Gefühle fahren Achterbahn
Sonderveröffentlichung

Begleiter in schweren Stunden Gefühle fahren Achterbahn

Trost: Fast unaushaltbar sind die Achterbahngefühle nach dem Verlust eines geliebten Menschen: Mit einem verständnisvollen Gegenüber ist es leichter, die eigene Trauer mutig anzusehen, zu verstehen und neue Hoffnung zu schöpfen.

In der Trauer bestimmen extreme Gefühle, wo das Leben künftig langgeht. Dabei ist des wichtig, jemanden mit gleicher Trauersprache zu finden. Foto: DIB

31.01.2022

Seit Corona Teil des Alltags geworden ist, wird viel über die Zahl der Toten gesprochen. Über die Trauer spricht kaum jemand. Dabei gilt besonders in Pandemie-Zeiten, in denen auch noch Umarmungen gefährlich sind: Der Tod eines geliebten Menschen macht die Betroffenen nicht nur traurig, sondern auch einsam. Zudem tritt ein seltsamer Wandel ein. Mit dem Verlust eines Nahestehenden ist plötzlich alles anders. Etwas, was sich fremd und bedrohlich anfühlt. Es existiert ein neuer, unberechenbarer Taktgeber.

Wo das Leben langgeht

In jedem Augenblick kann er Pläne und Vorhaben durchkreuzen, über Handlungsfähigkeit oder Starre entscheiden. Ein Trauernder fühlt sich wie in einer Achterbahn, erlebt extreme Gefühle. Unvermittelt wird er nach links geworfen, dann nach rechts. Es geht beängstigend schnell in die Tiefe, dann wieder bergauf.

Die Achterbahn folgt ihrer Spur. Und der Trauernde muss mit. Sie bestimmt, wo das Leben langgeht. Dieser Teil fühlt sich gar nicht nach uns an. Wir erkennen uns in vielen Situationen nicht wieder. Doch dieser neue Bestimmer ist nichts Fremdes. Er ist ein Teil des Ichs, der durch den Schicksalsschlag wachgerüttelt wurde. Ein Teil, der uns bis zum Lebensende begleiten wird. Je besser wir ihn kennenlernen, desto besser geht es uns.

Sprache der Trauernden

Oft verstehen wir uns in Trauer selbst nicht. Wir haben es nicht gelernt, mit der eigenen und mit fremder Trauer umzugehen. Wir sind uns und anderen ein Rätsel. Als sprächen wir eine neue Sprache, die wir nicht verstehen. Die Trauersprache ist so individuell wie der Mensch. Die Ursache findet sich in einer Mischung aus dem Schicksalsschlag, dem eigenen Umgang mit der Trauer und den Lebensumständen.

So hat ein Trauernder mit Kindern andere Themen als jemand ohne Kinder. Betroffene, die ihr Kind verloren haben, sprechen eine andere Trauersprache als jemand, der ein Elternteil verloren hat. Emotionale Menschen haben einen anderen Weg, mit Trauer umzugehen, als rationale Menschen.Tausende

Verständnis im Außen

Es gibt Tausende verschiedene Trauersprachen – allein auf Deutsch. Manchmal passen sie zusammen, meist aber leider nicht. Dabei ist es wichtig, jemanden mit gleicher Trauersprache zu finden. Verständnis im Außen fühlt sich einfach gut an. Für Trauernde ist dieses Verständnis aber noch viel mehr: Wenn wir jemanden im Außen haben, der die gleiche Trauersprache spricht, dann ist das wie ein Spiegel, um uns selbst in Trauer besser kennenzulernen. Verständnis im Außen schafft Verständnis im Innern.

Eine neue Selbstliebe

Wir lernen uns neu kennen und können besser sagen, was gut und was weniger gut für uns ist. Es ist ein Weg, der einen besseren Umgang mit der Trauersituation zeigt und der Heilung die Tür öffnet.

Menschen, die ihre Trauersprache kennengelernt haben, berichten rückblickend, dass sie sich reich beschenkt fühlen. Sie sprechen von klareren Lebens-zielen, fühlen einen ganz neuen Selbstwert und eine neue Selbstliebe. Alles, was im eigenen Leben unwichtig oder unecht war, wurde über Bord geworfen. Der eigene Weg ist klarer und purer.

Die Trauer bleibt, denn es bleibt ja auch die Liebe für den Verstorbenen. Doch die Farbe und Wucht der Trauerverändern sich. Neben ihr wird ein „Danke, dass du in meinem Leben warst!“ immer größer, bis es im Vordergrund stehen darf.

Trostpartner finden

Mit großem Glück ist der Mensch,der die eigene Trauersprache spricht, im eigenen sozialen Umfeld zu finden. Dies ist aber eher die Ausnahme. Die Gründer von trosthelden.de haben zusammen mit Experten aus der Trauerbegleitung und der Psychologie ein System erarbeitet, das genau dieses Zusammenkommen möglich macht: Es bringt Gleich und Gleich als Trostpartner zusammen, um der Trauer gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.

Die Erfahrung zeigt, dass eine ganz neue Art der Freundschaft entsteht. Trostpartner werfen sich in dunklen, traurigen Momenten Rettungsringe zu, um nicht unterzugehen. Sie gehen gemeinsam durch die Trauer und schenken einander Hoffnung. ots