Es gibt einen Spruch, den hört man immer wieder, wenn man mit Einrichtungsunternehmen und Möbeldesignern spricht: In Deutschland kann man jede Farbe verkaufen – Hauptsache, sie ist grau. Aber jetzt werde das anders, sagen diese Branchenkenner. Jetzt werde es farbig.
Aber: „Wenn wir aktuell von mehr Farbe bei der Einrichtung sprechen, bedeutet das in der Regel nicht: bunt“, erklärt Frank A. Reinhardt, Trendforscher und Einrichtungsexperte aus Köln. Vielmehr handele es sich um feine Farbabstimmungen, wie sie auch professionelle Interieur-Designer umsetzen. „Das heißt, alle Teile werden sehr genau farblich aufeinander abgestimmt“, so Reinhardt.
Ton-in-Ton-Kombinationen
Eine Möglichkeit, die neue Farbwelt zu gestalten, sind Ton-in-Ton-Kombinationen. „Ich habe zuletzt in den Showrooms der großen trendgebenden Marken viel davon gesehen“, berichtet Trendexpertin Gabriela Kaiser aus Landsberg am Lech, die Einrichtungsmessen in ganz Europa besucht.
Ton in Ton heißt: Es wird eigentlich nur eine Farbe für alle – oder in der Realität eher die meisten – Möbel und Einrichtungsgegenstände ausgewählt. Allerdings tragen die einzelnen Stücke diese gewählte Farbe in verschiedenen Nuancen, die nur leicht voneinander abweichen und daher ein besonders harmonisches und stimmiges Bild ergeben.
Gerade die Grünpalette werde hier gerne ausgeschöpft, so Kaiser. Insbesondere im Fokus: Olivgrün. „Aber auch alle anderen Grüntöne sind wirklich sehr angenehm anzuschauen.“ Wie die neue Farbgebung aussehen kann, zeigen Beispiele von den großen Einrichtungsmessen 2023 in Deutschland und Italien.
Beispiel 1: Die großen Möbel und Einrichtungsgegenstände im Wohnzimmer sind neutral gehalten. Der Teppich in Grau, die Couch in Weiß. Einen schönen Kontrast setzen dazu olivfarbene Wände. Auch der Rest ist in Grün gehalten: ein hellgrüner Sessel, mittelgrüne Couchtische. Und auf dem Sofa liegen mehrere grüne Kissen.
Ein Tipp: Die unterschiedlichen Materialien der Kissenbezüge verstärken die Farbkontraste der verschiedenen Grüntöne. Dieser Kombi-Ratschlag gilt auch für Möbel: Eine glänzend grüne Oberfläche wirkt anders als ein ähnlicher Ton eines matten Stücks.
Wände in leuchtendem Blau
Beispiel 2: Hellgrüne Highlights werten eine mehrheitlich in Grau gehaltene Wohnzimmerkombination auf. Auf dem hellgrauen Sofa liegt eine flauschige, samtig schimmernde grüngelbe Decke. Auf dem grünen Couchtisch stehen pastellig hellgrüne Vasenarrangements.
Es gibt aber auch ein paar mutigere Einrichtungsbeispiele von den Möbel-Messen – die ebenfalls gerade auch aufgrund der fein abgestimmten Ton-in-Ton-Kombination der Farben großen Eindruck machen. Wie bei einem weiteren Beispiel: Leuchtend blaue Sofas treffen auf orangene Tische und entsprechende Accessoires.
Diese ungewöhnliche Kombination wirkt stimmig, da die Wohnstylisten so den rotorangenen Fliesenboden des Zimmers mit der Einrichtung in Verbindung setzen. Und korrespondierend zum Blau der Sitzmöbel wurden die Wände in leuchtendem Blau gestrichen.
Beispiel 4: Eine Alternative passend zum derzeitigen Rosa-Barbie-Hype, die etwas für Designmutige ist: grauer Sessel und Hocker vor satt rosa gestrichenen Wänden. Dazu ein orangener Beistelltisch.
Beispiel 5: Apropos aktueller Barbie-Trend – eine rosa Einrichtung, ohne es damit zu übertreiben, geht so: Ein beiges Sofa bekommt sattrosa Zierkissen. Daneben ein orangerosa Beistelltisch mit farblich passenden Accessoires. Simone Andrea Mayer, dpa