Leistung, Aussehen oder doch alles Glück?
Sonderveröffentlichung

Berufswahl & Zukunft Leistung, Aussehen oder doch alles Glück?

Für eine spätere Karriere zählt nur die Leistung, denkt so mancher. Doch auch ein gutes Netzwerk ist nicht zu unterschätzen.

Mit dem Knüpfen von Kontakten sollte man schon in der Ausbildung beginnen. Foto: industrieblickf/adobe.stock.com

30.01.2023

Was braucht man, wenn man Erfolg im Beruf haben möchte? Für die meisten ist die Antwort klar: Leistung ist entscheidend. Oder auch: Eine gute Ausbildung sowie Fleiß, Glück und Durchsetzungsvermögen. ,,Ein Drittel Sein, ein Drittel Schein und ein Drittel Schwein", formulieren manche flapsig. Aber so funktioniert der Aufstieg auf der Karriereleiter nicht unbedingt. Die Soziologin Dorothee Echter bringt es auf eine andere Formel: „Die Währung für ,Anerkennung bekommen ist,Anerkennung geben'."

Karriere nach dem Sponsorenprinzip?

Ihren Erfahrungen nach sind es häufig Karrieremythen, die beruflich hemmen. Etwa zu denken, dass Schmeicheln und Schleimen hilft, dass man Karriere macht, wenn man sich durchsetzt, dass ,,die da oben" ohnehin narzisstische Egomanen sind. Worauf kommt es also an? ,,Wirklich gute Leistung zu bringen, ist die Basis. Vor allem am Anfang ist das wichtig", sagt Echter. Danach müssen jedoch andere entscheidende Kompetenzen hinzukommen. Das würden auch umfangreiche Daten aus der Forschung zeigen, sagt der Diplom-Psychologe Prof. Florian Becker. Leistung sei zwar nicht egal, aber weit weniger wichtig als viele glauben. Natürlich ist es wichtig, früh zur Arbeit zu gehen und lange zu bleiben", so Becker. ,,Aber nicht, weil du dann mehr leistest, sondern weil du dann mehr da bist, automatisch mehr Informationen, Chancen und Netzwerk bekommst." Weil man Gebeispielsweise den schäftsführer in der Tiefgarage trifft oder den Projektleiter vor der Kaffeemaschine. Karriere erfolge nach dem Sponsorenprinzip: „Meist entscheidet ein kleiner Zirkel mächtiger Menschen." Und diese Entscheider würden sich unbewusst an irrationalen und emotionalen Kriterien orientieren. Manager neigen etwa dazu, jene Mitarbeiter zu fördern, die ihnen ähneln und sympathisch sind, die zum Beispiel eine tiefe Stimme haben oder groß und attraktiv sind.

„Beziehungen sind eine Rutschbahn nach oben.”

Karl Farkas (1893-1971), österreichischer Schauspieler und Kabarettist

Da Karriere also nicht rational funktioniert, macht es für ambitionierte Menschen Sinn, sich zuerst von dem Glaubenssatz zu verabschieden, dass nur die Leistung zählt. Um oben dabei sein zu können, sei es wichtiger, die Spielregeln des Networkings zu kennen. ,,Wenn du Karriere machen willst, solltest du soziales Kapital aufbauen und gute Kontakte knüpfen", rät Becker.

Mit Wertschätzung Wohlwollen erzeugen

,,Die meisten unterschätzen, dass jede Empfehlung, jede Förderung und jede Berufung entscheidend mit dem Wohlwollen vieler Menschen zu tun hat", sagt Dorothee Echter. Sie empfiehlt, „mit großen, positiven Worten" nicht nur über sich selbst zu sprechen, sondern auch über andere. Und anderen immer positive Motive zu unterstellen. Das Zauberwort sei Wertschätzung - und zwar sowohl nach innen als auch nach außen. Ebenso wichtig, wie das Richtige zu tun, sei es, das Falsche zu unterlassen. Der Empfehlungsprozess ist nämlich höchst empfindlich. Er wird durch kleinste Unhöflichkeiten, mangelnde Wertschätzung und vor allem durch negatives Reden gestört. Stattdessen sollte man die Chance nutzen, genau dann zu helfen, wenn der Chef ein Problem hat. Was nicht heißt, dass man sich anbiedern sollte. dpa