Lockdowns, Energiekrise, Ukraine-Krieg – genauso wie wir alle sind auch viele Betriebe derzeit schwer gebeutelt. Was für Firmen noch dazukommt, ist der Fachkräftemangel. Der hatte sich schon vor Jahren angedeutet und wird immer krasser. „Nach derzeitiger bundesweiter Hochrechnung fehlen etwa 400 000 Fachkräfte“, sagt Peter Haas, Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerkstags. Auch und gerade im Handwerk ist der Mangel groß. „Heizungsinstallateure werden genauso gesucht wie Dachdecker, Metzger und Maler. Die Pandemie hat zudem dazu geführt, dass in den letzten zwei Jahren viele Friseurinnen und Friseure aufgrund des Lockdowns ihren Beruf aufgegeben haben.“
Digitalisierung als Chance
Mit Kampagnen und Projekten wird gegengesteuert. Dabei sprechen die Handwerksbetriebe auch Abiturienten an, denn, so Haas: „Abitur ist keine Studienverpflichtung.“ Er setzt auf den provokanten Werbeslogan „Mach erstmal etwas Sinnvolles. Studieren kannst du immer noch.“ Das Handwerk biete abwechslungsreiche Jobs. Die Digitalisierung mache viele Berufe noch spannender, wie „Bäckereien, die für ihre Produktionsplanung künstliche Intelligenz einsetzen oder ein Heizungsbauer, der dank Sensorik Wartungsarbeiten just in time anbietet“. Er selbst habe im Bekanntenkreis erlebt, dass Karrieren nicht immer schnurgerade laufen: „Ich kenne eine Frau, die nach dem Abitur erst Germanistik studiert hat, dann frustriert abbrach und zu einem Management-Studium an die FH gewechselt ist. Parallel hat sie eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Die Perspektive, ein Leben lang im Büro zu verbringen, hat ihr aber auch nicht gefallen. Mit Anfang 30 hat sie dann nochmal eine Ausbildung angefangen – als Dachdeckerin, sie steht jetzt kurz vor der Meisterprüfung.“ ka