Zum anderen kennt kaum einer die Jugendlichen so gut wie die Eltern: „Wo liegen die Talente des Kindes, wo sind die Fähigkeiten im schulischen und privaten Bereich besonders ausgeprägt und wo geht das Herz auf, woran hat das Kind Freude?“, so die Berufsberaterin.
Eltern als Mutmacher und Unterstützer
Eltern sind auch Mutmacher. „Sie haben unbedingt die Aufgabe, emotional zu unterstützen“, sagt Riese. „Sie bauen bei Rückschlägen auf, wenn es vielleicht eine Absage gegeben oder ein Praktikum nicht so gut geklappt hat.“ Sie wirbt außerdem dafür, dass Eltern ihr Kind zu einer Berufsberatung begleiten. So bekommt das Kind nicht das Gefühl, die ganze Last der Entscheidung alleine tragen zu müssen. Stattdessen übernehmen Eltern und Jugendliche gemeinsam die Verantwortung bei der Berufsfindung, „der oder die Jugendliche idealerweise zu mindestens 51 Prozent“, sagt Riese.
Eltern als Zuhörer
Eltern sollten ihren Kindern vor allem zuhören, sagt Katja von Glinowiecki. Dazu gehört es etwa, offene Fragen zu stellen und den Nachwuchs zu motivieren, mit Selbstvertrauen einen eigenen Weg zu finden. Die Orientierungscoachin plädiert außerdem dafür, gelassen zu bleiben. „Der Weg ist ja nicht zu Ende, auch wenn man noch mal wechselt. Man gewinnt Erfahrung.“
Eltern als Motivationscoach
Bei einer Null-Bock-auf-garnichts-Haltung könnten Eltern versuchen, Anreize zu geben, indem sie zum Beispiel aufzeigen: „Was bringt es dir, dich jetzt mit deiner Berufswahl zu beschäftigen? Du hast mehr Freiheiten, bist nicht mehr so abhängig von uns ...“ Das Eingeständnis, noch gar keinen Plan zu haben, ist kein Drama und kann am Anfang der Überlegungen stehen. „Berufswahl kann auch Freude machen“, ist Riese überzeugt.
Eltern als Feedbackgeber
Und wenn Kind und Eltern komplett entgegengesetzte Vorstellungen haben? „Eltern sollten immer überlegen: Gebe ich einen Rat oder projiziere ich meine eigenen Wünsche?“, sagt von Glinowiecki. Auch über scheinbar unrealistische Jobwünsche solle man ins Gespräch kommen. „Unbedingt ernst nehmen“, rät Sibylle Riese. Und dann weiterfragen: „Wie kommst du darauf?“ Dann kann man gemeinsam die konkreten Job-Anforderungen recherchieren und prüfen, ob es zum Kind passt.
Dritte ins Boot holen
Dritte können weiterhelfen und neue Perspektiven ins Spiel bringen. Das kann die Klassenlehrerin sein oder ein Berufsberater, eine Coachin oder Freunde, die das Kind gut kennen. Ein Blick von außen kann auch helfen, wenn Plan A nicht funktioniert. Denn auch das ist wichtig: sich nicht auf einen ganz bestimmten Job zu fixieren. Riese spricht daher lieber von Berufsfeldern. „Ich versuche immer Mut zu machen: Du kannst dich auch mit ähnlichen Berufen anfreunden.“ dpa