Das Handwerk zählt seit Jahren zu den Berufsbereichen, die am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind. In vielen Branchen fehlt es an qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern. Zwar hat sich die Entwicklung im Kammerbezirk aufgrund der schwachen Konjunktur im vergangenen Jahr etwas abgeschwächt.„Das strukturelle Problem bleibt davon unberührt“, betont Christiane Nowottny, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen. „Quer durch alle Branchen ist es für Unternehmen schwieriger geworden, offene Stellen adäquat zu besetzen. So gab es im Bezirk der Arbeitsagentur Reutlingen, zu dem die Landkreise Reutlingen und Tübingen gehören, im Jahr 2022/2023 für 69,9 Prozent der offenen Stellen keine passenden qualifizierten Arbeitssuchenden.“
Die Folgen sind bereits deutlich zu spüren: Kunden müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen, Unternehmen verlieren an Agilität und Wettbewerbsfähigkeit. Ein Problem, das immer drängender wird, ist die Nachfolge. In jedem fünften Betrieb in der Region steht in den nächsten sieben Jahren der Generationswechsel an.„Ohne qualifizierte Fachkräfte, die sich als Nachfolger selbständig machen, droht vielen Unternehmen das Aus“, warnt Nowottny.
Nahezu alle Branchen betroffen
Das Problem zieht sich durch alle Handwerksbereiche, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. So können beispielsweise in den boomenden Branchen, die sich mit dem Klimaschutz beschäftigen, etwa bei den Anlagenmechanikern Sanitär-Heizung-Klima und den Elektrotechnikern, längst nicht alle offenen Stellen besetzt werden. Mitunter prekär ist die Situation in den Bäckereien und Metzgereien. Immer häufiger verschwinden Betriebe vom Markt, weil es keine Nachfolger gibt.
Der Mangel als Chance
Der Wettbewerb um Talente ist für Betriebe härter geworden. Umgekehrt gilt: Schulabgänger eröffnen sich eine Vielzahl von Chancen. „Junge Leute, die etwas bewegen wollen, finden im Handwerk sichere Jobs und eine hervorragende Basis für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn, ob angestellt oder selbständig“, betont Nowottny.
Seit jeher sei der Stellenwert der Ausbildung im Handwerk hoch. „Selbst auszubilden, ist und bleibt der Königsweg, um qualifizierte Mitarbeiter für ein Unternehmen zu gewinnen. Und Betriebe wissen, dass Bewerbungen heutzutage kein Selbstläufer mehr sind“, so Nowottny. Eine Baustelle sei die Arbeitgeberattraktivität. „Neben dem Entgelt und freiwilligen Leistungen sind das Betriebsklima, eine offene Kommunikation und die Entwicklungsmöglichkeiten entscheidende Kriterien.“
Vielseitige Jobs und fachliche Herausforderungen biete das Handwerk ohnehin. „Man denke nur an die Themen Energieeffizienz, E-Mobilität und Nachhaltigkeit. Ohne Handwerk geht in diesen Bereichen nichts voran.“
Lehrstellen finden
Wer auf der Suche nach einer spannenden und zukunftsfähigen Ausbildung ist, findet in der regelmäßig aktualisierten Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Reutlingen sowohl die freien Ausbildungsplätze als auch Praktikumsstellen im Handwerk,
Info
www.hwk-reutlingen.de/lehrstellensuche
App „Lehrstellenradar“