Anschaffung Ein Autokauf will gut geplant sein. Um das eigene Portemonnaie zu schonen, kommt dabei für viele ein Gebrauchter in Betracht. Von Claudia Wohlhüter
Nicht unter Wert verkaufen
Wert Wie man ermittelt, was der Gebrauchtwagen beim Verkauf noch einbringen kann.
Wer sich dazu entschließt sein altes Auto zu verkaufen, sollte wissen, wie viel es noch wert ist. Ansonsten läuft man Gefahr, sich von gewieften Händlern über den Tisch ziehen zu lassen.
Eine erste Orientierung bieten Onlinebörsen. Das eigene Fahrzeug suchen und aus den Preisangaben der ersten vier Seiten einen Mittelwert bilden, empfiehlt Michael Koppelmann vom TÜV Süd. Viele Autofahrer überschätzen allerdings den Ist-Zustand ihres Autos. Der Preisvergleich im Web liefert daher nur einen „Ungefähr”- Wert. Bei höherwertigen Autos im fünfstelligen Bereich empfiehlt Gunnar Beer vom Auto Club Europa (ACE) ein Gutachten von Sachverständigen. „Eine fundierte Wertschätzung kann beim Verkauf im teureren Segment mehrere Tausend Euro ausmachen.” Solche Checks bieten einige Autoclubs und Prüforganisationen an.
Wer an seinem Auto kleine Beulen und Kratzer hat, sollte sich vom Händler nicht zu stark drücken lassen. „Mittels Smart-Repair lassen sich solche Schäden für 100 Euro ausbessern, während der Händler erzählt, er müsse das für 1000 Euro nachlackieren lassen”, sagt Koppelmann. Werden generell nötige Reparaturen moniert, sollten Autobesitzer wissen, dass der Händler dafür meist Zugang zu günstigeren Reparaturmöglichkeiten hat.
Das Serviceheft ist ein wichtiges Indiz
Ein lückenloses Serviceheft ist ein entscheidender Wertfaktor. Es dient nicht nur als Nachweis von Reparaturen und regelmäßiger Wartung, es kann auch den Austausch von Verschleißteilen belegen. „Damit kann man mit Verweis auf das neuwertige Teil gegen Preisabschläge argumentieren“, so Koppelmann. Je höher die Kilometerzahl des Gebrauchten ist, desto tiefer fällt meist der Händlereinkaufspreis.
„Eine fundierte Wertschätzung kann beim Verkauf mehrere Tausend Euro ausmachen.“
Gunnar Beer, Auto Club Europa
Auf den Tachostand kommt es an
„Händler verkaufen ab etwa 120 000 bis 150 000 Kilometer nicht mehr gerne an Endkunden, weil ihnen das Risiko der Gewährleistung zu groß wird”, erläutert Koppelmann. Sie schauen dann stattdessen, ob sie das Auto an andere Händler verkaufen oder in den Export geben können. Da Händler erst durch den Weiterverkauf verdienen, müssen Autobesitzer hier stets mit Abschlägen rechnen. Erst ein Einkaufspreis unter Verkaufswert sichert ihnen Gewinn. Die Höhe der Marge hängt vom Wert des Autos ab. Steigt dieser, nimmt die Höhe der Marge ab, lautet eine Faustregel. Im günstigen Segment unter 3000 Euro etwa seien 50 Prozent nicht zu hoch, sagt ACE-Fachmann Beer. Bei teureren Autos sind solche Margen dagegen übertrieben.
Unseriöse Angebote sind keine Seltenheit
Wer sein viel gefahrenes Auto wegen der Abschläge lieber im Web inseriert, sollte auch auf einige unseriöse Anfragen gefasst sein. „Günstige Autos mit hoher Laufleistung locken freie Händler und die In- und Exportleute an”, so Koppelmann. „Sie kommen dann gerne mal und bieten 2000 Euro für ein Auto, das für 5000 Euro inseriert war.” Dem müsse man gewachsen sein und dem Druck bei den Verhandlungen standhalten. Das Fazit des Experten: „Beim Privatverkauf kann man vielleicht mehr rausschlagen, braucht aber extrem gute Nerven.” cw
Wer die Wahl hat …
Kauf Wer sich nach einem neuen Auto umsieht, sollte neben dem Gebrauchten auch die Alternative Jung- und Jahreswagen nicht außer Acht lassen.
Unter Jahreswagen versteht man die Fahrzeuge, deren Erstzulassung nicht länger als zwölf Monate zurück liegt. Teilweise vertreiben die Autohäuser aber auch Fahrzeuge mit länger zurückliegender Erstzulassung als Jahreswagen, hierauf sollte man bei Interesse am Fahrzeug unbedingt achten. Dies ist nicht unbedingt ein Nachteil, man kann das Alter sogar als Argument für weitere Preisnachlässe nutzen.
Aber woher kommen die Jahreswagen? Das ist unterschiedlich, in den meisten Fällen handelt es sich um Dienstwagen der Hersteller oder Fahrzeuge der Mitarbeiter. Das bedeutet in der Regel, dass man ein Fahrzeug in einem gut gepflegten Zustand erhält. Die Jahreswagen sind nicht ständig im Einsatz, sondern werden oft lediglich für Dienstfahrten genutzt. Somit ist auch der Verschleiß des Autos eher gering, der Tachostand entsprechend niedrig. Normalerweise gewähren die Händler Garantiezeiträume zwischen zwei und vier Jahren auf Neuwagen. Bei einem Jahres- oder Jungwagen ist somit auch die Restgarantiezeit verhältnismäßig lang. Teilweise können bei einem Kauf auch Garantieverlängerungen vereinbart werden. Der allergrößte Vorteil von Jung- und Gebrauchtwagen ist natürlich der attraktive Preisnachlass. Die Ersparnis liegt je nach Zustand und Tachostand zwischen 20 und 30 Prozent. Der gern zitierte Nachteil, dass die Ausstattung des Fahrzeugs nicht selbst ausgesucht werden kann, ist mittlerweile hinfällig. Es werden unzählige verschiedene Jahreswagen mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten angeboten, sodass sicher ein passendes Fahrzeug dabei ist. Die Suche gestaltet sich dank entsprechender Datenbanken der Autohäuser meist nicht schwierig. Der Kauf eines Jahreswagens läuft dabei genauso ab wie auch ein Neuwagenkauf. Man kann das Fahrzeug besichtigen und natürlich auch Probe fahren. Ein wichtiges Thema ist die Finanzierung. Viele Händler bieten für Jung- und Jahreswagen ähnliche Konditionen wie bei der Neuwagenfinanzierung. Eines ist aber sicher: Mit einem Jahreswagen erhält man eine gute Fahrzeugqualität zu einem ebenfalls guten Preis. cw