Ein Praktikum sollte keine lästige Pflicht sein. Denn Praktika im Lebenslauf erhöhen die Chance, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu erhalten - das wissen heute fast alle Schüler und Studenten. Denn inzwischen sind in den Lehrplänen der meisten Schulformen in fast allen Bundesländern Berufspraktika vorgesehen. Ähnlich verhält es sich bei den Bachelor- und Master-Studiengängen. Hier ist ein mehrmonatiges Praktikum zum Teil sogar Voraussetzung, um einen Studienplatz zu erlangen.
Doch worauf sollte man bei der Wahl des Praktikumsplatzes achten? Wichtig ist, das vorgeschriebene Praktikum nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance zu sehen. Schüler und Studenten sollten also nicht nach Easygoing oder viel Gehalt suchen, sondern die Praktika ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend aussuchen. Nicht selten absolvieren Schüler ihre Praktika auch, ohne sich zu bewerben, im elterlichen Betrieb oder bei Bekannten ihrer Eltern. Das gewährt ihnen aber oft keinen realistischen Einblick in die Arbeitswelt. Deshalb sollten solche Praktikumsplätze nur in Ausnahmefällen gewählt werden.
Praktische Erfahrungen
Checken sollte man im Vorfeld: Kann der Schüler in dem Betrieb Tätigkeiten verrichten, die er als sinnvoll erfährt und bei denen er stolz auf das Geleistete ist? Das ist tendenziell eher in Kleinbetrieben der Fall, denn diese sind nicht so arbeitsteilig organisiert wie Konzerne organisiert sind. Inzwischen bieten jedoch zahlreiche Großunternehmen „Schnupper-Praktika“ für Schüler an, die didaktisch so konzipiert sind, dass diese Ziele erreichen werden. Um diese Praktikumsstellen muss man sich frühzeitig bewerben, denn sie sind begehrt. Generell gilt: Praktika sind gut, doch nicht die Masse macht's, sondern die Qualität. Denn die Personalverantwortlichen in den Unternehmen registrieren zwar durchaus, wie viele Praktika ein Bewerber absolviert hat. Mehr interessiert sie aber: Wo wurden diese absolviert? Dabei ist weniger der Unternehmensname von Interesse als die Branche beziehungsweise der Unternehmensbereich, in dem der Praktikant tätig war. Die Personalverantwortlichen interessiert auch das Arbeitszeugnis. Was machte der Praktikant konkret? Deshalb sollte die Praktikumsbescheinigung wie ein Arbeitszeugnis eine Beschreibung enthalten, welche Tätigkeiten der Praktikant ausgeübt und welche Erfahrungen er gesammelt hat. Zudem sollte hervorgehen, welche Erfahrung der Arbeitgeber mit dem Praktikant gemach hat.
Die Praktika gezielt auswählen und planen
Hat ein Bewerber mehrere Praktika absolviert, achten die Personalbetreuer auch darauf: Ist in deren Abfolge eine Entwicklungslinie erkennbar? Folgen zum Beispiel auf die ersten Praktika, die primär der Berufsorientierung dienen, Praktika, die bereits eine berufliche Schwerpunktsetzung erkennen lassen?
Denn es wirkt wenig glaubwürdig, wenn ein frischgebackener Betriebswirt in seiner Bewerbung schreibt: „Ich interessiere mich seit Jahren für die Arbeit in einer Bank“, aber noch nie auch nur für eine einzige Bank tätig war.
Oder wenn ein Informatiker an einer Stellenanzeige interessiert ist und seine Qualifikation in seinem Anschreiben lautet: „Ich habe Erfahrung mit Großrechnern“, obwohl er seine Praktika ausschließlich bei Unternehmen absolviert hat, die nur mit Client-Server-Systemen arbeiten. Lügen lohnt sich nicht, es kommt am Ende doch raus. Janne Siemens