Für manche Menschen ist der Montag ein Arbeitstag wie jeder andere. Für manche ist er allerdings eine große Hürde und sorgt womöglich schon am Sonntagabend für schlechte Laune. Laut dem Arbeits- und Organisationspsychologen Oliver Weigelt von der Uni Leipzig ist das Wohlbefinden oder die Energie am Montag zwar nicht generell viel niedriger als an anderen Tagen. „Es gibt das Montagstief aber schon insofern, als dass der Unterschied zwischen dem Wochenende und dem ersten Tag der Arbeitswoche ziemlich groß ist“, so Weigelt. Die Entspannung vom Sonntag fällt weg. Man muss sich innerhalb eines Tages umstellen und womöglich früher aufstehen. Das kann dazu führen, dass man den Montag im Vergleich zu anderen Arbeitstagen als nerviger wahrnimmt.
Doch wie lässt sich möglichst gut in die neue Arbeitswoche starten? Ein aktueller Social-Media-Trend zu dem Thema ist der sogenannte „Bare Minimum Monday“, den die Start-up-Gründerin Marisa Jo Mayes zunächst auf TikTok ins Spiel brachte. Der Stress zum Wochenstart und die schlechte Laune schon am Sonntagabend sollen sich demnach umgehen lassen, in-dem man sich am Montag so wenige Aufgaben wie nur möglich vornimmt und lediglich das erledigt, was wirklich sein muss. Im besten Fall genügen schon zwei Stunden Arbeit.
Weniger tun, hilft wenig
Ob der„Bare Minimum Monday“ allerdings die richtige Methode ist, um den Montag gut zu überstehen?„Das kann funktionieren, wenn man weiß, dass man mit dem Montag auf Kriegsfuß steht“, so der Arbeits- und Organisationspsychologe Weigelt. Die Frage sei aber, wie realistisch das wirklich ist. Effektiver und im Job womöglich leichter umsetzbar: Alle Arbeitstage so planen, dass sie ausgeglichen sind und die jeweils anstehenden Aufgaben an jedem einzelnen Arbeitstag machbar. Karrierecoach Tanja Herrmann-Hurtzig empfiehlt, die Woche mit Aufgaben zu starten, die einem leicht fallen und Spaß machen. Auch Weigelt zufolge haben Studien ergeben, dass vor allem Vorfreude den Start in die Woche erleichtert: „Man nimmt am meisten Energie und Schwung aus dem Wochenende mit, wenn man interessante Aufgaben vor sich hat.“
Bei manchen Menschen funktioniert allerdings auch die „Eat the Frog“-Methode. Hier bei werden die unangenehmen, schwierigen Aufgaben zuerst erledigt. Anschließend lässt sich erleichtert weiterarbeiten. Was besser zu einem passt, kann man jeweils ausprobieren. Vermeiden sollte man am Montag allerdings das Gegenteil des „Bare Minimum Monday“, nämlich sich den Montag bis obenhin mit Aufgaben vollzupacken. Am Ende ist man nur gefrustet, wenn nicht alles geschafft wurde, so Karriere-Coach Herrmann-Hurtzig.
Ein guter Plan hilft
Besser: Sich zum Start in die Woche einen Plan für die anstehenden Aufgaben machen. „Und sich dann auch zu fragen: Wie lang brauche ich dafür eigentlich? Wie kann ich Puffer und Pausen einplanen?“, so Weigelt. Natürlich kann auch dann etwas dazwischen kommen, nicht alles läuft immer wie geplant. Dem Stress im Vorfeld lässt sich so aber zumindest entgegenwirken. Außerdem sinnvoll: Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit priorisieren und mit einer To-do-Liste arbeiten. So geraten weniger dringliche Aufgaben nicht in Vergessenheit. Und die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn man einen Punkt der To-do-Liste abhaken kann, sind Herrmann-Hurtzig zufolge motivierend. Besonders am Freitagnachmittag kann es eine gute Idee sein, erledigte Aufgaben oder auch Erfolge zu notieren. Sieht man, welche To-dos schon vor dem Wochenende abgehakt wurden und nicht mehr mit in die nächste Woche geschleppt werden, kann das den Start am darauffolgenden Montag erleichtern. Und wer auch nach Feierabend oder am Wochenende oft an den Job denken muss, schaltet mit Hilfe einer To-do-Liste womöglich besser ab.
Plausch mit Kollegen kann motivieren
Ebenfalls eine gute Idee für einen guten Start in die Arbeitswoche: Sich auf kleine Momente fokussieren, die Spaß machen, ein Spaziergang oder ein Gespräch mit den Kollegen oder Kolleginnen in der Mittagspause etwa. Denn die persönliche Einstellung hat nicht nur montags einen großen Einfluss auf die Arbeitsmotivation. „Wenn man den Fokus darauf lenkt, dass ich irgendwas schrecklich finde, dann wird es immer schlimmer“, so Herrmann-Hurtzig. „Wenn ich aber versuche, den Fokus auf das Positive zu lenken, habe ich die Chance, dass es aufwärts geht.“ Doch Vorsicht: Das Montagstief lässt sich zwar kurzfristig mit kleinen Tricks überbrücken. Hat man am Wochenende aber regelmäßig Angst vor der bevorstehenden Arbeitswoche, sollte man laut Weigelt das Übel an der Wurzel packen. Das muss nicht immer gleich der Jobwechsel sein. Auch einfach mal „Nein“ zu Aufgaben sagen, kann ein Schritt in die richtige Richtung sein, wenn der Terminkalender komplett voll ist. Und hierfür ist die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen das A und O, so Herrmann-Hurtzig. Klar, nicht jeder ist immer in der Position, alle Aufgaben, die einem nicht passen, abzugeben. Trotzdem sei es laut Herrmann-Hurtzig wichtig, „Grenzen zu setzen und zu sagen, dieses kann ich, aber das kann ich halt jetzt nicht mehr machen.“ dpa