Sonderveröffentlichung

Autowoche Welcher darf es denn sein?

Anschaffung Ein Autokauf will gut geplant sein. Um das eigene Portemonnaie zu schonen, kommt dabei für viele ein Gebrauchter in Betracht. Von Claudia Wohlhüter

Oft muss man abwägen, ob nicht ein Gebrauchter günstiger ist, als das alte Auto nochmal reparieren zu lassen. Foto: © goodluz - fotolia.com

16.10.2017

Dass sich gepflegte und aufbereitete Fahrzeuge besser verkaufen, ist klar. „Dennoch sollten sich Interessenten nicht von aufpolierten Gebrauchten blenden lassen und beim Autokauf ein Expertenurteil hinzuziehen“, rät Philip Puls von TÜV Süd. Neben dem optischen Zustand sollte man insbesondere die wichtigsten technischen Parameter unter die Lupe nehmen – oder besser noch von einem Fachmann prüfen lassen. Einfacher macht man es sich als Gebrauchtwagen-Interessent, wenn man die Angebote der Autohäuser in der Umgebung durchstöbert.Zeitungsinserate: eine gute WahlDer Kauf des neuen Gebrauchten beim Händler vor Ort bietet Vorteile, weil das Autohaus in der Regel ein großes Interesse daran hat, mit einem guten Wagen und einem umfangreichen Angebot eine langfristige Kundenbindung auch beim Service aufzubauen.500 Kilometer weit fahren für ein günstiges Angebot? „Das lohnt sich in manchen Fällen durchaus, weil Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und die Nachfrage regional unterschiedlich ist“, sagt Puls. Zeitungsinserate aus regionalen Tageszeitungen oder lokalen Anzeigenblättern sind für die Suche nach Fahrzeugen erfahrungsgemäß eine gute Wahl. Grundsätzlich rät Puls Gebrauchtwagenkäufern, sich im Vorfeld des Kaufs genau über Stärken und Schwächen des jeweiligen Typs zu informieren. Zudem sollte klar sein, welches Modell bei der Fülle an Angeboten konkret in Frage kommt. „Eventuell kann ja auch ein vergleichbares Modell eines anderen Herstellers in Betracht gezogen werden, welches günstiger am Markt angeboten wird.“ Das Internet bietet den Vorteil, dass man sich einen guten Überblick über Angebot und Preisgefüge verschaffen kann. „Schnäppchen lassen sich dort aber nur noch selten machen“, schildert Puls seine Erfahrungen. In den großen Internetbörsen seien die Preise sehr ähnlich. Bei den eigenen Web-Recherchen empfiehlt es sich, immer genau auf die Plausibilität der Angaben achten. „Im Netz klaffen Realität und Schöne-Bilder-Welt oft auseinander. Manches verlockende Angebot dient lediglich dem Zweck, Interessenten zu ködern“, warnt der Auto-Fachmann.Auf ein lückenloses Serviceheft achtenOft wird zum Beispiel angegeben: „alle KD“. Das soll heißen, dass alle Kundendienste regelmäßig durchgeführt worden sind. Wirklich aussagekräftig ist aber nur ein lückenloses Serviceheft. Noch besser ist es, wenn die dazugehörigen Rechnungen der Servicearbeiten vorliegen, bestenfalls von einem Kfz-Meisterbetrieb. Einträge vom Besitzer selbst sind ohne Belang. „Also nachfragen, ob ein lückenlos geführtes Serviceheft vorliegt. Das gilt ebenfalls für den letzten Prüfbericht von Haupt- und Abgasuntersuchung, der bei der Zulassung vorgelegt werden muss.“Auch den Verkauf eines Wagens sollte man gut vorbereiten. Oft kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Wer sein Auto bereits nach fünf Jahren verkauft, macht nach Berechnungen des ADAC meist ein schlechtes Geschäft: 65 Prozent Wertverlust sind dann die Regel. In den folgenden fünf Jahren beträgt der Wertverlust nur noch rund 25 Prozent. Manchmal stehen Autobesitzer auch vor der Entscheidung: Lohnt sich eine Reparatur meines älteren Fahrzeugs noch oder sollte ich es besser gleich verkaufen? Da die Reparaturkosten mit dem Alter des Autos steigen, ist folgende Formel eine grobe Orientierung: Machen Reparaturkosten mehr als die Hälfte des Restwerts aus, ist es besser den Schaden nicht zu beheben, sondern den Wagen zu verkaufen. Dabei dürfen vorhandene Schäden natürlich nicht verschwiegen werden. Schönheitsreparaturen werden mit zunehmendem Alter des Fahrzeugs als normal angesehen und sind im Richtpreis bereits einkalkuliert. Eine „frische“ Hauptuntersuchung dagegen ist enorm wichtig. Sie ist einerseits für die Sicherheit des Autos unverzichtbar, andererseits bedeutet sie beim Verkauf bares Geld. ADAC-Fachleute schätzen, dass ein neuer HU-Stempel zwischen 1000 und 2000 Euro bringen kann – selbst wenn das Auto nicht mehr viel wert ist.Info Unter www.adac.de/gebrauchtwagen findet man neben einer Preisübersicht von Gebrauchtwagen zum Download auch einen Gebrauchtwagentest. Dieser beinhaltet neben Stärken und Schwächen die typischen Mängel der verschiedenen Modellbaureihen sowie die Modellgeschichte.

Anschaffung Ein Autokauf will gut geplant sein. Um das eigene Portemonnaie zu schonen, kommt dabei für viele ein Gebrauchter in Betracht. Von Claudia Wohlhüter

Nicht unter Wert verkaufen

Wert Wie man ermittelt, was der Gebrauchtwagen beim Verkauf noch einbringen kann.

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Sein Auto privat zu verkaufen birgt manche Risiken. Foto: © oneinchpunch - fotolia.com

Wer sich dazu entschließt sein altes Auto zu verkaufen, sollte wissen, wie viel es noch wert ist. Ansonsten läuft man Gefahr, sich von gewieften Händlern über den Tisch ziehen zu lassen.

Eine erste Orientierung bieten Onlinebörsen. Das eigene Fahrzeug suchen und aus den Preisangaben der ersten vier Seiten einen Mittelwert bilden, empfiehlt Michael Koppelmann vom TÜV Süd. Viele Autofahrer überschätzen allerdings den Ist-Zustand ihres Autos. Der Preisvergleich im Web liefert daher nur einen „Ungefähr”- Wert. Bei höherwertigen Autos im fünfstelligen Bereich empfiehlt Gunnar Beer vom Auto Club Europa (ACE) ein Gutachten von Sachverständigen. „Eine fundierte Wertschätzung kann beim Verkauf im teureren Segment mehrere Tausend Euro ausmachen.” Solche Checks bieten einige Autoclubs und Prüforganisationen an.

Wer an seinem Auto kleine Beulen und Kratzer hat, sollte sich vom Händler nicht zu stark drücken lassen. „Mittels Smart-Repair lassen sich solche Schäden für 100 Euro ausbessern, während der Händler erzählt, er müsse das für 1000 Euro nachlackieren lassen”, sagt Koppelmann. Werden generell nötige Reparaturen moniert, sollten Autobesitzer wissen, dass der Händler dafür meist Zugang zu günstigeren Reparaturmöglichkeiten hat.

Das Serviceheft ist ein wichtiges Indiz

Ein lückenloses Serviceheft ist ein entscheidender Wertfaktor. Es dient nicht nur als Nachweis von Reparaturen und regelmäßiger Wartung, es kann auch den Austausch von Verschleißteilen belegen. „Damit kann man mit Verweis auf das neuwertige Teil gegen Preisabschläge argumentieren“, so Koppelmann. Je höher die Kilometerzahl des Gebrauchten ist, desto tiefer fällt meist der Händlereinkaufspreis.


„Eine fundierte Wertschätzung kann beim Verkauf mehrere Tausend Euro ausmachen.“


Gunnar Beer, Auto Club Europa


Auf den Tachostand kommt es an


„Händler verkaufen ab etwa 120 000 bis 150 000 Kilometer nicht mehr gerne an Endkunden, weil ihnen das Risiko der Gewährleistung zu groß wird”, erläutert Koppelmann. Sie schauen dann stattdessen, ob sie das Auto an andere Händler verkaufen oder in den Export geben können. Da Händler erst durch den Weiterverkauf verdienen, müssen Autobesitzer hier stets mit Abschlägen rechnen. Erst ein Einkaufspreis unter Verkaufswert sichert ihnen Gewinn. Die Höhe der Marge hängt vom Wert des Autos ab. Steigt dieser, nimmt die Höhe der Marge ab, lautet eine Faustregel. Im günstigen Segment unter 3000 Euro etwa seien 50 Prozent nicht zu hoch, sagt ACE-Fachmann Beer. Bei teureren Autos sind solche Margen dagegen übertrieben.

Unseriöse Angebote sind keine Seltenheit

Wer sein viel gefahrenes Auto wegen der Abschläge lieber im Web inseriert, sollte auch auf einige unseriöse Anfragen gefasst sein. „Günstige Autos mit hoher Laufleistung locken freie Händler und die In- und Exportleute an”, so Koppelmann. „Sie kommen dann gerne mal und bieten 2000 Euro für ein Auto, das für 5000 Euro inseriert war.” Dem müsse man gewachsen sein und dem Druck bei den Verhandlungen standhalten. Das Fazit des Experten: „Beim Privatverkauf kann man vielleicht mehr rausschlagen, braucht aber extrem gute Nerven.” cw

Wer die Wahl hat …

Kauf Wer sich nach einem neuen Auto umsieht, sollte neben dem Gebrauchten auch die Alternative Jung- und Jahreswagen nicht außer Acht lassen.

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Wer die Wahl hat, hat die Qual: Gerade wegen der großen Auswahl gilt es beim Gebrauchtwagenkauf besonders genau hinzusehen. Foto: dpa

Unter Jahreswagen versteht man die Fahrzeuge, deren Erstzulassung nicht länger als zwölf Monate zurück liegt. Teilweise vertreiben die Autohäuser aber auch Fahrzeuge mit länger zurückliegender Erstzulassung als Jahreswagen, hierauf sollte man bei Interesse am Fahrzeug unbedingt achten. Dies ist nicht unbedingt ein Nachteil, man kann das Alter sogar als Argument für weitere Preisnachlässe nutzen.

Aber woher kommen die Jahreswagen? Das ist unterschiedlich, in den meisten Fällen handelt es sich um Dienstwagen der Hersteller oder Fahrzeuge der Mitarbeiter. Das bedeutet in der Regel, dass man ein Fahrzeug in einem gut gepflegten Zustand erhält. Die Jahreswagen sind nicht ständig im Einsatz, sondern werden oft lediglich für Dienstfahrten genutzt. Somit ist auch der Verschleiß des Autos eher gering, der Tachostand entsprechend niedrig. Normalerweise gewähren die Händler Garantiezeiträume zwischen zwei und vier Jahren auf Neuwagen. Bei einem Jahres- oder Jungwagen ist somit auch die Restgarantiezeit verhältnismäßig lang. Teilweise können bei einem Kauf auch Garantieverlängerungen vereinbart werden. Der allergrößte Vorteil von Jung- und Gebrauchtwagen ist natürlich der attraktive Preisnachlass. Die Ersparnis liegt je nach Zustand und Tachostand zwischen 20 und 30 Prozent. Der gern zitierte Nachteil, dass die Ausstattung des Fahrzeugs nicht selbst ausgesucht werden kann, ist mittlerweile hinfällig. Es werden unzählige verschiedene Jahreswagen mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten angeboten, sodass sicher ein passendes Fahrzeug dabei ist. Die Suche gestaltet sich dank entsprechender Datenbanken der Autohäuser meist nicht schwierig. Der Kauf eines Jahreswagens läuft dabei genauso ab wie auch ein Neuwagenkauf. Man kann das Fahrzeug besichtigen und natürlich auch Probe fahren. Ein wichtiges Thema ist die Finanzierung. Viele Händler bieten für Jung- und Jahreswagen ähnliche Konditionen wie bei der Neuwagenfinanzierung. Eines ist aber sicher: Mit einem Jahreswagen erhält man eine gute Fahrzeugqualität zu einem ebenfalls guten Preis. cw