Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel
Sonderveröffentlichung

Begleiter in schweren Stunden Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel

In vielen Todesfällen stehen Hinterbliebene ratlos da. Welche Behördengänge sind zu erledigen, wie soll die Trauerfeier aussehen? Hier kann man sich auf Rat und Hilfe ausgebildeter Fachleute verlassen.

Etliche Dinge gilt es nach dem Tod eines Angehörigen zu beachten. Viele Hinterbliebene glauben sich damit zunächst einmal überfordert. Doch es gibt professionelle Hilfe.

28.01.2023

Die meisten Menschen informieren sich erst dann über eine Bestattung, wenn sie sich mit einem Sterbefall konfrontiert sehen. Oft wissen Angehörige wenig über das Thema und welche Entscheidungen bei einer Bestattung eines Verstorbenen eigentlich getroffen werden müssen.

Bestattung im Sarg, in der Urne, auf dem Friedhof, in einem Ruhewald oder auf See? Kirchlich oder weltlich? Das ist eine individuelle Entscheidung.
Bestattung im Sarg, in der Urne, auf dem Friedhof, in einem Ruhewald oder auf See? Kirchlich oder weltlich? Das ist eine individuelle Entscheidung.

Man wendet sich an den Bestatter - und wundert sich womöglich, was das entsprechende Institut alles leistet, während man vielleicht in dem Moment selbst nicht richtig weiß, wo einem der Kopf steht.

Anders als früher umfasst der Beruf heute vielfältige Aufgaben, die weit über die Beerdigung oder Beisetzung hinausgehen. So gehören beispielsweise die Beratung hinsichtlich der Auswahl an Bestattungsarten, die Organisation der Trauerfeier oder Aufbahrung und Überführung zum Dienstleistungsangebot; teilweise sogar die Betreuung der Hinterbliebenen.

Welche Art der Beisetzung man wählt, ist in erster Linie eine Angelegenheit des Glaubens und der inneren Überzeugung, aber auch des persönlichen Geschmacks.

Die Bestattungskultur befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, zumal in der Beerdigungsform: Weg von der Erd - hin zur Feuerbestattung. Urnenbestattungen machen inzwischen bundesweit mehr als 70 Prozent aus.

Urnengräber oder Urnenwände sind pflegeleichter, sagt Ralf Michal, Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Bestatter: „Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die Angehörigen oder die Familien keine Grabpflege mehr wollen oder keine Grabstätte mehr möchten, an die sie gebunden sind. Viele Kinder leben nicht mehr da, wo die Eltern bestattet wurden."

Immer stärker spielen auch ökonomische Überlegungen eine Rolle. Mittlerweile gibt es in Deutschland nach Einschätzung des Bundesverbands für Bestattungsbedarf nur noch etwa 15 mittelständische Sargbauer. 1990 waren es noch 100.

Glaube und religiöse Rituale treten vermehrt in den Hintergrund. Sogar in Dörfern nehmen Menschen Abstand von den klassischen religiösen Ritualen und bedienen sich an Alternativen. Dazu gehören zum Beispiel freie Trauerrednerinnen und -redner.

Angehörige in der Ausnahmesituation aufzufangen, das war früher Kernaufgaben der Kirchen. Doch die Zahl der kirchlichen Bestattungen geht zurück. 2019 waren es in der evangelischen Kirche rund 255 000, in der katholischen Kirche gut 236 000. Hinzu kamen rund 1500 Bestattungen, die von Jüdischen  Gemeinden verzeichnet wurden. Die Anzahl muslimischer Bestattungen nicht zentral erfasst. Für die Jahre ab 2020 ist davon auszugehen, dass religiöse Bestattungen nur noch etwa die Hälfte ausmachten. Anfang der 2000er-Jahre lag der Anteil noch bei rund 70 Prozent.

Der Unterhalt und die Pflege von Friedhöfen kostet Geld - und so entstehen Kirchen wie Kommunen durch den Wandel der Bestattungskultur Kosten: Kleinere Gräber bringen weniger Gebühren, die Grünanlagen müssen trotzdem gepflegt werden. Viele Kommunen haben deshalb in vergangenen Jahren die Friedhofsgebühren angehoben.

Neben der Bestattung auf dem Friedhof gibt es inzwischen weitere Möglichkeiten, zum Beispiel die Urnenbeisetzung in einem Ruhewald. Naturnah - das ist für viele Menschen ein wichtiges Argument für diese Bestattungsform. Nachhaltigkeit spielt aber auch bei herkömmlichen Beerdigungen eine Rolle, wenn es um die Wahl des Sarges oder des Grabsteins geht - hier beraten gerne auch Steinmetze.

Daneben existiert die Möglichkeit der Seebestattungen und in anderen Ländern verstärkt die Form der Kompostierung des toten Körpers. Nicht letztlich geklärt ist jedoch, welche Art wirklich weniger energieintensiv ist.


Versicherung entlastet Angehörige

Vorsorge Heutzutage muss im Regelfall jeder Mensch für seine eigene oder die Bestattung seiner Angehörigen finanziell selber aufkommen. Wie die Finanzen im Todesfall aussehen, ist angesichts eventuell anfallender Pflege- und Heimkosten kaum vorherzusehen. Wer vorsorgt, entlastet seine Angehörigen. Bestattungsvorsorge bedeutet aber auch, die eigenen Wünsche für die zukünftige Bestattung inhaltlich und finanziell abzusichern. 

Für eine wirklich sichere Bestattungsvorsorge - auch im zukünftigen Pflegefall oder bei bevorstehender sozialer Notlage - werden zwei Lösungen, empfohlen: die einmalige Einlage in einen sogenannten Bestattungsvorsorge-Treuhandvertrag oder eine Sterbegeldversicherung, die angespart wird. Dabei ist zu beachten, welche Form individuell Sinn macht. Eine Rolle spielen das Alter, der Gesundheitszustand die persönlichen finanziellen Umstände und natürlich die eigenen Bestattungswünsche. Auch hier erkundigt man sich am besten bei Fachleuten aus der Region. Einen Überblick gibt aber auch die Homepage des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, www.bestatter.de .