Dominik Knebel hat vieles probiert, war Filialleiter einer Bank und studierte einige Zeit Werbung. Als Glaser hat er seinen Traumberuf gefunden. „Es waren schon einige Wendungen dabei“, sagt der 32-Jährige über seinen bisherigen beruflichen Weg.
Nach Fachhochschulreife erst Ausbildung
Nach der Fachhochschulreife begann er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann mit der Zusatzqualifikation Finanzassistent und absolvierte anschließend berufsbegleitend die Weiterbildung zum Bankfachwirt. Warum er sich, mittlerweile zum Filialleiter aufgestiegen, trotzdem gegen eine Laufbahn im Bankwesen entschied und einen Kurswechsel vornahm, hat einen einfachen Grund: „Mit der Zeit wurde mir klar, das ist nicht so sehr mein Ding.“
Raus aus Schlips und Anzug
Knebel nahm sich eine längere Auszeit, die ihn unter anderem nach Australien und Indonesien führte. Nach seiner Rückkehr schrieb er sich für den Studiengang Werbung und Markenkommunikation ein, den er letztlich nicht abgeschlossen hat. Es sei die falsche Abzweigung gewesen, sagt Knebel zu diesem Kapitel seiner Neuorientierung. Es folgten Jobs als Bademeister und anschließend als Hilfsarbeiter in verschiedenen Handwerksbetrieben, zuletzt als Montagehelfer bei der Nestle Fenster GmbH in Waldachtal, seinem heutigen Ausbildungsbetrieb.
Produktion anstatt Schreibtisch
Nun also Produktionshalle statt Schreibtisch, Glas, Aluminium, Holz und Kunststoff statt Zahlen; robuste Arbeitskleidung statt Anzug und Schlips – Knebel hat im Handwerk gefunden, was er lange vermisst hat: „Mir gefällt besonders, dass es eine ehrliche Arbeit ist, bei der man ein Ergebnis sieht. Ich leiste etwas Sinnvolles. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt der angehende Glaser der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau. Für interessante Aufgaben und Projekte im Ausbildungsalltag sei ohnehin gesorgt. Es sei einfach spannend zu erleben, wie Theorie und Praxis zueinander finden. Aktuell ist der Auszubildende im dritten Lehrjahr häufig in der Endmontage im Einsatz, ein Bereich, in dem er wegen der Vielzahl der Tätigkeiten, die auszuführen sind, besonders gerne arbeitet. „Ich fühle mich aber genauso in der Produktion oder im Kundendienst wohl“, betont Knebel. Eine Arbeit, um die er einen Bogen machen wollte, gebe es nicht.
Als Ausbildungsbotschafter unterwegs
„Dominik ist schon aufgrund seines Werdegangs und Alters kein normaler Auszubildender. Sein Engagement und seine Leidenschaft für den Beruf machen ihn zu einem Glücksgriff für uns“, sagt Yasin Kücük, einer der drei Geschäftsführer des Fensterbaubetriebs. „Er ist wissbegierig, zuverlässig, leistungsorientiert, bringt eigene Vorschläge ein und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Er lebt das Handwerk.“ Deshalb unterstütze das Unternehmen auch gerne Knebels ehrenamtliche Einsätze als Ausbildungsbotschafter an Schulen, bei denen er Jugendliche über das Handwerk und seinen Beruf informiert. Es passe einfach, sowohl menschlich als auch in Bezug auf die Leistungen im Betrieb und in der Berufsschule. Die Lehrzeitverkürzung um ein halbes Jahr ist daher fast schon selbstverständlich. Wenn alles glatt geht, wird Knebel, der in seiner Freizeit beim SV Schopfloch kickt, gerne in der Natur unterwegs ist oder ein Buch zur Hand nimmt, Ende Februar abschließen. Seine Zukunft sieht er im Unternehmen. Er schätzt die kurzen Wege zwischen Abteilungen und Hierarchieebenen und die familiäre Atmosphäre. „Ich möchte gerne bleiben und weiterhin zum gemeinsamen Erfolg beitragen.“
Handwerk trifft Digitalisierung
Mit einer 400-jährigen Firmengeschichte gehört die Nestle Fenster GmbH zu den ältesten Fensterbaubetrieben in Deutschland. Am 2018 erweiterten Produktionsstandort Hörschweiler werden Holz-, Holz-Alu- und Kunststofffenster sowie Hebeschiebetüren und Haustüren gefertigt. In Tumlingen sind Verwaltung und Vertrieb sowie die Ideenwelt für Fenster und Türen, eine der größten Ausstellungen ihrer Art in der Region, angesiedelt. Das in der zwölften Generation inhabergeführte Unternehmen bietet modern ausgestattete Arbeitsplätze in Produktion und Verwaltung. Für Monteure ist das Tablet, das jederzeit den Zugriff auf digitalisierte Pläne ermöglicht, längst ein alltägliches Werkzeug. Hinzu kommen flexible Arbeitszeiten und weitere Benefits, wie beispielsweise das Bike-Leasing. Aktuell sind 70 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen will junge Menschen für das Handwerk begeistern und investiert in Nachwuchswerbung und Ausbildung. Derzeit werden vier Lehrlinge in gewerblichen und kaufmännischen Berufen ausgebildet.