Manchmal sollen sie ganz ausdrücklich nicht mitgeschickt werden – und verlangen dürfen Unternehmen sie rechtlich gesehen nicht. Doch ausgedient haben Bewerbungsfotos dennoch nicht. Jobanwärter haben damit bessere Karten, sagt Bewerbungscoach Sebastian Clensmann. „Es rettet keine schlechte Vita“, so der ehemalige Personaler. „Aber ein gutes Bild und eine gute Vita katapultieren den Bewerber noch mal nach vorne.“ Aber wie sieht es eigentlich heute aus, das ideale Bewerbungsfoto?
Welches Format passt am besten?
Bitte nicht das bekannte Passbildformat, sagt Coach Clensmann. „Wir raten eher zu einem Business-Porträt im Querbildformat.“ Der klassische Ausschnitt ist das sogenannte Brustbild: „Ein bisschen ober- oder unterhalb der Brust“, erklärt Miriam Wrobel. Sie hat als Business-Fotografin gearbeitet und setzt seit 13 Jahren als selbstständige Fotografin Menschen unter anderem für eine Bewerbung ins rechte Licht. Was im Bild konkret zu sehen ist, kommt ihr zufolge aber auf die Person an. „Ich mache das Bild und wähle danach den genauen Ausschnitt.“
Was zieht man an?
Seriös und leger gleichzeitig ist für Clensmann die beste Wahl: „Business Casual passt für neun von zehn Bewerbern.“ Das könne für Männer ein Hemd oder Sakko sein, für Frauen Hosenanzug oder Blazer. Bei Miriam Wrobel bringen die Kundinnen und Kunden mehrere Outfits mit. „Man sollte anziehen, worin man sich wohl und nicht verkleidet fühlt“, rät sie. Wie viel Farbe es sein darf, hänge ganz vom Job ab. Es muss passen – im Marketing kommt bunt vielleicht besser an als im Bankjob. Ein Tipp der Fotografin: „Wenn Sie sich auf jeden Fall bei bestimmten Firmen bewerben wollen, schauen Sie sich den Internetauftritt und dort die Porträts der Mitarbeiter an.“
Wie viel Zeit sollte man einplanen?
Wer für das Bild zum Profi geht – und dazu rät Bewerbungsexperte Clensmann – sollte etwas Zeit mitbringen. „In fünf Minuten ist es sehr schwer, ein gescheites Bewerbungsfoto zu machen“, sagt Miriam Wrobel. Bei ihr dauert ein Termin in der Regel eine Stunde. So bleibt ausreichend Zeit anzukommen – und ein bisschen von sich zu erzählen. „Das schafft Lockerheit“, so Wrobel. Beim Shooting komme die Entspannung dann ebenfalls erst mit der Zeit. Nach zwei, drei guten Bildern bespricht Wrobel am PC, was schon gut klappt und was man anders machen kann. „Dann arbeiten wir uns an ein gutes Ergebnis heran.“
Und wie guckt man am besten in die Kamera?
Miriam Wrobel will ihre Kundinnen und Kunden sympathisch, aufgeschlossen und etwas neugierig rüberbringen. „Das zeigt: Man freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.“ Ein Bewerbungsbild sollte Souveränität und Offenheit vermitteln, sagt Sebastian Clensmann. „Ein gerader Blick ist wichtig. Ein leichtes, souveränes Grinsen wirkt optimistisch.“ Er rät, für das Bild frei im Raum zu stehen, „am besten recht mittig im Bild“. Wer sich stattdessen fürs Foto an einer Steinmauer oder ähnlichem anlehne, vermittle womöglich mangelndes Selbstbewusstsein. „Ich fotografiere grundsätzlich im Stehen“, sagt Miriam Wrobel. Dabei ist Bewegung durchaus erwünscht, die Position sollte nicht starr sein. „Ich habe einen kleinen Tisch, da können sich die Leute sozusagen als psychologische Stütze etwas dran festhalten.“ Laut Clensmann beim Bewerbungsfoto übrigens tabu: Eine leicht eingedrehte Körperhaltung mit einem Blick über die Schulter. „Das wirkt nicht so offen und präsent.“
Wie viel Retusche verträgt das Bewerbungsfoto?
Natürlichkeit hat bei Fotografin Wrobel oberste Priorität. „Zu viel Retusche verändert sehr, bis dahin, dass man den Menschen nicht mehr erkennt“, sagt sie. In Maßen kann Retusche allerdings helfen. „Der klassische Pickel, der gerne vor dem Fototermin auftaucht, wird natürlich wegretuschiert, ebenso wie eine ungünstig liegende Haarsträhne“, so Wrobel. dpa