Sonderveröffentlichung

Berufliche Schulen in der Region Weichenstellung für den beruflichen Erfolg

Ausbildung: Die Beruflichen Schulen in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen ermöglichen durch eine Vielzahl von Bildungsangeboten starke Karrieren: Sie bieten Aufstiegsmöglichkeiten für alle und sorgen so für sozialen Ausgleich.

Wer eine der Beruflichen Schulen in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen besucht, erfährt eine Top-Ausbildung. Zudem eröffnen sich vielerlei berufliche und soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Foto: ©ehrenberg-bilder - fotolia.com

27.01.2020

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Viele Jugendliche besuchen, nachdem sie eine allgemeinbildende Schule abgeschlossen haben, eine Berufliche Schule. Und das mit gutem Grund: Dort können sie sich nämlich zum einen gezielt auf einen Beruf vorbereiten, zum anderen haben sie dort die Möglichkeit, allgemeine Schulabschlüsse – vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur – zu erwerben. Von der Förder-, Werkreal-, Haupt-, Gemeinschafts- und der Realschule aus bietet das Berufliche Schulwesen den Schulabgängern vielfältige Möglichkeiten, sich weiter zu qualifizieren. Was somit auch so genannten Spätentwicklern optimale Chancen ermöglicht.

In den Landkreisen Reutlingen und Tübingen gibt es derzeit insgesamt elf berufliche Schulen mit rund 13 500 Schülern. Berufliche Schulen unterscheiden sich nach Typen: Es gibt gewerbliche, hauswirtschaftliche und kaufmännische Zweige. Bei diesen Bildungseinrichtungen handelt es sich meist um große schulische Einheiten. Allein die Gewerbliche Schule in Tübingen wird von rund 2800 Schülern besucht.

Jede Berufliche Schule ist eine Art „Gesamtschule“. Das heißt, es werden unterschiedliche Schularten unter einem Dach angeboten. Die Theodor-Heuss-Schule in Reutlingen beispielsweise beherbergt acht verschiedene Schularten, dazu gehören unter anderem drei verschiedene Gymnasialprofile und 16 verschiedene kaufmännische Ausbildungsberufe.

Der Bildungsauftrag der beruflichen Schulen ist vielfältig: Zum einen gilt es, als dualer Partner der Unternehmen in der Region in rund 80 verschiedenen Ausbildungsberufen Fachkräfte im Handwerk, in der Industrie, der Haus- und Landwirtschaft wie auch im Dienstleistungsbereich auszubilden.

Bundesweit gibt es in der dualen Ausbildung rund 330 anerkannte Ausbildungsberufe. Im September haben deutschlandweit insgesamt mehr als 530 000 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag neu abgeschlossen und eine betriebliche Ausbildung im Dualen System (Ausbildungsunternehmen und Berufsschule) begonnen. Gerade dieses spezifisch deutsche System der Beruflichen Ausbildung begründet den hohen Standard der Fachkräftequalifikation in Deutschland und deren internationale Reputation in Vergleich zur Praxis der verschulten Ausbildungssysteme in den meisten anderen Ländern. Nicht zuletzt bildet das Duale System der beruflichen Bildung in Deutschland damit auch die Voraussetzung für die europaweit niedrigste Jugendarbeitslosigkeit.

Meister und mehr

An den elf Beruflichen Schulen in Reutlingen und Tübingen ist aber auch die berufliche Weiterbildung ein wichtiges Thema. Die Meisterschulen in der Region bieten für viele Industrie- und Handwerksberufe die Möglichkeit, nach einem Jahr Schulbesuch die Meisterprüfung abzulegen, und an den Fachschulen in Reutlingen und Tübingen kann man es in zwei Jahren auf diesem Weg bis zum staatlich geprüften Betriebswirt oder Techniker bringen.

Sichtbares Zeichen der Gleichwertigkeit beruflicher und universitärer Bildung ist der im November 2019 gefasste Beschluss des Bundestages und der Länderkammer, dass den Meisterschul- beziehungsweise Fachschulabsolventen ab Januar 2020 künftig die Bezeichnungen „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ verliehen werden können.

Durch Zusatzunterricht abends und an den Wochenenden besteht für Auszubildende mit einem mittleren Abschluss auch die Möglichkeit, parallel zu ihrer Berufsausbildung die Fachhochschulreife als Zusatzqualifikation innerhalb ihrer dreijährigen Ausbildungszeit abzulegen.

Eine gute Bildung und Ausbildung und die hohe Bereitschaft für das lebensbegleitende Lernen sind die besten Voraussetzungen, um auf die sich verändernden gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen reagieren zu können. Hier ist man in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg durch ein gut ausgebautes berufliches Weiterbildungsangebot – auch im internationalen Vergleich – gut aufgestellt.

Die Berufsvorbereitung für Geringqualifizierte gehört ebenfalls zum Bildungsauftrag der beruflichen Schulen. 53 598 Personen haben laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2018 in Deutschland eine allgemeinbildende Schule ohne Abschluss verlassen. Ziel der Beruflichen Schulen ist es, die Schüler begleitend oder im Vorfeld zu einer Ausbildung für den Beruf fit zu machen.

Das gilt insbesondere für Jugendliche ohne oder mit mäßigem Schulabschluss und wird möglich durch Einstiegsqualifizierung in einem BEJ (Berufseinstiegsjahr), Vermittlung eines Hauptschulabschlusses, in Form von Sprachschulung und beruflicher Grundbildung in sogenannte VAB-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf – auch für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse). Berufliche Schulen leisten damit einen zentralen Beitrag zur Integration von Neumigranten und von Geringqualifizierten in das Berufsleben und in die Gesellschaft.

Die Beruflichen Schulen der beiden Landkreise bieten außerdem interessante Perspektiven für alle Abgänger oder Wechsler von allgemeinbildenden Schulen, denn hier sind in ein- bis sechsjährigen Vollzeitbildungsgängen alle allgemeinbildenden Abschlüsse erreichbar: Hauptschulabschluss (VABR), Mittlerer Abschluss (zweijährige Berufsfachschule), Fachhochschulreife (Berufskollegs), Abitur (Berufliche Gymnasien oder Berufsoberschulen), etwa am Wirtschaftsgymnasium, an einem Technischen Gymnasium oder an einem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium, das von den hauswirtschaftlichen Schulen angeboten wird, ebenso wie das ernährungswissenschaftliche oder das biotechnologische Profil. Insgesamt gibt es zehn verschiedene gymnasiale Profile an den Beruflichen Gymnasien der Region.

Berufliche Schulen bieten somit modulare Bildungsgänge nach dem Motto: „Kein Abschluss ohne Anschluss“. In beruflichen Vollzeitschulen sind oft „Spätentwickler“ gut untergebracht. Die meisten dieser Schüler sind Absolventen der Werk- oder Realschule und seit 2018 auch der Gemeinschaftsschulen, die einen höheren allgemeinbildenden Bildungsabschluss mit beruflicher Vor-Orientierung anstreben. Durchschnittlich wählen rund 80 Prozent der Realschulabgänger derzeit diesen Weg über ein Berufliches Gymnasium oder ein Berufskolleg, um sich die Option offen zu halten, später eventuell an eine Hochschule zu wechseln.

Rund ein Drittel aller Abiturienten im Land absolvieren aktuell die allgemeine Hochschulreife an einem Beruflichen Gymnasium. Und mehr als 50 Prozent der Hochschulzugangsberechtigungen (einschließlich der Fachhochschulreife) werden über berufliche Bildungsgänge erworben.

Insgesamt gewährleisten die beruflichen Schulen mit ihrem Bildungsangebot zusammen mit den Realschulen, den Gemeinschaftsschulen und den Werkrealschulen vielen Jugendlichen soziale Aufstiegschancen. Für die Schüler besteht dadurch die Möglichkeit, auch Jahre nach der erfolgten Weichenstellung durch die Grundschulempfehlung mit einem neuen Anlauf höhere allgemeine Bildungsabschlüsse zu erreichen. pm