Sich für die Gesellschaft einbringen, einen sinnvollen Beitrag leisten, etwas zurückgeben, seine Zeit sinnvoll gestalten, neue Menschen kennenlernen: Die Gründe, warum sich Menschen für den Bundesfreiwilligendienst entscheiden, sind vielfältig und häufig auch sehr persönlicher Natur. Im Grunde kann sich jeder beim Bundesfreiwilligendienst einbringen. Doch ein paar Dinge gibt es zu beachten.
1. Was ist der Bundesfreiwilligendienst eigentlich? Hinter diesem etwas langem Begriff verbirgt sich ein freiwilliges zivilgesellschaftliches Engagement, an dem sich jeder Bürger in Deutschland beteiligen kann, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Nationalität.
2. Wie alt muss man sein, um am Bundesfreiwilligendienst teilzunehmen? Der Bundesfreiwilligendienst bietet jedem Menschen die Möglichkeit sich einzubringen - das Alter spielt keine Rolle. Es gibt auch keine Altersobergrenze.
3. Ist ein bestimmter Schulabschluss eine Voraussetzung? Nein, der Schulabschluss spielt keine Rolle. Man muss als Teilnehmer aber mindestens die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben. Diese endet, je nach Bundesland, im Alter von 15 oder 16 Jahren. Wichtiger als der Schulabschluss sind andere Dinge. Zum Beispiel ein offenes Ohr, um Menschen zuhören zu können, die von ihren Sorgen und Nöten sprechen, der Wille, mal richtig mit anzupacken, um Dinge zu verändern oder die Fähigkeit, sich auf neue Menschen und unbekannte Situation einzulassen.
4. In welchen Bereichen kann man Bundesfreiwilligendienst leisten? Hier sind die Möglichkeiten sehr vielfältig und ermöglichen es, sich in einem Bereich einzubringen, der einen besonders interessiert oder in dem man sich auch schon auskennt, weil man darin zum Beispiel schon gearbeitet hat. Es gibt ihn im sozialen Bereich, mit Einsatz in der Kita, im Seniorenheim, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung oder der Obdachlosenhilfe, im Zivil- und Katastrophenschutz, im Bereich Umwelt- und Naturschutz, mit Einsatz in einem Nationalpark, im Zoo oder beim Forstamt, im kulturellen Bereich, mit Einsatz im Museum oder bei einem Kulturverein, im Bereich der Integration, mit Einsatz bei Sprachkursen oder in der Flüchtlingshilfe, im Bereich Sport, mit Einsatz in Sportvereinen oder beim Gesundheitsport und im Bildungsbereich, mit Einsatz bei Ganztagsschulen oder zur Hausaufgabenbetreuung.
5. Bekommt man ein Gehalt? Grundsätzlich ist die Tätigkeit ein freiwilliges und unentgeltliches Engagement. Allerdings gibt es ein Taschengeld in Höhe von maximal 423 Euro im Monat. Die Höhe des Taschengeldes wird direkt mit der Einrichtung vereinbart. Auch kann vereinbart werden, dass die Einrichtung Unterkunft, Verpflegung oder Arbeitskleidung stellt. Hinsichtlich der Sozialversicherungen ist der Bundesfreiwilligendienst einem Ausbildungsverhältnis gleichgestellt. Zudem bekommen alle Teilnehmer den Freiwilligenausweis, der Vergünstigungen ermöglicht, zum Beispiel beim Ticket für den ÖPNV oder beim Eintritt in Museen, Kinos oder Schwimmbäder.
6. Wie lange dauert der Bundesfreiwilligendienst? Die Dauer liegt bei sechs bis 18 Monaten, die meisten Teilnehmer entscheiden sich für eine Dauer von 12 Monaten. Je nach Einsatzort kann der Dienst auch auf 24 Monate verlängert werden. Für Teilnehmer unter 18 Jahren gelten besondere Schutzvorschriften hinsichtlich Arbeitszeit oder Nachtarbeit.
7. Wo kann man sich bewerben? Es gibt keine bundesweite Bewerbungsstelle, sondern bei Interesse an diesem Angebot wendet man sich direkt an die Einrichtung vor Ort, in der man den Dienst gerne absolvieren würde. Auch gibt es keine Bewerbungszeit, man kann also jederzeit anfragen, ob eine Stelle verfügbar ist und bespricht alle Details dann mit der jeweiligen Einrichtung. Anne Meßmer
Die Vorgeschichte
Ende 2010 wurde vom Bundeskabinett die Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes beschlossen.
Schon im Vorfeld gab es eine Debatte und verschiedene Vorschläge für einen freiwilligen Ersatzdienst.
Am Ende einigte man sich auf den Bundesfreiwilligendienst, der zum 1. Juli 2011 eingeführt wurde und, nach anfänglicher Zurückhaltung, als Erfolg gilt.
Im Jahr 2021 gab es in Deutschland 37 404 ,Bufdis", wie man die Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst nennt.
Schweizer Exportschlager
Dass die kleine Schweiz für die mitunter beste Schokolade der Welt bekannt ist, wissen viele. Doch nur wenigen ist bekannt, dass in dem Alpenland auch die Wiege des Freiwilligendienstes liegt.
Pierre Cérésole, geboren im Jahre 1879 in Lausanne, hatte eine behütete Kindheit. Nach seinem Schulabschluss studierte er in Zürich, wurde Ingenieur und promovierte. Eine ihm angebotene Professur schlug er aber aus, um sich einem Leben voller Religion zu widmen. Und in ihm wuchs noch ein großer Wunsch heran: Gutes für andere zu tun.
Auf seinen Relsen, die ihn unter anderem nach Japan oder Hawall führten, wurde Cérésole auf soziale Missstände aufmerksam, die sein Leben prägen sollten.
Im Jahr 1920 rief Cérésole den "Service Civil Internatlonal" (SCI) ins Leben. Für diesen trommelte er junge Menschen aus allen europäischen Ländern zusammen. Seine Arbeit als Ingenieur hatte er im Jahr zuvor aufgegeben. Zusammen bauten sie das Dorf Enes-en-Argonne wieder auf, das auf dem Gebiet des Schlachtfeldes von Verdun lag. Die Arbeit sollte aber nicht nur den Menschen wieder eine Heimat geben, sondern auch zur Völkerverständigung beitragen.
Zwei Dinge waren zu diesen Zeiten ungewöhnlich: Dass sich sowohl Männer als auch Frauen einbrachten und das freiwillige bürgerschaftliche Engagement.