzentralen.

Ebenso wichtig wie das Anlegen dieses Ordners ist es, Kontaktpersonen darauf hinzuweisen, wo sie diese Dokumente im Ernstfall finden. Geht es um eine Patientenverfügung, sollten Personen gewählt werden, die die eigenen Wünsche für mögliche medizinische Behandlungen kennt – oder seine Vorstellungen konkret aufschreiben.